Velbert. Die Stadt Velbert baut für 2,85 Millionen die Berufsschule Lindenstraße zur Kita mit 100 Plätzen um. Bei den zwei Kita-Neubauten geht’s voran.

Das Gebäude anno 1960 hat über die Jahrzehnte schon so manchen Nutzungswechsel erlebt und dementsprechend viele verschiedene Gesichter diverser Altersgruppen gesehen: erst Berufsschüler, später VHS-Teilnehmer und Hauptschüler; zwischendurch wurde es mal zu einer Flüchtlingsunterkunft umfunktioniert, hat jedoch nie auch nur einen einzigen Menschen beherbergt. Von Juni an werden dort Mädchen und Jungen die Treppen heraufstapfen und eine Metallrutsche runterflitzen, die natürlich längst bestellt ist, aber noch geliefert und zwischen dem ersten und dem Erdgeschoss montiert werden muss. Seit dem letzten Sommer baut die Stadt Velbert die Lindenstraße 3 zu einer Kita mit 100 zusätzlichen Plätzen um. Der Endspurt läuft. Innen geben sich Maler, Schlosser und Schreiner die Klinke in die Hand; draußen sind Garten- und Landschaftsbauer am Werk.

Türen mit Durchblick

Die alten – und viel zu hohen – Treppengeländer sind eigens mit auf Maß gearbeiteten Kinder-Geländern versehen worden. Die Lochbleche und der letzte Anstrich fehlen noch.
Die alten – und viel zu hohen – Treppengeländer sind eigens mit auf Maß gearbeiteten Kinder-Geländern versehen worden. Die Lochbleche und der letzte Anstrich fehlen noch. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Die frisch verlegten grünen, roten und gelben Linoleumböden riechen noch nach Leinöl, die Wände sind größtenteils bereits weiß und ockergelb getüncht, die rostrot gespritzten Türen haben große runde bzw. rechteckige Glas-Durchgucke. Aus der einen oder anderen Wand ragen die Stummel der alten, außer Betrieb genommenen Lüftungsanlagen. Ihre Deckel sind in fröhlichen Farben lackiert und sorgen für hübsche Farbtupfer. „Zur Monatsmitte rollt das Mobiliar an“, erzählt Ina Weis beim Rundgang und zeigt – schließlich gibt’s ja auch U 3-Plätze – die schon fix und fertig aufgebauten Wickelkommoden. Links und rechts führt für die Dreikäsehochs jeweils ein Treppchen hoch, und jedes Kind hat seine eigene Schublade für den Windelvorrat. Die Kita sei vor allem für Kinder aus dem Umfeld gedacht, so die Projektleiterin und Architektin des städt. Fachbereichs Immobilienservice weiter, erste Anmeldungen lägen bereits vor.

Rapunzel erstreckt sich über vier Etagen

In einer Hinsicht tanzt die Kita „Rapunzel“ völlig aus der Reihe, denn in der Regel sind solche Einrichtungen ein- oder allenfalls zweigeschossig. Die neue an der Lindenstraße erstreckt sich in dem Gebäude mit seinen sechs Etagen plus Kellergeschoss jedoch über vier: Im Erdgeschoss sind der Mehrzweckraum und – als ein Novum – ein Kindercafé, im ersten, zweiten und dritten die Gruppenräume. Jede der fünf Gruppen hat eine WC- und Pflegeeinheit. Die obersten Etagen bleiben ungenutzt, das Treppenhaus ist dorthin abgeschottet und wird in den künftig belebten Etagen nur zur Hälfe genutzt. Die Geländer sind bereits durch auf Maß gearbeitete Kinder-Geländer ergänzt worden. Jetzt werden noch Lochbleche angebracht, damit kein Knirps dazwischen- bzw. durchflutscht. Weit oben wird eine Wand, deren Kacheln durch einen Feuchtigkeitsschaden gelitten haben, noch mit einem Spray-Bild geschmückt. Damit ist David Augustyniak beauftragt.

Landschaftsverband unterstützt das Projekt

Ina Weis ist Projektleiterin und Architektin im Team des städt. Fachbereichs Immobilienservice.
Ina Weis ist Projektleiterin und Architektin im Team des städt. Fachbereichs Immobilienservice. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

„Rapunzel“ ist vor Ort die fünfte Kita in städtischer Trägerschaft; ihre Leitung übernimmt Mareike Ludwig. Die kompletten Herrichtungskosten belaufen sich laut Fachbereich auf 2,85 Millionen Euro. Der Landschaftsverband Rheinland leistet eine Investitionsförderung in Höhe von 1,485 Millionen – der Zuwendungsbescheid ist für zusätzliche Kita-Plätze vorgesehen und umfasst Aus- sowie Umbaumaßnahmen, die Herrichtung und Ausstattung des Grundstücks und der Räume.

Holz herrscht beim Draußenspielen vor

Das ca. 1600 qm große Außengelände lag beim Ortstermin mit der WAZ unter einer Schneedecke. Jedoch ist die abgesteckte Bobbycar-Fahrbahn immer gut auszumachen. Fürs Spielen draußen wird’s Klassiker wie Nestschaukel, Flugzeugwippe und Sand(kasten) geben, wird als Werkstoff vor allem Holz dominieren: etwa beim Ponyhof und der Baustelle. Zudem finden U 3- und ältere Kinder spezielle Angebote für ihre Altersgruppe und ganz unterschiedliche Klettergerüste vor, von „Feuerwehr“ bis „Hexenturm“.

Neue Grundschule

Aus Kita-Kindern werden I-Männchen und Schüler – und für sie wird an der Grünstraße eine neue dreizügige Grundschule geplant. Dazu läuft in diesen Tagen der Teilnehmer-Wettbewerb ab. Michael Lobe zufolge geht es um Planen und schlüsselfertiges Bauen aus einer Hand.Nach jetzigem Fahrplan sei das Ziel, so der Fachbereichschef, die Schule im Sommer 2025 fertig zu haben und in Betrieb nehmen zu können.

Submission für zwei Kita-Neubauten

„Rapunzel“ ist aber nicht das einzige Kita-Projekt in Velbert-Mitte. Laut Michael Lobe steht aktuell die Submission – zu diesem Termin müssen die Angebote aufgrund der Ausschreibung eingereicht sein – für den Kita-Neubau Fontanestraße (vier Gruppen) an. Der Fachbereichsleiter weiter: „Wir wollen den Auftrag noch im April erteilen und gehen davon aus, in diesem Sommer anzufangen.“ Zudem stehe in vier Wochen die Submission für den fünfgruppigen Kita-Neubau Nordstraße an. Dort könne der Baubeginn dann im Herbst erfolgen.