Langenberg. Der Hotelier Peter Dreist aus Langenberg hat sich Gedanken zum Hochwasserschutz gemacht – und nun sein Konzept vorgestellt.
„Ich bin kein Ingenieur, kenne mich mit rechtlichen Dingen nicht aus, meine Überlegungen sollen einfach nur ein Anstoß sein“, begrüßte Peter Dreist Langenberger Lokalpolitiker, den Beigeordneten Jörg Ostermann und einige interessierte Bürger.
Der Inhaber des „Rosenhaus“ hatte zusammen mit Gerda Klingenfuß in sein Haus geladen, um sich an einer gemütlichen Kaffeetafel über die Hochwasserproblematik auszutauschen. Der Hotelier war in jener katastrophalen Julinacht mäßig betroffen: Wasser lief in den Keller, das durch einen Stromausfall nicht abgepumpt werden konnte.
Stauwall hinter der Bergischen Schweiz
Ganz unvoreingenommen und laienhaft macht der Gastronom den Vorschlag, im Deilbachtal hinter der „Bergischen Schweiz“ einen Stauwall zu errichten. Erstellt aus unbelastetem und geeignetem Bodenaushub könnte ein Becken entstehen, dass zu einem Drittel dauernd mit Wasser gefüllt ist und bei starken Regenfällen so viel Rückhaltekapazitäten vorhält, um Langenberg vor Hochwasser zu schützen. Gleichzeitig soll dieser Stausee touristischen Zwecken und der Freizeitgestaltung dienen.
Der Hardenberger Bach könnte in geografisch sinnvollen Abständen bis vor Neviges mehrere Wälle als Wasserstaustufen erhalten, die den Straßen- und Bahnverkehr nicht einschränken.
Naturschutz wiegt stärker als Tourismus
Stefan Overkamp, von Beruf Raumplaner der sich viel mit Gewässern beschäftigt und für die Grünen im Velberter Rat sitzt, ist sofort aufgestoßen, dass es sich um einen Dauerstau handelt. „Am Deilbach haben wir durchgehend geschützte Gebiete, das wird schwierig. Hinzu kommt, dass Staubecken Gewässer immer beeinträchtigen.“
„Naturschutz wiegt dreimal mehr als eine touristische Nutzung“, ergänzt Carsten Haider vom BUND und fügt hinzu: „Touristen, die hier hin kommen, brauchen keinen Stauteich.“
Flächen sind vorhanden
„Unsere Täler allein sind schon eine Attraktion, um sich hier hin zu bewegen“, findet Thorsten Hilgers (FDP), der weiß, dass es für keinen Landwirt schön ist, wenn sein Land gelegentlich überflutet wird und er es nicht nutzen kann. „Da gibt es finanziellen Ersatz, auch beim Spargel“, spielt der FDP-Fraktionsvorsitzende auf den Kuhlendahl an.
„Wir haben Flächen zwischen Neviges und Langenberg, um dort Wasser zu lagern“, weiß Rainer Hübinger (SPD). Als Vorsitzender des Bezirksausschusses Neviges war er mit dem Thema auf der letzten Sitzung befasst.
Stadt arbeitet an Hochwasserkonzept
Der städtische Beigeordnete Jörg Ostermann war privat drei Mal und jetzt zum zweiten Mal dienstlich von Hochwasser betroffen. Für das Hochwasser im Juli macht er nicht versiegelte Flächen im Einzugsgebiet verantwortlich, sondern die großen Regenmengen.
Er kündigte an, dass die Stadt Velbert und der Bergisch-Rheinische Wasserverband in Kürze ein Fachbüro beauftragen werden, das ein Hochwasserschutzkonzept erarbeitet. „Tatsächlich gibt es an der Kuhlendahler Straße mögliche Rückhalteflächen. Das ist aber ein sehr langer, nicht einfacher Weg. Und man kann nicht sagen, das jede Rückhaltung sinnvoll ist“, geht Jörg Ostermann ergebnisoffen die Sache an.
Hilfsbereitschaft war „Eins A“
Er führt ein Beispiel aus seiner vorherigen Tätigkeit in Wachtberg an, wo das tiefer gelegene Bad Godesberg nur durch einen gewaltigen Kanal vor den Wassermassen geschützt werden konnte.
In einem waren sich die Teilnehmer der Runde einig: Alle lobten die Hilfsbereitschaft und die Zusammenarbeit mit Feuerwehr, Technischen Betrieben Velbert, Stadtwerke und dem Management der Stadt: „Das war Eins A“, dankt Peter Dreist.
Nachwirkung der Juli-Flut
„Mich wundert es, dass im grünen Winkel in Nierenhof gebaut werden durfte, obwohl es ein ausgewiesenes Überschwemmungsgebiet ist“, machte sich Gerda Klingenfuß so ihre Gedanken.„Da lag Baurecht vor, der Investor wollte dort unbedingt bauen, es gab Streit bis zur Bezirksregierung“, berichtete Beigeordneter Jörg Ostermann.