Velbert. Rund um die Uhr Strom, Wasser und Gas: (k)eine Selbstverständlichkeit. Die Stadtwerke Velbert müssen dafür eine ganze Menge tun.
Kran aufdrehen, und das Wasser läuft sprudelnd. Schalter anknipsen, und zack, wird’s hell. – Das läuft in der Regel reibungslos und zuverlässig. Bis auf relativ wenige Ausnahmen. Damit diese tatsächlich möglichst selten eintreten, wenden die Stadtwerke Velbert Jahr für Jahr einen zweistelligen Millionen-Betrag für die so genannte Vorsorge auf und beschäftigt zudem eigens eine 39-köpfige Abteilung. Das berichtete Dr. Kai-Uwe Dettmann auf WAZ-Anfrage. Schließlich sei das A und O, so der Technische Geschäftsführer, „eine sichere und zuverlässige Versorgung“ mit Strom, Wasser und Gas. Und zwar 24/7. Also rund um die Uhr, tagein tagaus.
Flimmerfrei, lecker und sicher
Das müsse beim Strom ohne Flimmern und Flackern funktionieren, das Wasser solle gut schmecken und der Verbrauch von Gas müsse vor allem sicher sein, sagt Dettmann. Nach der Überflutung von Mitte Juli habe es „zum ersten Mal überhaupt in Velbert“ ein Abkochgebot für das Trinkwasser der Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft (RWW/Mülheim) gegeben, blickt Markus Fandler zurück. Er leitet die bereits erwähnte Stadtwerke-Abteilung Strom-, Gas- und Wassernetze. Im August 2018 war außerdem dem RWW-Wasser aufgrund einer mikrobiologischen Belastung durch das Bakterium Pseudomonas mal Chlor zugesetzt worden.
Instandhaltung und Entstörung
Die fast 40 Mitarbeiter des Dipl.-Ingenieurs – Elektromonteure und Rohrbauer sowie Meister und Techniker in beiden Bereichen sowie zwei Ingenieure – erledigen die komplette Instandhaltung der drei Netze und stehen überdies für die Entstörung parat. Letzteres vollständig mit eigenen Kräften und ebenfalls rund um die Uhr. In Zusammenarbeit mit Fachfirmen ist die Abteilung außerdem für den Bau der verschiedenen Versorgungsleitungen zuständig, der zumeist Hand in Hand mit der Sanierung der jeweiligen Straße(n) vonstatten geht. Für den Tiefbau haben die Stadtwerke einen Rahmenvertrag mit einem Tiefbauunternehmen geschlossen. „In Velbert-Mitte und -Neviges gibt es auch das eine oder andere Neubauvorhaben“, erzählt Fandler, „in Langenberg sind wir maßgeblich im Bestand unterwegs.“
Schäden rechtzeitig aufdecken
Beim Gas sind hier in Velbert vor etlichen Jahren aufgrund mehrerer Vorfälle und auch wiederholter Unfälle nach Stadtwerke-Angaben sämtliche Graugussrohre ausgetauscht worden, die dazu neigten, „sprödbrüchig“ zu werden. Sie wurden damals aufwendig durch „andere Rohre aus zeitgemäßen Werkstoffen“ wie Stahl, PE etc. ersetzt.
Nachts Schall aufzeichnen
Das oberste Ziel bei der Vorsorge laute „Schäden erkennen, bevor die Versorgung beeinträchtigt wird“. Dafür inspiziere man die Netze regelmäßig. Bei der Gasnetz-Überprüfung geschieht das oberirdisch mit Hilfe von Dienstleistern. Beim Wasser wird ein so genanntes Geräuschlogger verwendet. Dabei wird nachts der Schall im Rohrnetz aufgezeichnet. „Ein Dauergeräusch ist ein Indiz für eine Leckage.“ Und beim Strom kommt ein Kabelmesswagen zum Einsatz: „Damit messen wir die einzelnen Abschnitte durch und können so Fehler entdecken.“
Zwei Notfallnummern sind geschaltet
Die Stadtwerke-Kundinnen und -Kunden sollten keine Scheu haben, ermuntert Kai-Uwe Dettmann, eine Störung zu melden. Für alle drei Netze gibt es die Notfallnummer 02051 988-200 und für Breitband (Glasfaser) die 02051 988-210.Über größere und anhaltendere Störungen informiert der kommunale Versorger auch auf seiner Homepage www.stadtwerke-velbert.de sowie per Facebook.
Dabei sind die Dimensionen beträchtlich: Die Stadtwerke Velbert haben derzeit mehr als 85.500 Lieferstellen im Stadtgebiet. Das aktuelle Netz umfasst aktuell 1100 Kilometer Stromkabel, zudem 260 Kilometer Gasleitungen und 225 Kilometer Wasserrohre. Die Bürger und Bürgerinnen in Langenberg werden von der Gelsenwasser AG (Gelsenkirchen) versorgt.
Oft ist es einfach Materialermüdung
Die Palette der Ursachen ist breit: Sie reicht von versehentlichen Bagger-Angriffen – „Schon keine Seltenheit“ – über Verkehrsunfälle mit beschädigten Stromverteilerkästen bis zur Materialermüdung, Dettmann zufolge „schon die Hauptursache“. Bei einem erheblichen Teil, ergänzt Markus Fandler, liege die Wurzel des Übels allerdings in den Kunden-Anlagen. Jede Störung läuft in der permanent mit ein bis zwei Leuten besetzten Netzleitwarte am Stadtwerke-Sitz Kettwiger Straße auf.
Nachwehen der Überflutung
Bei der Überflutung in Langenberg haben die Stadtwerke „erst das ganze Stromnetz dunkel geschaltet“, der Großteil der Kunden habe allerdings schon in der Nacht vom 13. auf den 14. Juli wieder Strom gehabt, berichtet Markus Fandler. Zum Teil habe man Kollegen aus Freizeit und Urlaub geholt sowie auch ehemalige Monteure wieder aktiviert. „Die Nachwehen beschäftigten uns weiterhin, es sind noch diverse Überprüfungsarbeiten zu erledigen.“ Bisher kalkulieren die Stadtwerke ihren Flut-Schaden auf rund 0,7 Millionen Euro.