Kreis Mettmann. Den Sommer mit Bedacht genießen. Das empfiehlt Ruzica Susenburger, Chefin des Kreis-Gesundheitsamtes. Zudem Corona-Tests und Beachten der Regeln.

Was denkt und empfindet Dr. Ruzica Susenburger beim Anblick zigtausender Fußballfans in EM-Stadien von Budapest, in Kopenhagen oder London und das eingedenk der nach wie vor nicht bewältigten Corona-Pandemie? „Erschreckend!“, sagt die Medizinerin, dann müsse sie immer direkt an die Konsequenzen denken „für die Menschen und für unsere Arbeit. Wir haben jetzt zwar eine gewisse Sommer-Ruhe“, sagt die 38-Jährige, „wir werden aber eine vierte Welle haben.“ Susenburger hat im Gesundheitsamt des Kreises Mettmann schon im letzten November die Leitung der im Vorjahr komplett neu etablierten Corona-Abteilung – mit der Pandemie war sie von Anfang an involviert – übernommen und steht nunmehr seit einigen Wochen an der Spitze des Amtes. „Wir haben ein großes Thema weltweit, das ist die Delta-Variante.“

Den Sommer mit Bedacht genießen

Dr. Ruzica Susenburger ist die neue Leiterin des Kreis-Gesundheitsamtes in Mettmann.
Dr. Ruzica Susenburger ist die neue Leiterin des Kreis-Gesundheitsamtes in Mettmann. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Man solle ruhig den Sommer im Freien genießen, schließlich sei der Lockdown für alle eine Belastung gewesen – „aber mit Bedacht“, mahnt die Amtsleiterin und Nachfolgerin von Dr. Rudolf Lange und erinnert an die Einhaltung der bekannten AHA-Regeln. „Sowohl für das, was wir kommen sehen, als auch für das, was ja schon da ist.“ Ihr (und ihrem Team) gehe es ganz wesentlich darum zu zeigen, „es geht auch anders, und wie man gesund und Corona-konform lebt“. Das täten sie ausdrücklich nicht mit erhobenem Zeigefinger – also mahnend oder gar drohend –, sondern indem sie die Hand reichten.

Aufklärung ist das A und O

Das gelte auch gegenüber Impf-Skeptikern. „Es geht nicht ums Überzeugen oder Einreden; für uns ist wichtiger, dass man aufgeklärt und bewusst eine persönliche Entscheidung trifft und sie überhaupt treffen kann. Also Ja oder Nein sagen zu können, und die Basis dafür zu haben. Dafür sind wir da.“ A propos: Es steht fest, dass das kreisweite Impfzentrum in Erkrath-Hochdahl – der Kreis hat dort Räume der Firma Timocom angemietet – Ende September schließt. Die Kampagne soll nahtlos übergehen mit koordinierenden Impfeinheiten, die wiederum ans Kreis-Gesundheitsamt angedockt sind. Darüber hinaus bleiben die niedergelassenen Ärzte weiterhin einbezogen.

Zwei Tests pro Woche

Das Corona-Team wurde später nicht hier im eigentlichen Amt, sondern in Wülfrath konzentriert. Viele arbeiten auch im Homeoffice.
Das Corona-Team wurde später nicht hier im eigentlichen Amt, sondern in Wülfrath konzentriert. Viele arbeiten auch im Homeoffice. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Und wie lautet die Empfehlung, um wohlbehalten durchs Leben zu kommen? „Bevorzugt Treffen im Freien, größere Ansammlungen meiden. Man muss sich nicht emotional distanzieren, aber körperlich.“ Weiter seien regelmäßige Testungen „absolut sinnvoll“, meint die Amtschefin und rät zu zweien pro Woche, auch im Privat-Bereich. Um eine Verlaufskontrolle zu haben, und sich selbst sowie anderen Sicherheit zu geben: „Für die Familie und das komplette Umfeld. Gesundheit ist ein hohes Gut“.

Schnelltest-Stellen regelmäßig kontrolliert

Aktuell gibt es im Neanderland insgesamt rund 290 Schnelltest-Stellen bzw. -Einrichtungen. Zum letzten Monatswechsel hätten mehrere aufgehört, berichtet Kreis-Sprecherin Daniela Hitzemann. Die Einrichtungen würden von Beginn an „regelmäßig und getaktet, aber auch anlassbezogen“ kontrolliert und begangen, erläutert Ruzica Susenburger: „Wir kontrollieren Umsetzung, Hygiene, den kompletten Aufbau und die Abrechnung.“ Zu diesem Zweck habe das Gesundheitsamt ein gesondertes Team formiert, das eng mit den Ordnungsämtern zusammenarbeite. Bisher habe lediglich in einem Fall, nämlich in Mettmann, Grund gegeben, eine Teststelle „vorübergehend zuzumachen“. Dort seien nicht alle Regularien erfüllt worden.

Von Anfang an komplett digitalisiert

Die Mitarbeiter pochen und achten auf Einhaltung der Regeln. Schließlich verstehen sie sich auch als Vorbild.
Die Mitarbeiter pochen und achten auf Einhaltung der Regeln. Schließlich verstehen sie sich auch als Vorbild. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Übrigens zählt der Kreis Mettmann zu den landesweit bislang eher wenigen Kommunen, die zwecks Nachverfolgung von Kontakten bereits auf die Pandemie-Software Sormas umgestellt haben. Die Amtsleiterin legt allerdings großen Wert auf die Klarstellung, dass im Neanderland vor der „auch mit Schulungen in der Freizeit topvorbereiteten“ Einführung dieses digitalen Corona-Fallmanagements keineswegs mit Steinzeit-Methoden und Fall-Aktenbergen gearbeitet worden ist, sondern „von vornherein digitalisiert: die komplette Dokumentation“.

Abläufe gestalten und sicherer machen

Mindestens ebenso wichtig sind jedoch auch Beratung und Prävention. So gibt es ein spezielles Ärzteteam in der Corona-Abteilung, das vor allem berät und Anfragen beantwortet, sowie Hygieniker, die Einrichtungen – Kitas, Schulen, Seniorenheime, Krankenhäuser – begehen, die Pläne checken und (mit)überlegen, wie man Abläufe gestalten und sicher machen kann.

Auch mit sich selbst streng

Fachzahnärztin für öffentliches Gesundheitswesen

Ruzica Susenburger ist Zahnärztin und zudem Fachzahnärztin für öffentliches Gesundheitswesen. Seit 2018 ist sie beim Kreis Mettmann angestellt. Bisher leitete sie dort den zahnärztlichen Dienst und die Corona-Abteilung.

Die 38-jährige Düsseldorferin ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Das Kreis-Gesundheitsamt habe mit seinen Ärzten/Zahnärzten, Hygienikern, Biologen, Pädagogen, Therapeuten, Psychiatern, Verwaltungsleuten und IT-Experten und ganz vielen mehr „ein Riesen-Potpourri“ an Fachlichkeiten, sagt deren Chefin, „und ein wunderbares Team, alle halten zusammen. Ich bin wirklich stolz drauf.“ In Spitzenzeiten seien deutlich mehr als 200 Menschen mit Corona befasst gewesen. Zu dem Stammpersonal kamen externe und Unterstützungskräfte aus anderen Verwaltungsbereichen hinzu. Ihre Arbeitsplätze wurden später in Wülfrath konzentriert, viele arbeiten im Homeoffice. „Wir sind da sehr streng, auch mit uns. Schließlich sehen wir uns ja auch als Vorbild.“