Velbert/Heiligenhaus. Bald starten die Kurse des neuen VHS-Herbstsemesters. Die Pandemie hat Leben und Lernen in der Velberter Volkshochschule nachhaltig beeinflusst.

Ein Vorwort, wie es über Jahre Usus war, will Rüdiger Henseling erst dann wieder verfassen, wenn sich das Leben normalisiert hat und „bessere Zeiten“ herrschen. Stattdessen verweist der VHS-Direktor auf die neunte Seite des Programmheftes der Volkshochschule (VHS) Velbert/Heiligenhaus für das Herbstsemester 2021/22. Sie bietet einen kompletten Überblick über die Online-Angebote – und zeigt indirekt auch, welchen Wandel die kommunale Weiterbildungseinrichtung in den Corona-Monaten durchgemacht und vollzogen hat. VHS-Kurse, die gibt’s weiterhin klassisch in Präsenzform, immer häufiger „outdoor“ – also draußen unter freiem Himmel – und eben verstärkt online im Netz. Letzteres auch zunehmend unabhängig von der jeweils aktuellen Inzidenz-Lage.

Betroffene Dozenten unterstützt

Michael Beck (li.) ist Verbandsvorsteher und Rüdiger Henseling Direktor der VHS Velbert/Heiligenhaus.
Michael Beck (li.) ist Verbandsvorsteher und Rüdiger Henseling Direktor der VHS Velbert/Heiligenhaus. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Es sei trotz der Pandemie „bei weitem nicht alles ausgefallen“ und seien über 100 Kurse durchgeführt worden, lobt Michael Beck. Das ist trotz verschärften Lockdowns ein Viertel des geplanten Volumens. „Wir sind digital gut aufgestellt“, findet der Verbandsvorsteher und Heiligenhauser Bürgermeister. Das Team habe das Angebot engagiert aufrecht erhalten. Und nicht nur das: Auch der Dozenten-Pool, konkret der der zahlreichen Integrationskurse, ist Henseling zufolge, der in diesem Zusammenhang von Solo-Selbstständigen spricht, ebenfalls „weitgehend stabil gehalten“ worden. Die VHS habe nämlich zwecks Unterstützung einen sechsstelligen Betrag über ein Landesprogramm bekommen „bzw. weitergeleitet“, berichtet Beck. „Wir haben uns entschieden, diesen sehr nennenswerten Betrag durchzuleiten.“

Mehr als bloße Wissensvermittlung

Bildung werde zumeist nur mit Schulen in Verbindung gebracht, sagt Jürgen Schürmann. Dem Vorsitzenden der Verbandsversammlung und Velberter FDP-Ratsherrn ist es wichtig, zurecht zu rücken, dass es sich bei Volkshochschule um viel mehr als bloße Wissensvermittlung, nämlich auch um sehr konkrete, praktische Lebenshilfe handelt. Beispielhaft nennt er „Frauen zwischen Beruf und Familie – eine gute Balance finden“. Übrigens: Für diejenigen, die online jetzt die ersten Gehversuche machen, gibt’s am 18. August eine abendliche Infoveranstaltung „Einstieg in den Online-Unterricht“ (Kurs 212-3000).

Programmhefte liege aus

Die Herbst-Programmhefte – die ersten Kurse beginnen recht bald nach den Sommerferien – liegen in den VHS-Geschäftsstellen und an vielen anderen Stellen wie Kindergärten, Sparkassen und Kirchengemeinden in Velbert und Heiligenhaus aus. Auf der VHS-Internetseite www.vhs-vh.de ist das Kursprogramm bereits länger veröffentlicht.Anmeldungen sind telefonisch oder online möglich: unter 02051 9496-0, auf www.vhs-vh.de oder per E-Mail an info@vhs-vh.de. Eine persönliche Anmeldung geht derzeit nur nach telefonischer Terminabsprache. Im Heiligenhauser Bürgerbüro gelten dafür die üblichen Öffnungszeiten: mo bis fr 8.30 - 12.30, mo und do 14 - 18 Uhr, jeden 2. und 4. Samstag 9 - 13 Uhr. In Langenberg sind Anmeldungen di und do 8 - 15.30 Uhr möglich

Volumen umfasst 12.300 Stunden

Aufgrund der Kooperation mit den Velberter Kulturloewen können Kurse auch auf dem Gelände von Schloss Hardenberg und seiner Vorburg angeboten werden.
Aufgrund der Kooperation mit den Velberter Kulturloewen können Kurse auch auf dem Gelände von Schloss Hardenberg und seiner Vorburg angeboten werden. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Der VHS-Kunde hat jetzt die freie Wahl unter rund 400 Kursen mit insgesamt 12.300 Unterrichtsstunden. Davon laufen mehr als 25 Prozent an den Standorten in Heiligenhaus. Die anderen Unterrichtsstunden verteilen sich auf Velbert-Mitte, -Neviges und -Langenberg. Wirtschaftlich ist Rüdiger Henseling mit Blick auf den VHS-Haushalt zuversichtlich. Man werde trotz Corona und Ausfällen voraussichtlich unterm Strich eine schwarze Null hinlegen.

Arbeit verändert sich

Die Einrichtung hat ihr Angebot inhaltlich u. a. auch darauf zugeschnitten, dass die Corona-Pandemie die Arbeitsstrukturen vieler Arbeitnehmer verändert. So sind viele Menschen vermehrt im Homeoffice. Interessierte können sich beispielsweise in Online-Seminaren zum Thema Zeitmanagement im Homeoffice oder zur Vorbeugung von Burnout weiterbilden. Der Programmbereich Sprachen, dessen Repertoire im Online-Format mitunter Interessenten von weither anzieht, ist mit zehn verschiedenen Sprachen am Start. Und der Bereich Gesundheit ist mit allen seinen Facetten unverändert im Aufwind.

Abschlusskurse oft der letzte Anker

Besonders gerne verweist man in der VHS zudem darauf, dass die Schulabschlusskurse – in Präsenz, online und mit VHS-Leihgeräten – zu Ende gebracht und die Prüfungen absolviert wurden. Diese Kurse seien für Teilnehmer, die durchs Raster gefallen seien, „oft die letzte Rettung“, beschreibt Henseling ihren Stellenwert. Und sie würden auch nur mit fünf oder sieben Teilnehmern durchgeführt; da müsse die Frage der Wirtschaftlichkeit einfach hinten anstehen.