Velbert-Mitte. Gastronom Kai Uwe Stachelhaus ist Partner der Vesperkirche, die in diesem Jahr leider ausfallen muss. Lieferservice im Lockdown

Das Landhaus Stolberg ist vielseitig aufgestellt und bietet neben individueller, frischer Küche vielseitige Räume, drinnen wie draußen, für Hochzeiten, Firmenfeiern oder Geburtstage. Hauptsache, der Kunde fühlt sich wohl, lautet die Devise. Die Mitarbeiter haben die Coronazeit genutzt, um den Außenbereich zu fliesen, im Innenbereich die Theke zu restaurieren, neue Schränke und neue Elektrik zu installieren. „Wir machen das Beste draus,“ erzählt Inhaber Kai Uwe Stachelhaus. Draußen gibt es ein neues, großes Zelt für Feiern, das allerdings erst ein Mal benutzt werden durfte - denn dann kam die Coronakrise.

Inhaber verzichten auf Kurzarbeit

Kai Uwe Stachelhaus und seine Frau Michaela haben sich trotz allem gegen Kurzarbeit für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entschieden. „Man kann einem Vater von vier Kindern nicht sagen: Du bekommst jetzt nur noch 60 Prozent Gehalt.“ Außerdem hat der Inhaber sein Angebot der Lage angepasst: Aktuell bietet das Landgasthaus ein „Schnitzel Taxi“ an. Gleichzeitig engagiert sich das Team auch für Bedürftige - unabhängig von Corona, denn seit vielen Jahren arbeitet Stachelhaus schon mit der Kirche zusammen.

Wichtig dabei sei ihm immer „convenient-freie Küche“, also nichts aus Tüten, "sondern alles frisch zubereitet". Das sei auch der Anspruch der Kirche. Und so fahren Kai Uwe Stachelhaus und seine Mitarbeitenden Essen für Bedürftige aus, "Vollwertkost, versteht sich". Und langweilig werde es nicht: "Es bestehen mehr Anfragen, als wir ausfahren können."

Beteiligung an der Vesperkirche

„Essen und Trinken in einer Kirche, Vielfalt unterm Kirchendach, die Vesperkirche“ ist ein weiteres Projekt, das der Gastwirt mit seiner Frau unterstützt. Die beiden helfen wo sie können und blicken über den eigenen Tellerrand hinaus: „Eines Tages kam die Kirche auf uns zu, und fragte, ob wir bei der ,Vesperkirche' mitmachen wollen,“ erzählt Kai Uwe Stachelhaus.

„Vesper“, ursprünglich das abendliche Gebet im christlichen Gottesdienst, beinhaltet als „Vesperkirche“, gemeinsam zu essen und seinen Nebenmann kennenzulernen. Dieses Projekt fand mit Kai Uwe Stachelhaus und seinem Team erstmals 2019 in der Christuskirche in Velbert und der Stadtkirche in Wülfrath sowie 2020 in der Apostelkirche in Velbert statt. Immer im Frühling und initiiert von der evangelischen Kirche, lief jeder Einsatz über zehn Tage zur Mittagszeit.

Umplanen während der Aktion

Ein Drei-Gänge-Menü mit Vorspeise und Dessert und in unterschiedlichen Variationen - vegetarisch, halal, Hausmannskost: Verschiedenste Gerichte standen auf der Speisekarte. Ursprünglich gingen die Organisatoren von rund 120 Essen pro Tag aus. Kommen durfte jeder, egal ob obdachlos, Schulkind oder Geschäftsmann. Auch jegliche Religionen waren willkommen.

„Das Ganze war aber ein Selbstläufer, es kamen dann 300 bis 400 Personen, wir mussten improvisieren und immer mehr nachliefern,“ erinnert sich der Gastwirt. Er passte sich an und brachte nach kurzer Zeit bereits die dreifache Menge inklusive Reserve mit. „So haben wir sichergestellt, dass jeder noch was zu Essen bekam, auch wenn es nicht mehr unbedingt das war, was auf der Tafel stand,“ berichtet der Inhaber.

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Stachelhaus arbeitete dabei kostendeckend, nicht gewinnbringend. Die Finanzierung lief über Spenden und Mittel der Diakonie. Der Aufwand für die Umsetzung war groß: Sämtliche Kirchenbänke wurden entfernt und Tische mit Stühlen sowie Kochgeräte in der Kirche aufgestellt. In diesem Jahr, 2021, wird es unter anderem wegen Corona keine Vesperkirche geben, aber Inhaber und Team finden die Aktion "super" und wären "jederzeit wieder mit dabei".

Gastronom in dritter Generation

Kai Uwe Stachelhaus bleibt mit seinem Job der Familientradition treu, denn er bildet bereits die dritte Generation, die in der Gastronomie tätig ist. „Unsere Branche braucht Besonderheiten,“ findet er. So räuchert er zum Beispiel eigene Salze, kreiert eigene Pfeffermischungen oder hochwertigen Whisky. Auch handgemachter Balsamessig mit den Sorten Apfel, Himbeere oder Chili findet sich in seiner Küche.

Pläne schmieden für die Zukunft hält der Gastronom allerdings für schwierig. „Das größte Ziel ist, wieder einfach normal zu arbeiten. Normale Öffnungszeiten mit normalen Veranstaltungen. Man weiß nicht, wo die Reise hingeht,“ sagt er. Weitermachen will er aber auf jeden Fall.