Langenberg. Nach dem Hochwasser in Langenberg benötigen Lehm und Holz der Fachwerkhäuser Zeit, um von allein zu trocknen.

„Auf jeden Fall Geduld haben“, so lautet der Tipp von Lea Fernau an die Langenbergerinnen und Langenberger, deren Fachwerkhäuser vom Hochwasser vor zwei Wochen überflutet worden sind. „Das ist schwierig, ich weiß“, sagt die Denkmalpflegerin der Stadt Velbert.

Doch gerade die Naturmaterialien Holz und Lehm benötigten „ihren eigenen Rhythmus zum Trocknen: Dieses Material hat eine natürliche Feuchteregulierung“, sagt Lea Fernau. Heißt: Wer mit Wärme oder einem Gebläse den Trocknungsprozess beschleunigen wolle, mache oft alles nur noch schlimmer: „Das Material kann dann reißen.“

Viel lüften

„In manchen Häusern stand das Wasser bis ins Erdgschoss, gleich daneben war ,nur’ der Keller betroffen“, beschreibt Denkmalpflegerin Lea Fernau das Ausmaß der Überflutung in Langenberg.
„In manchen Häusern stand das Wasser bis ins Erdgschoss, gleich daneben war ,nur’ der Keller betroffen“, beschreibt Denkmalpflegerin Lea Fernau das Ausmaß der Überflutung in Langenberg. © Christel Bluhm

Beste Option: „Lüften“, sagt Lea Fernau. „Alle Fenster aufmachen und alles zur Seite räumen, was dem Trocknungsprozess im Weg steht.“ Mit einer Ausnahme: „Wenn es sich um historische Ausstattung handelt, also zum Beispiel um eine Holzvertäfelung, dann bitte erst mit mir Kontakt aufnehmen“, sagt die Denkmalpflegerin.

Etwa zwei bis drei Wochen dauere es dann, schätzt Lea Fernau, bis Holz und Lehm trocken genug sind. „In dieser Zeit sollte man sehr genau beobachten, wie sich das Material verhält.“ Und erst wenn alles abgetrocknet sei, könnten die exakten Schäden beziffert werden.

Schäden grob kartiert

Auch dafür braucht es Geduld: Nachdem Wasser und Schlamm beseitigt worden waren, hat Lea Fernau zunächst die Schäden grob kartiert. „Es ist fast der gesamte Denkmalbereich betroffen, mehr als 90 Prozent der geschützten Gebäude sind beschädigt.“

Da sie derzeit die einzige Denkmalpflegerin in Velbert sei, müsse sie priorisieren. „Seit ein paar Tagen gehe ich also auf die Leute zu, deren Häuser laut meiner Kartierung am schlimmsten betroffen sind.“ Dann gehe es darum, die exakten Schäden aufzunehmen und zu klären, wie am besten und am einfachsten Hilfe möglich sei.

Beratung vor Ort

„Keine Scheu haben“, sagt Lea Fernau, „und lieber einmal zu viel bei mir anrufen als einmal zu wenig.“ Die Denkmalschützerin ist derzeit fast ausschließlich mit den Hochwasserfolgen in Langenberg beschäftigt.
„Keine Scheu haben“, sagt Lea Fernau, „und lieber einmal zu viel bei mir anrufen als einmal zu wenig.“ Die Denkmalschützerin ist derzeit fast ausschließlich mit den Hochwasserfolgen in Langenberg beschäftigt. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Viele Leute machen jetzt schon viel richtig, in dem sie viel lüften“, lobt Lea Fernau die Langenbergerinnen und Langenberger. Weitere Tipps gibt sie gerne vor Ort, entweder nach Terminabsprache oder auch spontan, denn: „Ich bin momentan fast jeden zweiten Tag in Langenberg und schaue mir alles an.“ Auch auf der Homepage der Stadt sind wichtige Informationen rund um das Hochwasser gebündelt: www.velbert.de/aktuelles/hochwasser.

Das ganze Ausmaß der Schäden sollte jetzt so langsam ersichtlich werden, zwei Wochen nach der Überflutung. „Jetzt können wir anfangen und schauen: Hält das Material oder muss ein Balken ausgetauscht werden, weil er kontaminiert oder mit Schimmel befallen ist“, sagt Lea Fernau.

Start „einfacher vorgestellt“

Die sich ihren kommissarischen Start als Denkmalpflegerin für Langenberg „einfacher vorgestellt hat“, sagt sie lachend. Denn eigentlich sind in Velbert zwei Stellen im Amt vorgesehen: eine für Velbert-Mitte und Neviges, die zweite für Langenberg, weil hier gut zwei Drittel aller Velberter Baudenkmäler stehen.

Allein auf weiter Flur

Um Geduld bittet Lea Fernau die Opfer der Flutkatastrophe in Langenberg – denn sie kümmert sich derzeit alleine um alle 283 Denkmäler im Velberter Stadtgebiet. Grund dafür ist die Wiederbesetzungssperre, die im Februar mit der Mehrheit des Sechserbündnisses im Rat durchgesetzt wurde. Zwar milderte der Haupt- und Finanzausschuss den Beschluss im Juni ab, wirkt die Sperre nur noch für solche Stellen, die planbar frei werden, weil deren Inhaber in den Ruhestand gehen. Doch genau das trifft auf die Denkmalbehörde zu.

Wer also nicht damit zufrieden ist, in welchem Tempo die Bearbeitung der Hochwasser-Schäden vonstatten geht, darf die Ursache dafür nicht bei der Stadt suchen: Richtige Ansprechpartner sind die Ratsmitglieder der beteiligten Parteien – Grüne, SPD, UVB, FDP, Piraten und Linke. Übrigens: Ähnliche Probleme gibt es auch im Bauamt.

Doch seit der Rat im Februar mehrheitlich eine Wiederbesetzungssperre beschlossen hat und Helga Naumann in Altersteilzeit gegangen ist, muss Lea Fernau mit ihrer Arbeit allein das ganze Stadtgebiet abdecken.

Kontakt zu Lea Fernau: 02051 26-2679 oder lea.fernau@velbert.de.