Neviges. Das Franziskanerkloster in Neviges schließt zum 31. Januar 2020. In welcher Form die Wallfahrt danach weitergeht, ist ungewiss.

Mit großer Betroffenheit haben die Gottesdienst-Besucher am Wochenende die traurige Nachricht vernommen. Es gibt kein Wunder von Neviges, auf das so viele nach dem Besuch des Provinzialministers Cornelius Bohl gehofft hatten. Jetzt ist es amtlich: Das Kloster in Neviges wird zum 31. Januar 2020 geschlossen. Bis zum 31. Dezember 2019 liegt die Arbeit in Pfarrei und Wallfahrt in den Händen der sechs Brüder, die danach einen Monat Zeit haben, ihren Auszug zu organisieren. Am 1. Februar 2020 sind die Franziskaner nach 343 Jahren in Neviges Geschichte. „Wir hoffen, dass das kommende dreiviertel Jahr genügend Zeit lässt, die Zukunft von Pfarrei und Wallfahrt gut zu planen und zu sichern“, heißt es in der Mitteilung des Provinzialministers.

„Wir müssen jetzt nach vorn schauen“

Neviges ohne die Franziskaner, das kann sich niemand in dem Wallfahrtsort vorstellen: „Sie gehören einfach zu uns, wir kennen ja nur die Franziskaner“, sagt Emil Weise, stellvertretender Bürgermeister und Mitglied im Förderverein Nevigeser Wallfahrtsstätten, sichtlich bewegt. Bei aller Betroffenheit müsse man jetzt nach vorn schauen. „Es gilt, die Traurigkeit zu überwinden. All die Ehrenamtler der Gemeinde, die müssen jetzt zusammenhalten und nach vorne schauen.“

Erzbistum Köln ist ab 2020 für Wallfahrt zuständig

Bruder Dietmar Brüggeman, nach dem Weggang von Frank Wallfahrtsleiter, hat zahlreiche Aktivitäten für die Pilger ins Leben gerufen.
Bruder Dietmar Brüggeman, nach dem Weggang von Frank Wallfahrtsleiter, hat zahlreiche Aktivitäten für die Pilger ins Leben gerufen. © Detlev Kreimeier

Bruder Dietmar, der nach dem Weggang von Bruder Frank die Wallfahrt leitet, zahlreiche Gesprächskreise auf die Beine stellt und als Hausober das Leben im Kloster organisiert, möchte vor allem seine Schäfchen beruhigen: „Uns ist wichtig zu betonen, dass beides, die Wallfahrt und die Pfarrgemeinde, nach unserem Weggang weitergeführt wird. Dafür ist dann das Erzbistum Köln verantwortlich.“ In welcher Form dies geschieht, steht noch in den Sternen. In einer Mitteilung des Erzbistums unter anderem an die Brüder und die Mitglieder des Kirchenvorstandes bittet man um Verständnis, dass es noch keine konkreten Informationen zu einer Nachbesetzung der Stellen gibt. Das Erzbistum sei sich bewusst, dass nun eine nicht einfache Zeit des Übergangs beginne. Und in einem Schreiben an die Gemeindemitglieder heißt es: „Wir möchten Ihnen daher versichern, dass wir Sie als Gemeinde in Neviges gut im Blick haben.“

Franziskaner haben das Stadtbild geprägt

Unermüdlich für die Pflege der großflächigen Grünanlagen im Einsatz: Bruder Konrad, hier auf dem Marienberg.
Unermüdlich für die Pflege der großflächigen Grünanlagen im Einsatz: Bruder Konrad, hier auf dem Marienberg. © Uwe Möller

Dass die Franziskaner erheblich das Stadtbild Neviges geprägt haben, davon ist nicht nur Stadthistoriker Gerhard Haun überzeugt, der die Schließung des Klosters als Katastrophe sieht. Nicht nur, was die umfassende Seelsorge betreffe, der Weggang der Brüder ziehe weitreichende Konsequenzen mit sich. So haben die Franziskaner den beliebten Kreuzberg und den Marienberg nicht nur aufgebaut, Bruder Konrad pflegt die großflächigen Grünanlagen auch regelmäßig, schaut, ob die Wege noch verkehrssicher sind, ob nach den vielen Stürmen die Bäume noch sicher stehen. Denn sowohl Marien- als auch Kreuzberg sind für Spaziergänger ein beliebtes Ziel. Auch die Pflege der einzelnen Statios und Heiligenfiguren liegt bisher allein in seinen Händen.

„Das soziale Engagement
„Das soziale Engagement © Alexandra Roth

Thomas Bellers, der 1. Vorsitzende der Werbegemeinschaft Neviges, hat nicht nur Angst um die Attraktivität des Wallfahrtsortes Neviges: „Ich habe Sorge um das geistige Gut, das vermittelt und auch dokumentiert wurde. Auch das soziale Engagement für die Bürger wird damit weniger, die Brüder haben hier viel gemacht.“ Die Franziskaner seien einfach in Neviges immer eine große Hilfe gewesen.

Als Gründe für die Schließung nennt Provinzialminister Cornelius Bohl in seiner Mitteilung einen „völlig fehlenden Nachwuchs“ im gesamten Orden. In den 32 Standorten seien von den knapp 260 Brüdern in Deutschland lediglich 16 unter 50 Jahre alt, zwei Drittel seien 70 Jahre und älter. Die Schließung des Klosters in Neviges sei Teil einer umfassender Strukturveränderungen in der Ordensprovinz. Dazu haben man in den letzten zwei Jahren in einem Zukunftsprozess „Projekt Emmaus“ mit allen Brüdern in Deutschland überlegt, mit welchen Aufgaben und mit welchen Orten der Orden in die Zukunft gehen könne. „Neviges wird nicht der einzige Abschied bleiben“, so heißt es. Auch die Aufhebung der Fraternität in Köln-Vingst wurde bereits beschlossen, weitere Kloster-Schließungen stehen noch bevor.

>>KLOSTER WURDE 1675 GEGRÜNDET

  • Das Kloster in Neviges wurde 1675 gegründet. Seit 1681 betreuen die Brüder die Marienwallfahrt. Auch arbeiten sie in der Pfarrei Maria, Königin des Friedens.
  • Zurzeit leben sechs Brüder in dem Kloster neben der Pfarrkirche, vier halten Predigten, zwei haben anderweitige Aufgaben: Bruder Peter ist für alles innerhalb des Klosters zuständig, Bruder Konrad für die Grünanlagen. Auch halten die Brüder Domführungen ab.