Velbert. Ihr Aus schien fast besiegelt, jetzt feiert die Martin-Luther-King-Hauptschule Velbert Geburtstag. Ihre Möglichkeiten sind viel zu wenig bekannt.
Rund 70 neue Jungen und Mädchen hat die Martin-Luther-King-Schule jüngst in ihren Jahrgangsstufen 5 und 7 aufgenommen. Sie haben jetzt ihre ganz persönlichen Wünsche für die Schulzeit an der Grünstraße in Velbert formuliert und zusammen mit Hoffnungen auf ein friedliches Zusammenleben mittels Luftballons auf die Reise geschickt. Das Ganze auf den Tag genau zum zehnten Geburtstag dieser Hauptschule. Und dabei dürfte auch zumindest unausgesprochen so mancher Wunsch dabei gewesen sein, dass dieser Hauptschule eine erneute Achterbahnfahrt erspart bleibt, wie sie sie hinter sich und überstanden hat.
Alle Hürden genommen
Ihr Aus und ihre sukzessive Auflösung schienen endgültig besiegelt, zwei Jahre lang durfte sie keine Neuanmeldungen annehmen – um dann letztlich doch mit Schwung in eine neue Zukunft durchzustarten. Denn die letzte und entscheidende Hürde nahm sie bei den Anmeldungen für das jetzt laufende Schuljahr 2021/22 überdeutlich mit Bravour.
Unverzichtbar und ungefährdet
Die Hauptschule werde „in den nächsten Jahren auf jeden Fall ein fester Bestandteil der weiteren Schulentwicklungsplanung“ sein, versichert Gerno Böll, und sei auch durch den Ausbau der Gesamtschule nicht gefährdet. Der Einsatz habe sich als richtig erweisen, bekräftigt der Fachdezernent. Die Zahlen zeigten, dass sie unverzichtbar sei und gebraucht werde, und zwar mit drei Eingangsklassen.
Montessori zieht
„Wir haben tatsächlich drei neue Klassen“, frohlockt Barbara Kreimer. Die Rektorin (seit 2018) nennt die beiden Eingangsklassen in der fünften Stufe sowie die neue Siebener, die aus Übergängen von der Realschule und von Gymnasien formiert worden sei. Der neu eingeführte Montessori-Zweig habe sich bisher als sehr attraktiv erwiesen, so Kreimer weiter. Er bleibe bestehen: „Also jeweils immer eine Regel- und eine Montessori-Klasse.“
Hauptschule aus voller Überzeugung
Sie sage immer noch „meine Schule“ und habe sie stets weiter im Blick behalten, erzählt Renate Raab, die während des Neubaus im Dienst war, ihn zuvor intensiv mitgeplant“ und den Einzug mitgemacht hat. Die mittlerweile pensionierte Rektorin kennt als Aktive noch die Zeiten, als es in Velbert drei Hauptschulen gegeben hat, moniert (beileibe nicht als Einzige), dass diese Schulform „immer schlecht geredet worden“ sei. Sie habe Beruf und Schulform ganz bewusst gewählt und „mit Leib und Seele“ gelebt. „Man muss sie mögen. Die brauchen mich, damit aus ihnen etwas wird“, sagt sie mit Blick auf die Kinder und Jugendlichen. „Die Hauptsache ist, dass die Beziehungsebene stimmt“, ergänzt zustimmend Kreimer.
Enes kommt gut klar
Ein sehr überzeugendes Beispiel ist Enes. Der 13-Jährige aus der 8 c bekam als Grundschüler Hauptschul-Empfehlungen ausgesprochen – wollte aber eigentlich erst auf die Realschule und möchte mittlerweile partout nicht mehr von der Grünstraße weg. So eine Empfehlung sage nicht alles, „man entwickelt sich ja noch weiter“, weiß er und beteuert: „Ich komme gut klar.“ Enes fährt wesentlich bessere Noten als früher ein, hätte nach der 6 zur Realschule gehen können, aber: „Ich bleib lieber hier.“ Was er möchte? Erstmal Realschulabschluss/Fachoberschulreife – und letztlich das Abi.
In erster Linie zählt das Kind
„Das ist ja gerade der Vorteil der Hauptschule“, knüpft Renate Raab an, „alle Wege sind offen.“ Nur habe sich das leider immer noch nicht überall rumgesprochen, bedauert Kreimer. Die Hauptschule sei ein kleines System mit den großen Vorzügen, man kenne jeden Schüler, könne ihn fordern und fördern und Zuwendung ohne Vorurteile oder Vorbehalte geben. Kreimer: „Uns geht’s ums Kind, nicht nur um die Leistung.“
Alle Wege stehen offen
„Im Zweifelsfall für die Hauptschule“, sagt Ceylan El Molla, die selbst einen etwas anderen Weg gegangen ist. Ihr Sohn Mahmoud besucht die Acht. Die stv. Pflegschaftsvorsitzende hat an der Grünstraße als Ehrenamtlerin im Elterncafé angefangen und eine Lesegruppe ins Leben gerufen. „Hier stehen wirklich alle Wege offen“ wirft sie pro Hauptschule in die Waagschale. Große Stücke hält sie zudem auf die „enge Zusammenarbeit von Eltern, Lehrern und Schülern“. Und nicht zuletzt: „Mein Junge fühlt sich hier wohl.“
Zusage für einen Ausbildungsplatz
Martin Sträßer, der sich bekanntlich für die Genehmigung der Fortführung der Hauptschule stark gemacht hatte, will sie weiter unterstützen: „Ich möchte gerne die niederbergische Wirtschaft dafür gewinnen, sich in besonderer Weise zu engagieren. Ziel muss es sein ‚Kein Abschluss ohne Anschluss‘ oder genauer, jedes Kind muss schon bei Schulaufnahme die Zusage haben, einen Ausbildungsplatz zu bekommen, wenn es sie mit einem erfolgreichen Abschluss verlässt.“
303 Mädchen und Jungen besuchen die Hauptschule
Die Martin-Luther-King-Schule besuchen aktuell insgesamt 303 Mädchen und Jungen.
Sie werden von 40 Lehrern zuzüglich Sozialpädagogen unterrichtet und betreut und gehören etwa 25 verschiedenen Nationalitäten an.