Velbert. Stadt und freie Träger tun viel für den Ausbau der Kita-Plätze in Velbert. Dementsprechend steigen die Kosten. Die Hauptlast schultert die Stadt.
Stadt und freie Träger tun eine ganze Menge, um mehr Kita-Plätze zu schaffen. Das kostet allerdings auch eine Menge mehr Geld. Es geht um Millionen-Summen. Die Hauptlast trägt die Stadt Velbert. Die Fachverwaltung hat jetzt die Betreuungskontingente in den Tageseinrichtungen für Kinder und in der Kindertagespflege an den Landschaftsverband Rheinland (LVR) fürs kommende Kita-Jahr gemeldet. Mit einstimmigem Beschluss des Rats-Fachausschusses im Rücken. Der alljährlich fällige Schritt mutet wie eine reine Formalie an, ist aber enorm wichtig. Schließlich geht’s aktuell um nicht weniger als die Finanzierung mittels Landesförderung für 2020/21.
3030 Plätze in ganz Velbert
Laut Vorlage gibt es gegenüber dem aktuellen Kita-Jahr 2019/20 keine wesentlichen Veränderungen hinsichtlich der Kontingente. Die städt. Kita in der Lindenstraße und die Erweiterung der Awo-Einrichtung Tönisheider Straße, die schon fürs laufende Jahr eingeplant waren, werden wohl erst Anfang 2021 in Betrieb gehen. Allerdings hat es in Velbert-Mitte einen Wasserschaden gegeben. Darüber hinaus könnten weitere Betreuungsplätze voraussichtlich bis 2023 in den geplanten Einrichtungen in der Goeben-, Nord- und Fontanestraße bereitgestellt werden, heißt es weiter im Text.
Alte Zahl unterschritten
Unterm Strich werden für 2020/21 insgesamt 3030 Plätze ausgewiesen. Damit liegt das Kontingent unter dem Wert für 2019/20 von 3055. „Die Meldung bezieht sich auf die Plätze, bei denen wir derzeit davon ausgehen können, dass sie zum 1. 8. 2020 in Betrieb sind“, erklärt Jürgen Mutz das Vorgehen, „bzw. bei denen wir davon ausgehen, dass sie im Laufe des Jahres in Betrieb gehen.“ Und zu den 3055: Diese Zahl liege höher, so der Abteilungsleiter im Fachbereich Jugend/Familie/Soziales, weil Teile der Plätze erst später als ursprünglich gedacht und weiterhin auch 2020/21 vermutlich noch nicht zur Verfügung stünden.
Kosten steigen deutlich
Mehr Plätze bedeuten selbstverständlich auch mehr Kosten. „Sie steigen deutlich an und lasten im Wesentlichen auf den Schultern der Stadt Velbert“, berichtet Mutz. Beliefen sich die Zahlungen der Stadt an Kita-Träger in 2018/19 noch auf 22,3 Millionen Euro, klettert diese Summe 2019/20 auf (geschätzt) 24,5 und 2020/21 auf (ebenfalls geschätzt) 26,7 Millionen.
Eltern finanzieren rund 14 Prozent
Stadt erhebt seit Mitte März keine Elternbeiträge
Die Stadt Velbert hat die Erhebung von Elternbeiträgen für die Kindertagesbetreuung seit Mitte März ausgesetzt. Grund ist das wegen der Corona-Pandemie erlassene Betretungsverbot in den Räumen der Kindertagesbetreuung. Daher erfolgt jetzt zum April auch kein Beitragseinzug.
Bereits eingezogene, anteilige Elternbeiträge für März werden erstattet oder verrechnet, kündigte die Stadt ferner an. Das gelte auch für die Verpflegungsentgelte für die Kinder in den städt. Kindertageseinrichtungen.
A propos Elternbeiträge: Wiederholt kommt ja seitens der Politik die Forderung nach völliger Beitragsfreiheit auf. Zumeist ohne zu sagen, wie der Ausfall kompensiert werden soll. Fakt ist, dass Velbert bisher den gesetzlichen Rahmen der Elternanteile nicht erreicht. „Der tatsächliche Finanzierungsanteil der Elternbeiträge für die gesamten Betriebskosten der Einrichtungen in Velbert beträgt im aktuellen Kindergartenjahr 13,6 Prozent“, sagt Ingrid Treitz (Jugendhilfeplanung). Damit liege er deutlich unter dem Anteil von 19 Prozent, wie er der diesjährigen Aufteilung der Finanzierung zugrunde liege. Und weiter: „Soweit sich die Gesamterträge aus Elternbeiträgen und den Ausgleichszahlungen des Landes für die elternbeitragsfreien Jahre für 2020/21 nicht ändern, blieben sie in Velbert mit voraussichtlich 11,2 der Betriebskosten auch weiterhin deutlich unter dem künftig gesetzlich möglichen Anteil von 16,4 Prozent.“
Personal ist knapp
Dass es allerdings mit Neu- bzw. Erweiterungsbauten sowie zusätzlichen Plätzen alleine nicht getan ist, machte kürzlich Claudia Koll-Sarfeld klar. Viele Städte seien froh, wenn sie überhaupt Angebote von interessierten Trägern bekämen, sagte die Vertreterin der Genossenschaft „KoPart, Kommunal & Partnerschaftlich“ (Düsseldorf) im Jugendhilfeausschuss. Dort ging es in der eingangs bereits erwähnten Sitzung um die Trägerschaften der geplanten Kitas an den Standorten Nord- und Fontanestraße, wurde u. a. beklagt, dass es „bloß“ drei Bewerber gegeben habe. „Das Personal ist knapp und ausgelastet“, fügte Koll-Saarfeld hinzu.
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Kampf um Fachkräfte
„In manchen Städten stehen zwar physisch neue fünfgruppige Kitas, gehen aber dann nur sukzessive an den Start“, berichtet auch Fachdezernent Gerno Böll. Der Kampf um Fachkräfte werde größer und der Markt immer schwieriger. Studien zufolge haben 78,5 Prozent der Kitas Probleme, offene Stellen zu besetzen, fehlen landesweit mehr als 16.000 Erzieher.