Velbert. Der Flüchtling und Koch-Azubi Toros Arzomanyan begeistert nicht nur seinen Chef im Haus Stolberg – sondern auch die Agentur für Arbeit Mettmann

Als Toros Arzomanyan vor ein paar Jahren nach Deutschland flüchtete, da hätte er nicht unbedingt damit gerechnet, dass er mal eine deutsche Speisekarte mitgestaltet. Doch genau das macht der 28-jährige Armenier nun in dem Velberter Traditionsrestaurant Landhaus Stolberg, wie dessen Inhaber Kai Uwe Stachelhaus erläutert: „Toros macht bei uns eine Ausbildung zum Koch und hat auch einige Rezepte aus seiner Heimat mitgebracht. Wir bieten jetzt zum Beispiel einen Linsensalat als Vorspeise an.“ Und das ist nicht das einzige, was Arzomanyan – auch nach Ansicht der Agentur für Arbeit Mettmann – als gutes Beispiel für die gelungene Integration eines Flüchtlings in den Arbeitsmarkt auszeichnet.

Fließende Deutschkenntnisse

Auch einen Zitronenkuchen bekommt Toros Arzomanyan prima hin.
Auch einen Zitronenkuchen bekommt Toros Arzomanyan prima hin. © Katrin Böcker / FUNKE Foto Services

So sind nicht nur Schlüsselqualifikationen wie Einsatz- und Lernbereitschaft, Fleiß und Pünktlichkeit für den jungen Armenier selbstverständlich – sondern auch Sprachkenntnisse: Nachdem er 2016 flüchtete, erlernte er die Sprache seiner neuen Heimat unter anderem in Integrationskursen. Das Ergebnis kam sich hören lassen: „Ich hatte in Armenien schon als Koch gearbeitet. Aber als ich hierher kam, hatte ich keine Ahnung von der deutschen Küche“, sagt Arzomanyan in fließendem Deutsch.

Die mangelnden kulinarischen Kenntnisse sollten sich aber beheben lassen – dank Kai Uwe Stachelhaus vom Landhaus Stolberg im Hefel. „Ich habe vor zwei Jahren bei der Velberter Agentur für Arbeit, mit der wir hervorragend zusammenarbeiten, nach einer Küchenhilfe angefragt“, erinnert er sich. Und so kam der Kontakt zu Arzomanyan zustande. Der kniete sich auch gleich richtig in seinen neuen Arbeitsbereich rein, so dass sein Chef ihm schon ein Jahr später eine Lehrstelle anbot. Denn: „Ohne eine Ausbildung müsste Toros immer wieder von vorne anfangen.“

Flüchtling soll nach der Ausbildung im Restaurant bleiben

Allerdings soll der Armenier auf absehbare Zeit auch gar nicht weg aus dem Restaurant: „Ich möchte Toros nach seiner Ausbildung behalten und ihm Kompetenzen in der Küche übertragen“, sagt Stachelhaus. Und auch der so Gelobte ist glücklich. „Ich arbeite sehr gerne hier und möchte bleiben“, meint Arzomanyan, der nun schon einen zünftigen Sauerbraten oder typisch deutsche Saucen zubereiten kann – und auch sonst alles gebacken bekommt; wie etwa einen saftigen Zitronenkuchen.

Diesen kredenzt er auch Karl Tymister beim Pressegespräch im Haus Stolberg. Doch nicht nur der Kuchen begeistert den Chef der Agentur für Arbeit Mettmann: „Vor fünf Jahren hat die Bundeskanzlerin gesagt: ‘Wir schaffen das.’ Und wie man hier und heute sieht, schafft man es auch, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen“, führt er aus. Dabei sei eine fundierte Ausbildung wichtig.

Knapp 50 Prozent der Flüchtlinge haben schon eine Arbeit

Das trägt auch Früchte: Nach Angaben der Arbeitsagentur haben seit 2016 in der Geschäftsstelle Velbert 413 Personen aus den acht Ländern mit den meisten Asylanträgen – darunter Syrien, Afghanistan, Irak. Somalia oder Nigeria – eine Arbeit aufgenommen. Für den gesamten Kreis Mettmann waren es 1700 – und alleine im Jahr 2019 umfasste diese Zahl 293 Auszubildende, davon 39 am Arbeitsort in Velbert.

Dietrich Pape (v. li.) und Karl Tymister (beide Agentur für Arbeit Mettmann) freuen sich zusammen mit Kai Uwe Stachelhaus vom Landhaus Stolberg, dass Flüchtling Toros Arzomanyan (2. v. r.) so gute Fortschritte als Koch-Azubi macht.
Dietrich Pape (v. li.) und Karl Tymister (beide Agentur für Arbeit Mettmann) freuen sich zusammen mit Kai Uwe Stachelhaus vom Landhaus Stolberg, dass Flüchtling Toros Arzomanyan (2. v. r.) so gute Fortschritte als Koch-Azubi macht. © Katrin Böcker / FUNKE Foto Services

Auch die Erwerbsquote unter den Flüchtlingen sei mittlerweile gut. So schätzt Karl Tymister diese auf knapp unter 50 Prozent und bezieht sich damit auf Bundeszahlen. „Ohne die Corona-Krise wäre die Quote auch schon höher“, schildert er weiter. Damit nähere sich die Zahl immer mehr der Erwerbsquote der Gesamtbevölkerung in Deutschland an: „Diese liegt bei rund 65 Prozent.“

Gutes Netzwerk

Um Flüchtlingen noch mehr bei ihrer Integration und der Suche nach einer Arbeitsstelle zu unterstützen, wurde 2015 der „Integration Point“ der Arbeitsagentur Mettmann sowie des Jobcenters ME-aktiv gemeinsam mit dem Kreis Mettmann gegründet. Dieser ist die zentrale Anlaufstelle für Flüchtlinge, betreut Asylbewerber und -bewerberinnen im Kreisgebiet und vermittelt sie in Sprachkurse, Weiterbildungen oder Arbeitsstellen.

Teamleiter des Integration Points ist Dietrich Pape. „Wir leben vor allem davon, dass wir über ein so gutes Netzwerk verfügen“, sagt er. Es gebe eine „Elite“ an Flüchtlingen mit guten Vorkenntnissen, die sich schnell in den Arbeitsmarkt integrieren lasse. „Dann gibt es einen großen Bauch in der Mitte, den wir mit Begleitung hinkriegen. Dazu bleibt ein Rest an Flüchtlingen, die Probleme haben – aber das ist auch so in der normalen Arbeitswelt.“

Mehr Flüchtlinge in Beschäftigung

Auch bei den sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen im Kreis Mettmann hat sich jede Menge bei Flüchtlingen aus den acht Ländern mit den meisten Asylanträgen getan.

So lag diese Zahl im Dezember 2014 bei 253 Beschäftigten. Fünf Jahre später, also im Dezember 2019, gingen schon 1956 betreffende Flüchtlinge einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach.

Koch-Azubi Toros Arzomanyan zählt nicht zu den Problemfällen, schließlich hat er sich bereits jede Menge neue Kenntnisse angeeignet. Und nicht nur in der Küche, wie Kai Uwe Stachelhaus vom Landhaus Stolberg sagt: „Wir machen hier auch privat einiges gemeinsam.“ Dabei hat Toros bei einem der Unternehmungen auch noch etwas ganz Neues kennengelernt: „Ich war nun auch schon Schlittschuhlaufen“, sagt er und lächelt.