Velbert. Das Schuhgeschäft Mawick wird komplett schließen. Ursula Paulicks Copy-Shop sowie Schuhtechniker Klaus Bockstruck rappeln sich gerade wieder auf.
„Toll is et nicht“, sagt Klaus Bockstruck mit seinem unverkennbaren Ruhrgebietseinschlag. Seit 1992 ist der Essener mit seiner orthopädischen Schuhtechnik in Langenberg beheimatet, hatte sein Ladenlokal in der Vosskuhlstraße – bis zu jenem verhängnisvollen 15. Juli, an dem ein großer Teil der historischen Altstadt und ihrer Umgebung überschwemmt wurde – vom eigentlich so ruhigen Deilbach.
Nach dem Hochwasser hatten ihm verschiedene Gutachter ans Herz gelegt, eine halbjährige Auszeit einzulegen, denn sein Geschäft müsse kernsaniert werden. „Darauf hatte ich keine Lust“, sagt Bockstruck. „Ich bin jetzt fast 63, da hätte ich danach kein’ Bock mehr gehabt – außerdem hätte ich meine Kunden verloren.“ Einfach verabschieden also? Nein, so einfach wollte er nicht aus Langenberg verschwinden.
Morsche Stützpfeiler
Seit Anfang September hat Bockstruck deshalb provisorisch ein Ladenlokal auf der Hauptstraße gemietet, zuerst einmal bis April 2022. Ob er dann in seinen alten Laden zurückkommen kann, steht in den Sternen – denn bei den Renovierungsarbeiten kam heraus, dass die Stützpfeiler des alten Hauses morsch sind. Im neuen Geschäft hat der Schuhtechniker keine großen, schweren Geräte („geht nicht, der Untergrund ist hohl, da sitze ich sonst schnell ne Etage tiefer“), nur einige Schuhe und Trennwände zum Schutz der Kundenprivatsphäre hat er aufgebaut. „Die Kunden kommen im Prinzip wie vorher, aber an den finanziellen Verlust will ich gar nicht denken – da krich ich Sturzblut.“
In dritter Generation
Noch extremer sind die Auswirkungen des Hochwassers auf das Schuhgeschäft Mawick. Das Traditionshaus aus der Langenberger Unterstadt verkauft seine letzten Schuhe gerade in der Hellerstraße 16 zwischen Werner und Flammkuchenhaus. 50 Prozent gibt es dort auf alles, Kinderschuhe kosten nur noch zehn Euro statt 50, 60 oder 70. „Denn wir müssen bald schließen“, sagt Silvia Brück, die 36 Jahre lang für den Schuhladen und dessen 84-jährige Inhaberin Brigitte Lambertz gearbeitet hat, die das Geschäft in der dritten Generation führte.
Ausverkauf läuft nur schleppend
„Wir liegen in den letzten Zügen“, sagt Brück, „alles läuft sehr schleppend im Moment – vielleicht vier oder fünf Leute kommen am Tag“. Das, sagt sie, könne sie aber nicht verstehen. „Manche benutzte Kinderschuhe bei e-Bay sind teurer als unsere Rest-Neuware.“ Der Ausverkauf bei Mawick tut Langenberg weh, mit dem Schuhgeschäft geht ein weiteres inhabergeführtes Unternehmen unter. Wenn Brück darüber spricht, ist ihr der Schmerz anzumerken: „Wir haben wirklich noch mit Herz gearbeitet und den Kontakt zum Kunden gesucht.“
Vergrößerter Netto
Vermutlich wird Netto, sobald er zu einem noch unbekannten Datum wiedereröffnet, das ehemalige Ladenlokal von Paulicks anmieten.
„Die wollen sich vergrößern und haben dann wohl auch etwas mit den Räumlichkeiten meines ehemaligen Copy-Shops vor“, sagt sie. „Ich jedenfalls wäre auch lieber da unten geblieben“.
Neues Ladenlokal
Ein schöneres Ende der von der Klimakrise wohl begünstigten Flutkatastrophe gibt es für den Copy-Shop „Copy-Plus“. „Gerade hat sich entschieden, dass wir ein neues Ladenlokal in der Hauptstraße 87, ganz oben, gegenüber der Vereinigten Gesellschaft, beziehen können“, sagt Inhaberin Ursula Paulicks und ihrer Stimme ist zu entnehmen, wie sehr sie das freut. „Wir haben lange ein neues Lokal gesucht, denn die Reparaturen nach dem Hochwasser gestalteten sich viel aufwendiger als zuerst vermutet, die Rede ist von einer sechsstelligen Summe.“
Ein Ende der Not
Noch hat Paulicks keinen konkreten Termin, wann sie wiedereröffnen wird, alles scheint aber auf den 1. oder 15. November hinauszulaufen. „Wir müssen da noch viel umräumen“, sagt sie, klingt aber durchaus optimistisch. Ein Ende der Not scheint in Sicht zu sein.