Kreis Mettmann. Konjunkturumfrage der IHK im Kreis Mettmann zeigt: Zwischen der Lage einzelner Branchen und Sparten liegen Corona-bedingt oft Welten.

"Der zweite Lockdown bremst die Erholung der rheinischen Wirtschaft", lautete dieser Tage das Ergebnis der Konjunkturumfrage der "IHK-Initiative Rheinland" bei rund 3200 Unternehmen von Aachen bis Kleve und von Remscheid bis Viersen. Dem Blick auf die Region folgt stets die auf das Neanderland fokussierte Sonderauswertung auf dem Fuße.

Sie ist mit "Corona stoppt wirtschaftliche Erholung im Kreis Mettmann" getitelt. Der Einbruch sei fast so tief wie bei der Finanzkrise 2008/09, doch jetzt werde die Erholung länger dauern, sagt Gerd Helmut Diestler. Einen Aufschwung als echten Schwung werde man wohl eher erst 2022 erleben, prognostiziert der Volkswirt und Konjunktur-Experte der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Düsseldorf.

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Erholungsprozess abrupt gestoppt

Immerhin beurteile die hiesige Wirtschaft ihre Lage etwas besser als die Düsseldorfer Unternehmen, wenngleich die Industrie sich nicht so optimistische äußere wie sonst bundesweit. Das liege ganz eindeutig an der Situation der Vorleistungsgüterproduzenten, so Diestler, zudem drückten die Reisebeschränkungen.

"Neuerliche Beschränkungen und der Lockdown seit Mitte Dezember haben den kräftigen Erholungsprozess abrupt gestoppt." Auffallend sei, dass es keinen gesamtwirtschaftlichen Trend gebe, sondern starke Unterschiede zwischen den Branchen und Sparten. Allen, die (erneut) hätten schließen müssen, "geht's nicht gut. Eine Öffnungsperspektive fehlt, das macht vielen große Sorgen".

Situation ist sehr uneinheitlich

Kurzum: Aktuell unzufrieden sind direkt oder mittelbar über Kunden und Lieferanten vom Lockdown betroffenen Betriebe, vor allem Gastronomen, Hoteliers sowie Dienstleister in der Kultur- und Freizeitwirtschaft. Auf der anderen, deutlich sonnigeren Seite sind die Bauwirtschaft, einzelne Betriebe der Industrie sowie viele Unternehmen aus dem Lebensmittelhandel, der IT- und Softwarebranche sowie aus Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung.

Erwartungen vergleichsweise besser

Zeichnet die Lagebeurteilung in der Industrie per saldo ein unzufriedenes Bild, so ist dieses im Einzelhandel und bei den Dienstleistern ausgeglichen und im Großhandel sogar leicht positiv. Nach Auskunft der IHK hat sich die Geschäftslage seit Herbst und vor Beginn der zweiten Lockdown-Periode sogar etwas verbessert, verharrt aber mit minus zwei Punkten im negativen Bereich.

Im Kreis Mettmann sind die Erwartungen im Schnitt etwas besser als in den anderen Regionen, die die IHK-Initiative betrachtet: So überwiegt die Zahl optimistisch gestimmter Betriebe mit acht Punkten (Herbst 2020: plus 16 Punkte), während der Rhein-Kreis Neuss bei minus sieben rangiert und die Landeshauptstadt bei plus minus null.

Aufschwung wird verschoben

Ob die Wirtschaft im Neanderland noch heuer wieder so schnell und kräftig Tritt fassen kann, wie es letzten Sommer zu beobachten war? Da werden inzwischen die Fragezeichen immer größer. Denn mittlerweile glauben nur noch 22 Prozent, bis Jahresmitte zum Vor-Corona-Niveau zurückkehren zu können.

Zuletzt taten das noch knapp 39 Prozent. Hingegen setzen mittlerweile 38 (22) Prozent auf 2022 und später. 2021 werde höchstwahrscheinlich mit einem Plus enden, meint Diestler. Es sei aber eher unwahrscheinlich, "dass eine richtig dynamische Entwicklung kommt. Der Aufschwung wird wohl auf das nächste Jahr verschoben".

Lieber später investieren

Die wackeligen Aussichten führen zu wachsender Vorsicht bei Investitionen. Die werden, wenn möglich, geschoben. Zumal die Auslastung der Anlagen und Maschinen zwar etwas auf 72,6 Prozent gestiegen, aber nach wie vor unterdurchschnittlich ist. Hingegen erweist sich der Arbeitsmarkt in der Corona-Krise als bemerkenswert robust. Der IHK-Experte: "Da sich die Kurzarbeit gut bewährt hat und auch rege genutzt wird, bleibt die Arbeitslosigkeit angesichts der Dauer der Krise weiter überschaubar."

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220 Betriebe mit 16.500 Leuten befragt

"Wir sind dieses Mal topaktuell", kommentiert Gerd H. Diestler das Timing bei dieser routinemäßig stets zum Jahresbeginn fälligen Umfrage. Sie wurde nämlich zwischen dem 6. und 19. Januar durchgeführt. Kreisweit haben dabei knapp 220 Betriebe mit zusammen rund 16.500 Beschäftigten mitgemacht.