Velbert. Reparieren statt Wegwerfen ist das Motto des neuen Angebots der katholische Kirchengemeinde St. Michael und Paulus. Die Nachfrage ist groß.
Um Punkt neun Uhr stehen schon vier Hilfesuchende vor dem neuen Reparaturcafé der katholischen Gemeinde St. Michael und Paulus in der Mittelstraße: In den Händen tragen sie Tüten oder Pappkartons mit Elektrogeräten, die nicht mehr funktionieren. Aber das soll sich hier bestmöglichst ändern.
Nach der Eröffnung wird dann ausgepackt: Eine Brotschneidemaschine kommt zum Vorschein, zwei Föhne, ein Handstaubsauger. Sich diese Geräte anschauen, das wollen die drei Experten, die jeder einen eigenen Arbeitstisch im Raum stehen haben- und natürlich jede Menge Werkzeug. Während die ersten Gehäuse geöffnet werden, erzählt Julia Wilhelm, Engagementförderin in der Gemeinde, wie die Idee zum Reparaturcafé überhaupt aufkam: „Eine Dame aus der Gemeinde kam auf uns zu, außerdem ist der Nachhaltigkeitsgedanke ja bereits in vielen Köpfen präsent.“
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Nachhaltigkeit steht im Vordergrund
„Wir wollen weg von der Wegwerfgesellschaft“, ergänzt Mitorganisatorin Jasmina Mikic. Die beiden Frauen organisierten also die Räume in der Mittelstraße 2, in denen sonst andere Aktionen des Projekts „Miteinander – Füreinander“ stattfinden, fanden Ehrenamtler, die gerne reparieren, backten Kuchen und kauften Tischlampen für die bessere Beleuchtung der Reparaturgegenstände. „Die Lampen kommen aus dem Sozialkaufhaus, auch hier war uns wichtig, nachhaltig zu handeln“, erzählt Mikic.
Und nun stehen Winfried Köster, Eugen Smolka und Helmut Pottgießer an den Tischen, messen Strom, schrauben und löten. Die Herren stammen aus dem Ingenieurbereich oder reparieren schon seit Jahrzehnten im heimischen Haus und Garten alles selbst. Nun sind sie im Ruhestand und wollen gern anderen mit Fachwissen zur Seite stehen. „Es sieht so aus, als ob der Motor blockiert“, ist die erste Vermutung beim Brotschneider, beim Lüfterrad vom Föhn fehlt ein Stück. Und der Staubsauger? „Der geht wieder“, freut sich die Besitzerin, „das war der Vorführeffekt, was zuhause nicht ging, hat hier wieder reibungslos funktioniert.“
Miteinander ist ebenso wichtig
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Während des Wartens stehen Kaffee und Kuchen bereit, „es geht uns auch um das Miteinander, darum, in Kontakt zu kommen“, betonen Wilhelm und Mikic. „Und wenn jemand etwas von den Profis lernen möchte, geht auch das.“ Max Jähner würde das Team gerne verstärken und die Bandbreite der Reparaturmöglichkeiten erweitern, denn „mein Gebiet ist die Holz- und Kunststoffverarbeitung. Ich kann Spielzeug reparieren, aber auch Stühle oder Hocker. Alles, was man tragen kann, gucke ich mir gerne an. Elektrogeräte bringen ja die Erwachsenen, ich nehme mich auch gerne kaputtgegangenen Holzspielzeugs an.“
Auf dieses Angebot könnten auch Erzieher und Kinder der Kita St. Marien zurückkommen, die direkt gegenüber liegt. Willkommen sind übrigens natürlich alle, die Hilfe suchen, einzige Voraussetzung zur Teilnahme ist der Nachweis eines der 3 G (Genesen, Geimpft, Getestet).
Hinhören und Bedarf ermitteln
Eine Weile später stehen ein Radio – leider stumm – und ein Monitor auf den Tischen, lediglich dem Besitzer des defekten Schmalfilmprojektors mussten die Reparateure eine absage erteilen, weil sich niemand mit dieser speziellen Technik auskennt. „Wir sind begeistert, dass das Angebot direkt so gut angenommen wird“, freuen sich Wilhelm und Mikic – und wollen auch hinhören, falls von den Besuchern des Reparaturcafés andere Bedarfe angesprochen werden. „Wir wollen etwas tun, was wirklich gebraucht wird.“
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Öffnungszeiten
Das Reparaturcafé ist jeden ersten und dritten Freitag im Monat von 9 bis 12 Uhr geöffnet. In den Ferien findet das Angebot in der Mittelstraße 2 aber nicht statt.
Mitgebracht werden können sowohl Elektrogeräte als auch Kleinmöbel oder Holzspielzeug. Eine Gewähr wird nicht übernommen.