Kreis Mettmann. In der Konjunkturumfrage der IHK zeigen sich die Betriebe zuversichtlicher als noch zu Jahresbeginn. Es gibt aber neben Corona weitere Risiken.

Die Stimmung der Wirtschaft im Kreis Mettmann hat sich deutlich verbessert. Dies ist das Fazit der Frühjahrsumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) für den Kreis Mettmann.

„Die Betriebe zeigen sich für das weitere Jahr etwas zuversichtlicher als noch zu Jahresbeginn“, beschreibt Gerd Helmut Diestler die Ergebnisse der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage für den Kreis Mettmann aus der zweiten Aprilhälfte. 170 Betriebe mit zusammen rund 15.500 Beschäftigten haben sich an dieser Blitzumfrage beteiligt. Allerdings, so Diestler, werde die heimische Wirtschaft sicherlich erst im nächsten Jahr das Niveau von vor der Corona-Pandemie erreichen.

Positive Stimmen in allen Wirtschaftszweigen

Über eine gute Geschäftslage berichten aktuell 36 Prozent aller Betriebe und nur 14 Prozent über eine schlechte. „Dabei überwiegen wieder in sämtlichen Wirtschaftsbereichen die zufriedenen Stimmen“,so der IHK-Konjunkturexperte. Allerdings gibt es teils erhebliche Unterschiede, abhängig davon, wie stark für die jeweilige Sparte der Geschäftsbetrieb eingeschränkt ist. So ist den kontaktintensiven Dienstleistern der Publikumsverkehr weiterhin meist untersagt.

Investitionen geplant

Die Auslastung der Maschinen und Anlagen im Kreis Mettmann ist seit Jahresbeginn beschleunigt um rund 4 Punkte angestiegen und nähert sich damit wieder ihrem langjährigen Durchschnitt an.

Obwohl dabei noch genügend Spielraum für einen weiteren Produktionsanstieg besteht, beabsichtigt die Wirtschaft allmählich wieder mehr zu investieren. Das ist erstmals seit Beginn der Corona-Krise der Fall. Ebenfalls haben jetzt wieder etwas mehr Betriebe expansive als restriktive Personalpläne.

Auch für Einzelhändler außerhalb der Grundversorgung gelten starke Einschränkungen. Aber der Einzelhandel zeigt sich im Neanderland nicht so unzufrieden, wie seine Branchenkollegen in anderen Regionen. Dies, so Diestler, könne daran liegen, dass durch Homeoffice oder Kurzarbeit viele Beschäftigte nicht in die Ballungsräume fuhren, sondern hier vor Ort ihre Besorgungen machten. Außerdem seien durch die massiven Stützungsmaßnahmen die Einkommen der Händler weniger drastisch eingebrochen als befürchtet.

Die Industrie profitiert vom außereuropäischen Ausland

Aus ihrem tiefen Absturz im ersten Corona-Jahr immer weiter herausgearbeitet hat sich nun auch die verarbeitende Industrie. Erstmals seit Ausbruch der Pandemie überwiegen wieder ihre positiven Lageeinschätzungen, so die IHK. Vor allem bei den für der Kreis Mettmann strukturbestimmenden Zulieferindustrie ist der positive Umschwung deutlich. Der Lage-Index steigt nun auf +18 Punkte nach zuvor 25 Punkten. Die Firmen wollen ihre Fachkräfte halten, die Arbeitslosigkeit im Kreis bleibt auf dem Niveau vom Frühjahr 2020.

Gerd Diestler (l.), Konjunkturexperte der IHK  zu Düsseldorf, stellte diesmal auf einer Online-Konferenz zusammen mit Marcus Stimler, Leiter der IHK-Zweigstelle Velbert, den Konjunkturbericht vor. Unsere Foto zeigt eine Vorstellung aus der Vor-Corona-Zeit.
Gerd Diestler (l.), Konjunkturexperte der IHK zu Düsseldorf, stellte diesmal auf einer Online-Konferenz zusammen mit Marcus Stimler, Leiter der IHK-Zweigstelle Velbert, den Konjunkturbericht vor. Unsere Foto zeigt eine Vorstellung aus der Vor-Corona-Zeit. © FUNKE Foto Services | Ulrich Bangert

Risiko Energie- und Rohstoffpreise

Ein Risikofaktor für die Einwicklung sind allerdings die steigenden Energie- und Rohstoffpreise. So wurde Strom um 10 Prozent teurer, die Erdgaspreise stiegen um 18 Prozent. Jeder dritte Industriebetrieb im Neanderland sieht hierdurch ein gravierendes Risiko für den weiteren wirtschaftlichen Erholungsprozess. Noch stärker sind ihre Sorgen über die Rohstoffversorgung und -preise. Für die Rekordhöhe von zwei Dritteln aller verarbeitenden Betriebe liegt hierin ein besonderes Geschäftsrisiko. Die hohe Nachfrage vor allem aus dem boomenden ostasiatischen Raum, aber auch der weiter stark nachfragenden Bauwirtschaft, führt aktuell zu Knappheiten bei metallischen und hölzernen Rohstoffen sowie entsprechenden Vorprodukten. Das hat zu den enormen Preissteigerungen geführt, bilanziert die IHK.

Container und IT-Speicher sind knapp

Zusätzlich sind weltweit derzeit Container und auch IT-Speichermodule knapp, was etwa in der Kfz-Industrie trotz einer hohen Nachfrage sogar zu zeitweisen Produktionseinschränkungen führt. „Alles in allem ist die Industrie im Neanderland dennoch zuversichtlich, dass der Aufholprozess dadurch nicht abgewürgt wird“, betont Diestler. Allerdings dürfte sein Tempo zunächst weiter nur verhalten bleiben.