Langenberg. Mit der Hundeschule “Fellwechsel“ hat sich die Unternehmerin ein Standbein aufgebaut. Doch sie coacht auch Menschen.
Mit ihrer Hundeschule Fellwechsel hat sich die ausgebildete Hundetrainerin Jennifer Jäckel im Jahr 2014 selbstständig gemacht. Seit dem ist sie auf dem Gelände an der Nierenhofer Straße aktiv. Den Schritt hatte sie damals unternommen, weil sie mit ihrem eigenen Hund Schwierigkeiten hatte, erzählt sie rückblickend: "Mein Herdenschutzhund war auf Mensch und Tier bezogen instabil und von der Umwelt überfordert." Durch das Training mit Trainern seien die Probleme jedoch nur schlimmer geworden. „Und irgendwann habe ich gesagt, ich lasse jetzt keinen mehr an meinen Hund dran. Ich mach' jetzt selbst eine Ausbildung“, sagt Jennifer Jäckel.
Selbstständigkeit als logischer Schritt
Bei den Fortbildungen habe sie dann auch gesehen, wie sie nicht arbeiten möchte. Irgendwann habe sie sich gesagt: „Ich habe jetzt so viel gemacht, da fehlt nicht mehr viel, um das beruflich zu machen.“ Und so stellte sie sich einen Plan auf, was sie noch brauchen würde. Als studierte Soziologin mit Magisterabschluss war der Schritt für Jennifer Jäckel gar nicht so groß, berichtet sie: "Ich war immer schon beratend tätig und hatte unterrichtet, da hat das gut gepasst.“ Für sie sei die Selbstständigkeit kein Zeichen von Mut gewesen, sondern eine logische Konsequenz aus den Umständen.
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Und die Buchungen kamen schnell. Zur Schnupperveranstaltung war das Gelände voll, inzwischen arbeitet Jennifer Jäckel mit anderen Selbstständigen kooperativ auf Honorarbasis zusammen. Eine Hospitantin in der Ausbildung ist auch noch mit dabei und „steigt hoffentlich irgendwann mit ein“, sagt die Hundetrainerin.
Training auch für Menschen
Doch das Angebot von Jennifer Jäckel geht weit über das Training mit den Vierbeinern hinaus: Sie bildete sich weiter und bietet nun auch für Privatmenschen und Firmen, oder alternativ für Mensch und Hund, verschiedene Coachings an: Systemisches Coaching - ein lösungsorientiertes Kurzzeitcoaching -, Entspannungspädagogik und Resilienztraining. Gern nutzt sie hierfür auch Naturräume. Alternativ kann das Coaching jedoch auch im Büro, beim Kunden zu Hause oder im Kursraum stattfinden. Bäume werden allerdings nicht umarmt, obwohl: „Der Wald entspannt nachhaltig und man kann gut mit Naturmaterialien arbeiten, um zur Auszeit, zur Ruhe zu kommen“, erläutert die Trainerin.
Stress verhindern und zur Ruhe kommen
Sie bietet ihr Coaching auch für Unternehmen an, die oft durch coronabedingten Stress in der Belegschaft auf große Herausforderungen treffen. Hier bieten sich derzeit Online-Formate an, um etwa Inputs zur Resilienz zu geben. Resilienz bezeichnet die Widerstandsfähigkeit gegen äußere, negative Einflüsse: „Resilienz entsteht in und durch die Krise“, erläutert die Fachfrau. Es gebe viele Übungen, die auch präventiv wirksam seien. Fragen wie „Was macht Stress mit mir?“ oder „Was entspannt mich?“ seien essentiell, da viele Menschen gar nicht mitbekämen, wie der Stress entsteht. „Oft bekommt man den Stress erst mit, wenn man mittendrin ist“, sagt Jennifer Jäckel. Und wenn es so weit ist, gebe es drei wirkungsvolle Methonden, um sich zu helfen: Regenerative Methoden (z. B. Meditation oder Sport), Zeitmanagement inklusive Zeitpläne und To do-Listen und innere Haltung.
Krisen meistern
Resilienz, erläutert Jennifer Jäckel, sei dabei nicht eine Fähigkeit oder eine Wesenseigenschaft, sondern "umfasst das Vorhandensein verschiedener Fähigkeiten, die helfen, gestärkt aus Krisen herauszugehen und sie zu meistern, anstatt daran zu zerbrechen". Angenommen, zwei Menschen haben einen schweren Autounfall und sind danach lebenslang geschädigt: „Es gibt Menschen, die daraufhin depressiv oder suchtkrank werden und das vielleicht auch bleiben und deren Leben danach bergab geht", sagt die Trainerin. "Und es gibt Leute, die gehen danach ganz neue Wege und machen das Beste draus“, erläutert Jäckel. Eigentlich sei diese Ausbildung für Menschen gedacht, aber: "Man kann das Resilienztraining auch auf Hunde übertragen. Es wird geschaut, welche Fähigkeiten Hunde brauchen, um in Stresssituationen im Alltag gelassen zu bleiben und mit diesen Situationen gut umgehen zu können."
Bei Einzelbuchungen schaut Jennifer Jäckel mit dem Kunden nach dessen Bedarf. Bei manchen Menschen ginge es um die innere Haltung zu den Dingen, die sie stressen. Ein und dasselbe Erlebnis könne bei dem einen Stress auslösen, bei dem anderen nicht. „Zum Beispiel wenn jemand die Vorfahrt nimmt kann es sein, dass man sich furchtbar aufregt und denkt 'was ein Idiot'. Oder man denkt 'gut, dass ich rechtzeitig bremsen konnte. Vielleicht liegt grade seine Oma im Krankenhaus'“, sagt Jennifer Jäckel. Das Eine mache „totalen Stress“, das Andere lasse einen in die Empathie kommen, so dass erst gar kein Stress entstehe.