Bedürftige, die Unterstützung durch die Velberter Tafel brauchen, können ab Juni nicht nur mittags, sondern an Freitagen auch abends einkaufen.
Ein lustige Truppe hat sich am Freitagabend in den Räumlichkeiten der Tafel Niederberg versammelt. „Wir sind nur zum Spaß hier“, scherzt Bernd Saalmann. Der bekannte Velberter Einzelhändler kann es im Ruhestand nicht lassen, Menschen zu bedienen. Bei der Vesperkirche hatte er zusammen mit Gleichgesinnten viel Freude am ehrenamtlichen Engagement, nun bringt er sich bei der Tafel Niederberg ein, die ein neues Angebot vorbereitet: Eine Tafel am Abend. Dafür setzen sich nicht nur Rentner ein, sondern auch Jüngere, die Zeit dafür haben.
Tafelarbeit ist Zusammenarbeit
„Unsere Kinder sind aus dem Gröbsten raus oder erwachsen, da wollen wir was Sinnvolles machen“, sind sich Cornelia Günter und Gabi Bulau einig, die auch in der Showgruppe „Spetaculum“ mitmischt. „Das ist superpraktisch, da kann man was zusammen machen“, jubelt Renate Zanjani. „Zusammenarbeit macht die Tafelarbeit überhaupt aus“, so die Tafelleiterin, die das Projekt seit der Gründung vor fast 20 Jahren immer weiter entwickelte. „Wir haben immer überlegt, was die Menschen brauchen.“
Angebot für tagsüber Verhinderte
Den Startschuss zu dem neuen abendlichen Angebot lieferte die kontaktlose Hauslieferung, die im vergangenen Jahr wegen Corona initiiert wurde. „Ich habe das Bauchgefühl, dass die Abendtafel gut ankommt“, ist sich Tafelkoordinatorin Tanja Högström sicher und bezieht sich dabei auf ihre Erfahrungen: „Tagsüber können Leute nicht kommen, weil sie alleinerziehend oder im Homeoffice sind, Angehörige betreuen, in Kurzarbeit sind oder einem Minijob nachgehen, weshalb wir eine zusätzliche Ausgabezeit anbieten.“
Freitags bleibt viel Ware in Geschäften übrig
Der Freitag wurde gewählt, weil das der Wochentag ist, an dem meistens viel Ware in den Geschäften übrig bleibt. „Wir wollen keinem Tafelstandort was wegnehmen“, betont Renate Zanjani. „Langenberg ist zwar ein guter Standort, aber es bleibt viel über.“ Vor dem Start der Abendtafel an der Mettmanner Straße macht sich das neue Mitarbeiterteam mit seinen Aufgaben vertraut. Für die Kontrolle, Registrierung, Ausgabe und dem Nachlegen werden mindestens neun Helfer gebraucht, die bereits um 15.30 Uhr mit den Vorarbeiten beginnen. „Das Abendteam soll sich als eigenständige Einheit fühlen“, betont Renate Zanjani, die weiß, dass sich Ehrenamt und Engagement entwickeln. „Menschen haben eigene Ideen, man muss ihnen Freiräume geben.“
So war das vor gut einem Jahr, als Studenten sich einbrachten, um die zumeist älteren Ehrenamtlichen vor dem Risiko einer Ansteckung zu schützen. Wer mitmachen möchte, muss nicht besonders kräftig sein, um schwere Kisten zu transportieren. „Dafür haben wir Trollies. Was wichtig ist ist, dass man Menschen mag und weiß, dass man bei der Tätigkeit auf alle möglichen Charaktere trifft“, verweist Renate Zanjani auf eine Grundvoraussetzung.
Jüngster Helfer ist 13 Jahre
Regina Nietkowski freut sich darauf, das Nützliche mit dem Angenehmen zu verbinden: „Man trifft sich mit netten Menschen und hilft anderen.“ Mit 13 Jahren ist Liyan der Jüngste. Ein Besuch der Tafel als Grundschüler weckte bei dem jetzigen Gymnasiasten den Wunsch mitzuhelfen. „Ich bin echt gespannt, wie das wird.“ Die erste Abend-Tafel soll am 11. Juni stattfinden.