Velbert. Der Rechtsanspruch auf OGS fordert 1000 neue Plätze. Velbert lässt den Raumbedarf an den Grundschulen ermitteln. Das G 8-Abi ist auch ein Thema.

Der Kita-Ausbau hält Stadt und Träger weiterhin ordentlich auf Trab. Kaum werden an einer oder zwei Stellen hier in Velbert zusätzliche Plätze geschaffen, da tun sich schon andernorts im Stadtgebiet weitere Lücken auf. Im Primarbereich muss für die Mädchen und Jungen in Velbert-Mitte ein kompletter Grundschul-Neubau her. Und um den Rechtsanspruch auf einen Platz in der Offenen Ganztagsbetreuung erfüllen zu können, muss Velbert nach Einschätzung der Fachverwaltung bis zum Ende dieser Dekade voraussichtlich 1000 zusätzliche OGS-Plätze schaffen. Die Verwaltung macht sich nun daran, hierfür den Raumbedarf an den Grundschulen zu ermitteln. Ähnliches steht für die Gymnasien an.

Ist-Zustand und Handlungsoptionen

Die Grundschule an der Kastanienallee kann 100 Prozent OGS abbilden. Das Foto zeigt den Dezernenten Gerno Böll beim Rundgang kurz vor der Inbetriebnahme.
Die Grundschule an der Kastanienallee kann 100 Prozent OGS abbilden. Das Foto zeigt den Dezernenten Gerno Böll beim Rundgang kurz vor der Inbetriebnahme. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Nach Auskunft der für Bildung/Kultur/Sport zuständigen Fachbereichschefin ist man dabei, einen externen Gutachter mit einer Bestandsaufnahme zu beauftragen. „Wir sind in der Ausschreibung“ verkündete Barbara Kirschner im Ratsausschuss für Schule und Bildung. Es gehe darum den Bedarf zu ermitteln, was man wo wie tun müsse. Und möglicherweise werde der Gutachter in manchen Fällen auch zu dem Schluss kommen, dass dort jeweils kein Ausbau und keine Erweiterung möglich sei.

Angaben zu den Kosten

Wir haben keine Raumanalyse explizit für OGS“, erklärte Gerno Böll auf Nachfragen im Ausschuss, und so etwas sei „nebenbei personell schlichtweg nicht leistbar“. Zudem erwarte man von dem Gutachter ebenfalls Auskünfte und Hinweise dazu, führte der Fachdezernent in der Sitzung weiter aus, was an den Schulen unternommen werden könne, die keine ausreichenden Raumkapazitäten hätten. Darüber hinaus wolle man „auch mal ne Hausnummer bekommen, was das Ganze wohl kosten“ werde.

Versorgung liegt bei rund 50 Prozent

Barbara Kirschner leitet bei der Stadt den Fachbereich Bildung/Kultur/Sport.
Barbara Kirschner leitet bei der Stadt den Fachbereich Bildung/Kultur/Sport. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Im zurückliegenden Sommer gingen vor Ort knapp 3250 Mächen und Jungen – so der Stand vom letzten Juni – in die erste bis vierte Klasse einer der zwölf städt. Grundschulen. Für sie standen rund 1600 Plätze im OGS-Bereich und in der Kurzzeitbetreuung zur Verfügung.

Veränderte Nutzungen und andere Zeiten

Experten gehen von einer OGS-Nachfrage in Höhe von 75 bis 80 Prozent aus. Die eingangs erwähnten 1000 Plätze sind auf der Basis von 75 Prozent kalkuliert. Die noch recht neue Grundschule an der Kastanienallee kann 100 Prozent OGS abbilden; für die noch neu zu bauende Grundschule auf dem so genannten Pestalozzi-Platz an der Grünstraße wird der Raumbedarf in puncto OGS-Rechtsanspruch natürlich schon in der Planung berücksichtigt. „Dafür werden wir an anderen Grundschulen zu niedrigeren Zahlen kommen“, mutmaßt Kirschner. „Wir werden aber an allen Schulen mehr als 50 Prozent OGS aufnehmen können.“ Es werde nicht dazu kommen, „dass ein Kind zur Schule A und zur OGS B geht“. Barbara Kirschner betont: „Es geht nicht nur darum Räume und Quadratmeter zu zählen“, vielmehr gehe es z. B. ebenso um multifunktionale Möblierungen und veränderte, flexiblere Nutzungen. Oder auch um eine Ausdehnung der Nutzungszeiten. „Wir müssen vielleicht mal in den rhythmisierten Ganztag gehen“, denkt Böll laut nach.

Rechtsanspruch kommt schrittweise

Bei der erst zum Schuljahr 2020/21 eröffneten Grundschule in der Oberstadt liegen die guten OGS-Kapazitäten laut Verwaltung nicht an der Größe der Flächen, sondern vielmehr an deren Aufteilung und ihrer zeitgemäßen Nutzung.
Bei der erst zum Schuljahr 2020/21 eröffneten Grundschule in der Oberstadt liegen die guten OGS-Kapazitäten laut Verwaltung nicht an der Größe der Flächen, sondern vielmehr an deren Aufteilung und ihrer zeitgemäßen Nutzung. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Der Rechtsanspruch gilt mit Beginn des Schuljahres 2026/27 zunächst für Kinder der ersten Klassenstufe. Er wird dann sukzessive um je eine Stufe ausgeweitet, so dass ab August 2029 jedes Grundschulkind der Stufen eins bis vier einen Anspruch auf ganztägige Betreuung hat. Das umfasst eine Förderung von acht Stunden täglich an fünf Wochentagen; die Unterrichtszeit wird angerechnet. Die OGS-Teilnahme ist freiwillig.

GSG, NEG und Gymnasium Langenberg im Fokus

Eine zweite Raumanalyse soll die drei Gymnasien in den Blick nehmen. Anlass ist die vollumfängliche Rückkehr zum G 9-Abitur ab Schuljahr 2026/27. Die mit Einführung des G 8-Abis anno 2005 frei gewordenen Räume werden nämlich inzwischen durch geänderte Anforderungen „durchgehend anderweitig genutzt“, etwa für Ganztagsbetreuung, als Mensa, als Klassenräume für Seiteneinsteiger oder als Differenzierungsräume und Selbstlernzentren. Die Verwaltung hält eine Rückführung dieser Räume in den normalen Unterrichtsbetrieb allenfalls in Einzelfällen für denkbar.

Grundschul-Neubau wird später fertig

Der Bau der neuen Grundschule Grünstraße ist EU-weit ausgeschrieben worden. Der städt. Fachbereich Immobilienservice rechnet Mitte Dezember mit dem Eingang verbindlicher – und hoffentlich auch wirtschaftlicher – Angebote.

Klar ist: Eine Inbetriebnahme Mitte 2023 ist nicht mehr zu halten, sondern rutscht wohl ein Jahr nach hinten. Laut Stadt ist kein Anbieter zu diesem ursprünglichen Timing bereit. Die alte Turnhalle soll im Frühjahr abgerissen werden.