Velbert. . Hertie-Areal in Velbert soll als Standort für ein Kino ausgeschrieben werden. Förderantrag für Abriss läuft. Verwaltung hat auch einen Plan B.

Die Ungeduld, dass sich in Sachen Hertie-Immobilie endlich etwas tut und entwickelt, ist vor Ort groß. Und der Wunsch nach einem Kino besteht schon seit Jahren. Dirk Lukrafka sieht jetzt eine gute, ja sogar „sehr gute Chance“, einen entscheidenden Schritt voranzukommen und das Areal tatsächlich zu einem Kino-Standort zu entwickeln. Ein Kino wird nämlich zur verpflichtenden Vorgabe für interessierte Investoren gemacht.

Investorenauswahl erfolgt europaweit

Nach den vielen Gesprächen, die seine Mitarbeiter und er selbst in den letzten Jahren – vor allem in 2017 – mit Investoren und Kinobetreibern geführt hätten, und nachdem die Stadt im Vorjahr Eigentümerin des gesamten Areals geworden sei, kündigt der Bürgermeister an, werde nun im nächsten Schritt ein europaweites Investorenauswahlverfahren vorbereitet.

Ratsbeschluss noch vor den Sommerferien

Noch in 2017 habe es einen konkret interessierten Kinobetreiber gegeben und die Stadt habe versucht, „alle unter einen Hut zu bringen“, berichtet Lukrafka. Dieser habe allerdings Anfang 2018 davon Abstand genommen, weil sich die Eigentümer-Konstellation als zu problematisch erwiesen habe.

Das Parkhaus steht ebenfalls seit nunmehr einem Jahrzehnt leer
Das Parkhaus steht ebenfalls seit nunmehr einem Jahrzehnt leer © RGB

Die Verwaltung will mit ihrer aktuellen Marschrichtung im Sommer in die Ratsgremien gehen. Den Anfang macht voraussichtlich am 11. Juni der BZA Mitte. Der offizielle Startschuss – also der erforderliche Ratsbeschluss – ist auf den 9. Juli terminiert. Es werde wohl einen Investor fürs Gebäude und einen Betreiber fürs Kino geben.

„Das wird kein Schnellschuss, das ist eher ein Langläufer“, meint Jörg Ostermann zum weiteren Ablauf und Vorgehen. Der Baudezernent, der nach eigenem Bekunden bereits in den ersten Monaten seiner nunmehr neunmonatigen Amtszeit mit Kinobetreibern gesprochen hat, hofft, Mitte 2020 dem Rat einen Investor vorschlagen zu können. Anschließend gelte es, einen Bebauungsplan aufzustellen und einen Bauantrag einzureichen.

Vier Säle mit 500 Plätzen sind das Minimum

Die Stadt erhofft sich von dem Kinobetrieb vor allem eine Belebung der Innenstadt sowie Aufwertung ihres südlichen Teils. Dafür hält man eine Mindestgröße bzw. Mindestausstattung von vier Kinosälen mit insgesamt rund 500 Sitzplätzen für erforderlich. Dieser markante Standort müsse aber auch „architektonisch hochwertig gefüllt werden“, betont Ostermann. Wenn man heute an der Sparkasse stehe, denke man manchmal, ob man überhaupt noch weitergehen wolle. Künftig werde man denken, „da muss ich zwingend hin“. Neben dem Kino und „ausreichend Stellplätzen“ dürften auch Hotel, Dienstleistungen, Gastronomie „und gerne auch Wohnen“ im rückwärtigen Bereich zur Offerstraße auf das Grundstück.

Fördermittel für den Abriss beantragt

Die Graffiti-Künstler „Artletics“ haben bei einer Spray-Aktion die Säulen am Hertie verschönert.
Die Graffiti-Künstler „Artletics“ haben bei einer Spray-Aktion die Säulen am Hertie verschönert. © Uwe Möller

„Wir stellen eine geräumte Fläche zur Verfügung“, erklärt der Beigeordnete. Der Förderantrag für den fürs nächste Jahr vorgesehenen Abriss – „Wir landen wohl unter drei Millionen“ – bei der Bezirksregierung Düsseldorf läuft. Die Quote beträgt zumeist 80 bis 90 Prozent. Für das Auswahlverfahren hofft die Stadt ebenfalls auf eine Förderung. Sie will ein Investorenauswahlverfahren mit Teilnahmewettbewerb durchführen, bei dem neben dem Kaufpreis die Nutzungskonzeption und das städtebauliche und architektonische Konzept für das ca. 7500 qm große Grundstück mit dem leerstehenden Kaufhaus nebst Parkhaus die maßgeblichen Kriterien sein werden: „Am Ende wird die Stadt Velbert das Grundstück an den Bewerber veräußern, der das geeignetste Gesamtkonzept zur Realisierung eines Kinos anbietet.“

Und was passiert, wenn es in Sachen Kino letztlich kein Happy-End gibt? Dafür habe man in der Tat einen Plan B, bestätigt der Bürgermeister auf Nachfrage. Dann stehe das Areal komplett für die bereits genannten anderen Nutzungen zur Verfügung.

BISHER WAREN DIE HINDERNISSE ZU HOCH

  • Seit der Schließung des Hertie-Kaufhauses (vormals Karstadt) in 2009 haben sich laut Stadt verschiedene Investoren mit der Immobilie befasst. Die Projektideen seien an den Konstellationen mit Grundstückseigentümern und Erbbaurechtsgrundstücken sowie Kaufpreisvorstellungen gescheitert.
  • Sowohl in Richtung Kino-Entwicklung als auch Mischnutzung habe Interesse seitens verschiedener Investoren bestanden bzw. bestehe es.