Velbert-Mitte. Das Gebrauchtwarenkaufhaus an der Schwanenstraße in Velbert nimmt Spenden entgegen und gibt den Gegenständen ein zweites Leben.
Im Jahr schmeißen die Deutschen 4,7 Kilogramm Kleidung weg – und das häufig nicht, weil es nicht mehr passt oder kaputt ist, sondern weil es nicht mehr en vogue ist. Dass dies nicht besonders nachhaltig ist, kann man sich denken.
Doch der Verdacht verstärkt sich, wenn man sich ins Gedächtnis ruft, dass allein 7000 Liter Wasser für die Produktion einer einzigen Jeans verbraucht werden. So genannte Fast Fashion, also schnelle Mode, wird dieses Konsumphänomen in der Modeindustrie genannt.
Dem gegenüber stehen Minimalisten, die es sich auf die Fahne geschrieben haben, ein Minimum zu konsumieren – oder Menschen, die bewusst ihre Kleidung aus Secondhand-Läden beziehen. „Früher war es deutlich schambelasteter, bereits getragene Kleidung zukaufen. Heute kommen immer häufiger junge Menschen zu uns“, beobachtet Michael Adler vom Sozialorientierten Service (SOS).
Jedes Einzelteil ist wertvoll
Neben Kleidung gäbe es hier in der Lagerhalle an der Schwanenstraße fast alles: von Kisten voll mit Knöpfen über Bücher, CDs und DVDs bis hin zu Fahrrädern. Das Gebrauchtwaren nimmt Spenden entgegen, überprüft die Artikel, repariert und reinigt falls nötig und verkauft die Ware dann günstiger weiter.
„Nachhaltigkeit spielt bei unserer Arbeit natürlich eine große Rolle“, sagt der Leiter des Gebrauchtwarenkaufhauses und fährt fort: „Wenn wir Spiele bekommen in dem eine Figur oder der Würfel fehlt, schmeißen wir es nicht weg. Nein, wir haben Kisten voll mit Einzelteilen und können die jeweilige Figur und den Würfel ergänzen.“
Dabei stehe für ihn das Bewusstsein, dass jedes Einzelteil – scheine es noch so unbedeutend – wertvoll sei. Vor fast einem Jahr ist das Gebrauchtwarenkaufhaus von Neviges aus nach Velbert-Mitte gezogen. „Am Anfang war hier nur die dreckige Lagerhalle. Wir haben den Innenraum mit viele Mühe und Deko zu dem verändert was unsere Kundinnen und Kunden heute sehen“, schwärmt eine ehrenamtliche Helferin.
Bei der Einrichtung sowie im Verkauf würden in erster Linie nur gespendete Waren verwendet. Deswegen würden schon viele Kundinnen und Kunden einfach so zum Bummeln kommen. „Manche kommen alle zwei Wochen, um sich umzuschauen. Ich kriege oft gesagt, dass man hier immer was finden würde“, lacht Michael Adler.
Ein bunter Treffpunkt
So wurde das Gebrauchtwarenkaufhaus mit der Zeit zum Treffpunkt verschiedenster Menschen. Studierende suchen zwischen den 15.000 Büchern auf der Fläche passende Literatur für ihr Studium. Menschen, die Langzeit-Arbeitslos sind, unterstützen bei Hilfstätigkeiten.
Träger des Gebrauchtwarenkaufhauses ist das Jobcenter. Neben Menschen, denen durch die Arbeit wieder eine Tagesstruktur gegeben wird, arbeiten auch Schulpraktikanten, Ehrenamtliche und einige Festangestellte beim Sozialorientierten Service.
„Alles in allem sind wir mehr als 30 Menschen hier im Gebrauchtwarenkaufhaus“, betont Adler. Dies sei nötig, weil kein Tag dem anderen gleiche. „Es kann sein, dass wir an einem Tag nur zu viert hier stehen und dann ein Lkw mit Spenden kommt“, fährt der Leiter fort.
Vor kurzem wurde das Gebrauchtwarenkaufhaus gefragt, ob es auch Umzug-Kartons als Spende annehmen würde. „Natürlich haben wir diese angenommen“, betont Adler und ergänzt: „Wir können die zum Einlagern, aber auch zum günstigen Weiterverkauf benötigen.“
So werden auch Dinge, von denen man eine weitere Benutzung gar nicht erwartet, wiederverwendet. Das macht das ganze Projekt des sozialorientierten Service nachhaltig.
Das Gebrauchtwarenkaufhaus
An der Schwanenstraße 48a nehmen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Sozialorientierten Dienstes Spenden entgegen, um diese zu reinigen, reparieren und wiederzuverkaufen.Telefonisch ist das Gebrauchtwarenkaufhaus unter 02051 8099230 zu erreichen. Montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr hat der Service für Kundinnen und Kunden geöffnet.