Velbert. Die Stadt Velbert schafft durch den Umbau einer alten Berufsschule 100 zusätzliche Kita-Plätze. Das Projekt ist zunächst auf zehn Jahre angelegt.
In der Oberstadt tummeln sich immer mehr kleine Kinder. Dafür sorgte in dem Umfeld zunächst die SKFM-Kita Kastanienallee, dieser Tage ging gleich nebenan die neue fünfzügige Gemeinschaftsgrundschule in Betrieb und aktuell funktioniert der Fachbereich Immobilienservice der Stadt Velbert nur ein paar 100 Meter entfernt das alte Gebäude Lindenstraße 3 zu einer neuen Kita mit 100 zusätzlichen Plätzen um.
Der Zeitplan ist, nachdem zuerst ein Wasserschaden den Start vermasselt hatte, recht sportlich: Die vorbereitenden Arbeiten haben in den Sommerferien begonnen, zum 1. Juni nächsten Jahres soll die Kita „Rapunzel“ in Betrieb gehen. Die Fertigstellung ist für Ende März terminiert.
Schon viele unterschiedliche Nutzungen
In seiner Monheimer Zeit hat Michael Lobe zwölf Kitas gebaut. „Aber es ist eigentlich etwas Außergewöhnliches, aus einer Schule eine Kita zu machen“, sagt der neue Leiter des Fachbereichs 7 beim Ortstermin mit der WAZ. Der Bau anno 1960 hat schon so Einiges an Wandel „erlebt“: Er diente einst als Berufsschule, wurde später u. a. von der Volkshochschule genutzt, dann zu einer Flüchtlingsunterkunft gemacht, die niemals auch nur einen einzigen Menschen beherbergt hat, wurde ferner zur Dependance der Martin-Luther-King-Hauptschule. Und jetzt ist er komplett eingerüstet, dreht sich über ihm ein Baukran. Innen werden Raumgrößen verändert, Wände versetzt.
Vier Etagen werden gebraucht
Die Kita ist für Jungen und Mädchen aus dem Stadtbezirk Velbert-Mitte gedacht, weil hier eben stadtweit der vergleichsweise größte Bedarf an neuen Plätzen herrsche, erklärt Petra Henning. Nach Auskunft der Abteilungsleiterin Kindertagesstätten werden fünf Gruppen für Zwei- bis Sechsjährige eingerichtet. Je zwei ziehen jeweils mit einem Aktionsraum in der ersten und zweiten Etage des sechsstöckigen Gebäudes ein und die fünfte nebst Therapie- und Besprechungsraum darüber; die beiden oberen Stockwerke bleiben frei. Man könne dort ohnehin keine „Fremdnutzer“ unterbringen, so Lobe, weil sich die Wege unterschiedlicher Nutzer nicht kreuzen dürften. Pro Gruppe gibt’s eine WC- und Pflegeeinheit.
Platz und viele Räume
Im Erdgeschoss sind ein „gut ausgestatteter Mehrzweckraum mit Hängeschaukeln etc. vorgesehen, ein Leiterinnenraum, weiter Küche und Kinder-Café mit Kinder-Küche, natürlich auf Steppkes-Höhe. Es werde ja nicht in Gruppen gegessen, erzählt Henning und schwärmt, dass man je Platz und viele Räume habe. Sie hat sich auch für einen neuen Kita-gerechten Eingang vom Außengelände her stark gemacht: „Der Eingang ist ja schließlich die Visitenkarte eines Hauses.“
Kita ist ausdrücklich kein Provisorium
Von einem Provisorium möchte Dirk Lukrafka im Zusammenhang mit dem Projekt nicht reden. „Wir planen erst einmal für zehn Jahre“, so der Bürgermeister auf Nachfrage weiter. Bis dahin sollten Kita-Neubauten fertig werden; dann müsse man schauen, wie sich die Zahlen konkret weiter entwickeln und die Prognosen darstellen würden.
Projekt kostet 2,6 Millionen Euro
Das Projekt planen, stemmen und begleiten die Fachbereiche 7 und 5 (Jugend/Familie/Soziales) und das Architekturbüro „Schönborn + Hölscher“ in Abstimmung mit dem Landesjugendamt. Das Projekt kostet 2,6 Millionen Euro; der Landschaftsverband Rheinland leiste eine Investitionsförderung in Höhe von rund 1,5 Millionen, sagt Ina Weis. Die Architektin hat die Projektleitung. Der Zuwendungsbescheid sei für zusätzliche Kita-Plätze vorgesehen und umfasse Aus- sowie Umbaumaßnahmen, die Herrichtung und Ausstattung des Grundstücks und der Räume.
Auf der Rutsche runter ins Erdgeschoss
So werden in allen Kita-Etagen die Fenster erneuert – und schaffen die Handwerker innen eine Zweite Ebene, damit die Dreikäsehochs auch rausschauen können. Die Berufsschul-Fensterbänke sind halt für andere Körpergrößen ausgelegt. Auf der Rückseite kommt ein bis zum vierten Stockwerk reichender Fahrstuhl. Ein Farbkonzept wird just erarbeitet. Besonderer Clou: Von der ersten Etage runter ins Erdgeschoss werden die Kita-Kinder rutschen können.
Außenbereich gehört künftig komplett den Kindern
Neue Kita-Stellen sind aktuell ausgeschrieben
Die künftige Kita „Rapunzel“ ist in Velbert die fünfte in Trägerschaft der Stadt. Es gibt bereits die städtischen Einrichtungen Schiller- und Adalbert-Stifter-Straße in Neviges sowie Kollwitzstraße und „Rundumbunt“ (Brangenberger Straße) in Mitte. Der Name „Rapunzel“ wurde wegen der Gebäudehöhe und des Treppenhausturms gewählt.
Leiterin des insgesamt 15-köpfigen Teams an der Lindenstraße wird Mareike Ludwig. Sie kehrt nach Auskunft von Petra Henning jetzt aus der Elternzeit zurück und hat zuvor lange Jahre in der kreiseigenen Kita Steeger Straße gearbeitet. „Frisch auf dem Markt“ sind seit Freitag auch die Erzieher/innen-Stellen. Sie sollen zum 1. Mai 2021 eingestellt werden.
Der Außenbereich wird komplett umgestaltet. „Das wird super und ist für ne Kita echt groß“, schwärmt Petra Henning. Genauer gesagt sind es 1600 qm und damit übertrifft die Außenfläche deutlich das Soll, wie Lobe betont. Geplant sind differenzierte Angebote für unter bzw. über Dreijährige, vor allem jedoch „naturbelassene Spielgeräte“, also viel Holz. Zu den einzelnen Bereichen gehören Klettergeräte, Sandkasten, ein Ponyhof mit Holzpferden und ein Bauplatz nebst Bauwagen.
Weitere Fotos gibt’s auf waz.de/velbert.