Velbert. . Mit Hochdruck wird die neue Hauptschule gebaut.
Renate Raab zieht’s hoch hinaus. Erst die Treppen, dann Gerüst-Etage um Gerüst-Etage. Bis ganz nach oben. „Wann habe ich später noch mal die Chance, hier aufs Dach zu steigen?“, fragt die 59-Jährige, Wanderschuhe an den Füßen und Schutzhelm auf dem Kopf. Ob sie denn null Höhenangst . . . „Ich hab’ gute Gene. Mein Opa war doch Dachdecker“, erklärt sie lachend beim Baustellen-Rundgang.
Nunmehr schon im fünften Jahr im Provisorium arbeitend und unterrichtend, leitet die Pädagogin die Hauptschule „Am Baum“, übrigens kreisweit die größte ihrer Art. Die Schulgemeinde musste ihren Standort aufgeben, als sich die Decken als marode erwiesen. Und seither sind die Schüler auf drei Standorte verteilt – Jahnstraße, Lindenstraße, Pestalozzischule – und flitzen die Lehrer durch die Stadt.
Aber ihre Zukunft wächst zusehends der Vollendung entgegen. Die neue Hauptschule Velbert-Mitte an der Ecke Grün-/Güterstraße ist als künftiger Standort für „Am Baum“ geplant. Und auch Ralf Wilke (SPD) hat erst kürzlich im Zuge einer Debatte über Gesamtschul-Szenarien sämtlichen Gedankenspielen eine Abfuhr erteilt, den Neubau anders als für diese Hauptschule zu nutzen. Schlichtweg „unanständig“ sei das, so der Schulausschuss-Vorsitzende.
„Wir haben jetzt wirklich eine vernünftige Umgebung verdient, denn wir erzielen auch gute Ergebnisse“, erklärt Renate Raab und verweist u. a. auf die Resultate von Lernstandserhebungen und der zentralen Zehner-Prüfungen.
Zwar hat der strenge Winter den vierwöchigen Bauvorsprung „gefressen“, doch kann der geplante Start zum Schuljahr 2011/2012 erfolgen, wie Bauleiterin Sandra Bieding beim Ortstermin versichert. Der vorgezogene Eingangsbereich wird in diesen Tagen verklinkert, ganz oben geht’s ans vierte und letzte Obergeschoss, in Kürze beginnt der Innenausbau. 20 bis 30 Leute, so Bieding, tummeln sich täglich auf der Baustelle, um das zehn Mio Euro teure, laut Verwaltung innovative und zeitgemäße Schulgebäude mit einer Bruttogrundfläche von rund 7650 qm fertigzustellen. Für die nahezu 540 Schüler soll es – die Mensa mit rund 270 Essensausgaben sichert den Ganztagsbetrieb – als „Schule des 21. Jahrhunderts nicht nur Lern- sondern zunehmend auch Lebensraum“ sein.
Und der Blick auf die Baustelle aus den Klassenfenstern des mittlerweile alten Pestalozzi-Neubaus ermöglicht eine anschauliche Art der Berufsfindung. „Langsam steigt bei den Schülern die Lust an Bauberufen. Das war anfangs noch völlig anders“, berichtet Raab und erzählt auch von lebensnahem Unterricht. In Mathe das Volumen von Sandhaufen berechnen, in Physik Mechanik verstehen lernen. Der Baustelle sei dank!