Velbert. In Mitte gehen im nächsten Jahr zwei Kita-Neubauten in Betrieb. Doch schon müssen an anderer Stelle in Velbert weitere Plätze geschaffen werden.

In der zweiten Hälfte kommenden Jahres gehen in Velbert-Mitte zwei völlig neue Kitas in Betrieb: eine viergruppige an der Fontanestraße mit Platz für 75 Mädchen und Jungen und eine zweite an der Nordstraße für 90 Kinder in fünf Gruppen. Aber was Bürgermeister Dirk Lukrafka bereits im Sommer beim offiziellen ersten Spatenstich in der Unterstadt gesagt hatte, dass es nämlich mit der Errichtung dieser beiden Kitas für 4,4 bzw. fünf Millionen Euro mit dem notwendigen Ausbau noch nicht getan sei, das zeigt sich jetzt auch sehr deutlich bei der „Fortschreibung der Bedarfsplanung 2021 – Tagesbetreuung von Kindern“. Im Stadtbezirk Neviges fehlt eine komplette Kita, und in Langenberg muss wohl eine zusätzliche Gruppe her.

Neue Einrichtungen schon bald im Kita-Portal

Ingrid Treitz gehört zum Fachbereich Jugend/Familie/Soziales und ist seit mehr als zwölf Jahren für die Jugendhilfeplanung zuständig.
Ingrid Treitz gehört zum Fachbereich Jugend/Familie/Soziales und ist seit mehr als zwölf Jahren für die Jugendhilfeplanung zuständig. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Die alljährlich fällige, kürzlich vom Jugendhilfeausschuss beschlossene Fortschreibung ist die Voraussetzung für die Finanzierung bzw. die Zuschüsse seitens des Landes. Nach Auskunft von Ingrid Treitz liegen beide Neubauten im Zeitplan. „An der Fontanestraße stehen schon die Bauelemente und wir beschäftigen uns bei beiden Projekten bereits mit der Innenausstattung und der Gestaltung der Außenanlagen“, berichtet die für Jugendhilfeplanung zuständige Mitarbeiterin, die zum städt. Fachbereich Jugend/Familie/Soziales gehört. Beide Kitas, deren Träger der ev. Kirchenkreis Niederberg bzw. die Awo werden, würden noch im Laufe dieses Monats auch online im Kita-Portal Velbert zu finden seien, kündigt sie an. Es kämen schon seit Wochen vermehrt Anfragen von Eltern, die halt die Baustellenschilder gesehen hätten.

Prognose und Planung schwieriger

So sieht die Betreuungssituation aus

Im laufenden Jahr, dem Kiga-Jahr 2021/22, gibt es in ganz Velbert für Kinder im Alter bis zu drei Jahren 613 Plätze in Einrichtungen und weitere 190 in der Kindertagespflege. Diese 806 Plätze entsprechen einer Versorgungsquote von 43 Prozent.Für drei- bis sechsjährige Jungen und Mädchen gibt es im Stadtgebiet nahezu ausschließlich Plätze in Einrichtungen. Es sind 2391; das ergibt eine Versorgungsquote von 94 Prozent.

Die Entwicklung im Kita-Bereich ist geprägt von einer „weiterhin gleichbleibend hohen Geburtenzahl“, so Treitz, und einer „weiter wachsenden Zahl“ an Zuzügen von Familien mit Kindern nach Velbert. Dafür zwei Beispiele: In 2017 wohnten vor Ort 705 Kinder im ersten Lebensjahr; dieser Jahrgang ist durch Zuzüge bis heute auf 801 gewachsen. Und der 2018er Jahrgang hat von 725 Kindern auf mittlerweile 810 zugelegt. Beides, Geburten und Zuzüge, sei grundsätzlich erfreulich, meint Ingrid Treitz, allerdings würden Prognose und Planung dadurch nicht gerade einfacher: „Die Herausforderungen sind größer geworden.“ Und: „Der Trend geht zum dritten Kind.“

Neubau in Neviges nötig

Aufgrund der Baustellen-Schilder – hier das von der künftigen Awo-Kita in der Unterstadt an der Nordstraße – haben schon viele Eltern nach Plätzen bei der Stadt Velbert nachgefragt.
Aufgrund der Baustellen-Schilder – hier das von der künftigen Awo-Kita in der Unterstadt an der Nordstraße – haben schon viele Eltern nach Plätzen bei der Stadt Velbert nachgefragt. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Nachdem Neviges bei der Bedarfsplanung schon länger im Fokus war, ist nun klar: In dem Stadtbezirk muss eine weitere, nunmehr zehnte Kita mit vier bis fünf Gruppen her. Hierzu sind eigentlich noch sämtliche Fragen – etwa Standort, Träger etc. – offen, aber der Fachausschuss hat den Kita-Neubau beschlossen. „Jetzt haben wir den Auftrag und können an die Arbeit gehen“, sagt Treitz, verkneift sich aber jegliche Prognose. Dafür gebe es einfach zu viele Unwägbarkeiten, fügt sie hinzu, nennt beispielhaft Baukosten-Entwicklung und Standortsuche.

Entlastung durch Zirkuswagen

Doch damit nicht genug: Für Langenberg ist in der Vorlage lediglich von einer „knapp auskömmlichen“ Versorgung die Rede und auch von der Notwendigkeit, einer sich abzeichnenden Unterversorgung vorzubeugen. Man habe ja bereits mit Hilfe von zwei Zirkuswagen 30 weitere Plätze geschaffen, bilanziert Treitz; jetzt schlage man der Politik eine weitere Gruppe mit rund 20 Plätzen vor.

Der Ausbau im Überblick

Und hier der aktuelle Stand des Ausbaus der Kapazitäten im Überblick: Voraussichtlich im Frühjahr 2022 geht laut Fachverwaltung die Erweiterung der Awo-Kita Tönisheider Straße in Neviges – 40 Plätze für Kinder über drei Jahren – in Betrieb. Die Errichtung eines Neubaus der Einrichtung „Quellenzwerge“ am Berufskolleg Bleibergquelle verzögert sich. Ein Termin für die Inbetriebnahme der zusätzlichen Gruppe für Kinder bis sechs Jahre (20 Plätze) steht noch nicht fest. Für den Ausbau der ev. Kita „Unterm Regenbogen“‘ in der Schubertstraße (Tönisheide) werden aktuell Fördermittel beantragt. Für den Umbau und die Erweiterung der Kolping-Kita Am Lieversholz um eine Gruppe (20 Plätze, davon fünf unter und 15 über drei) sind Fördermittel bewilligt. Die Planung für den Bau einer ev. Kita an der Goebenstraße mit 59 Plätzen für über und 20 für unter drei Jahren wird gerade überprüft; eine Inbetriebnahme ist wohl nicht vor 2023 möglich.

Enorme Kosten-Explosion

Grundsätzlich würden für Stadt und Träger der Kita-Bau und das Schaffen weiterer Plätze „immer schwieriger“, berichtet die Fachfrau. „Die Baukosten gehen enorm in die Höhe“, man erlebe geradezu eine Kosten-Explosion. „Und die Zuschüsse steigen ja nicht; vor Jahren sind wir damit noch gut klar gekommen.“