Velbert. Fraktion hat einen Antrag für den Umweltausschuss am 18. Juni gestellt. Die steinernen Gärten sind nicht so pflegeleicht, wie viele denken.
Immer öfter sieht man sogenannte Steingärten, die als Vorgärten dienen. Statt grünem Rasen und verschiedenen Pflanzenarten sind hier dichter Kies oder Beton das bestimmende Gestaltungselement. Die Grünen im Stadtrat stellen nun im Umweltausschuss den Antrag, bei allen künftigen Bebauungsplänen festzulegen, dass Vorgärten statt mit Steinen vollflächig mit Vegetation begrünt werden sollen. Gärtner zeigt Alternativen auf.
Den Trend weg vom Grün, hin zum Grau beobachtet auch Peter Meister, Geschäftsführer eines Garten- und Landschaftsbaubetriebes in Velbert. „Viele Menschen legen sich einen solchen Steingarten zu, da sie der Meinung sind, dass dieser leichter zu pflegen seien“, sagt der Experte. Für die meisten hieße ein Steingarten auch gleich: kein Rasenmähen, weniger Unkraut und weniger Pflanzen gießen. Aber auch ein Steingarten bedürfe regelmäßiger Pflege, so Meister. „Reinigt man die Steine nicht regelmäßig, entsteht Moos“, erklärt Meister.
Steingärten reduzieren die Artenvielfalt
Der große Widerstand, der sich in auch vielen anderen Städten derzeit breitmacht, bezieht sich zum einen auf das sich verändernde (und für viele nicht ansprechende) Stadtbild, vor allem aber auf die ökologischen Folgen, die Steingärten mit sich bringen. Die Grünenfraktion in Velbert prangert an, dass diese die Artenvielfalt reduzieren. „Denn nicht nur Schmetterlinge, Käfer, Bienen oder Hummeln, sondern auch Vögel finden in diesen Steinwüsten keine Nahrung oder Lebensraum“, sagt die Fraktionsvorsitzende Esther Kanschat.
Darüber hinaus würden die Gärten auch das städtische Mikroklima negativ beeinflussen. Da Steinflächen sich wesentlich stärker als der von Pflanzen beschattete Erdboden erhitzen, würde es zu einer „langanhaltenden unnötigen Wärmebestrahlung kommen“, führt Kanschat an. Durch die geringere Versickerungsfähigkeit, sei zudem auch die Kanalisation stärker belastet.
Ausschuss soll einen Beschluss gegen Steingärten fassen
Ziel der Grünenfraktion ist daher in Zukunft das Bauen von neuen Steingärten zu verbieten. In ihrer Antragsvorlage für den Umwelt- und Planungsausschuss, der heute tagt, machen sie dies deutlich. Hier fordern sie einen Beschluss, der festsetzt, dass Vorgärten in Zukunft vollflächig mit Vegetation zu begrünen und dauerhaft zu erhalten sind. „Befestigte/versiegelte Flächen sind nur für die erforderlichen Zufahrten/ Stellplätze, zuwege und Müllstandplätze zulässig“, heißt es im Antrag.
Aber Prüfung im Einzelfall
Wichtig sei, dass bei der zukünftigen Aufstellung von Bebauungsplänen für jeden Einzelfall ein Prüfung stattfinden soll, ob das Begrünen eines Vorgarten vorgeschrieben werden kann, da nicht in jedem Fall eine Festsetzung zur Vorgartenbegrünung erforderlich oder angemessen sei, heißt es weiterhin in der Vorlage.
Eine weitere Möglichkeit zur Reduzierung von Steingärten sehen die Grünen zudem in der Aufklärung durch die Erstellung von Informationsbroschüren zu pflegeleichten und ökologisch wertvollen Gartengestaltung.
Außerdem wird gefordert zukünftig Bauherren und Architekten vermehrt auf die Reduzierung des versiegelungsgrades und eine Erhöhung der Begrünungsanteils hinzuweisen.
Ob aus dem Antrag letztendlich auch ein Beschluss wird, ist noch nicht klar. Wie die anderen Fraktionen zum Antrag stehen wird sich erst im Ausschuss am 18. Juni zeigen.
Steingärten sind nicht so pflegeleicht
Wieso ein Steingarten nicht so pflegeleicht ist, wie die meisten annehmen, erklärt Christian Prager, Geschäftsführer des Garten- und Landschaftsbau „Grün & Grau“, genauer. Zwar entfalle in den ersten Jahren das so unbeliebte Auszupfen von Unkraut, „doch nach ungefähr zwei Jahren sammeln sich beim Steingarten genug Pollen und Laub an, dass sich auch hier Unkraut entwickelt“, sagt Prager. Mit der Zeit würde sich unter den Steinen eine festsitzender Teppich aus Humus bilden. „Diese Schicht wieder zu entfernen ist sehr arbeitsintensiv und teuer“. Dazu müsse nämlich zunächst die komplette Steinschicht abgenommen werden. „Im Endeffekt zahlt man nach diesem Prozess dann für den Steingarten mehr als für einen gut bepflanzten Vorgarten“.
Bepflanzung mit Bodendeckern als Alternative
Prager lehnt es aus ökologischen Gründen ab für Kunden Steingärten anzulegen. Stattdessen zeigt er gerne Alternativen für pflegeleichte Vorgärten. „Wenn man verhindern will, dass sich viel Unkraut bildet, muss man versuchen wenig Sonne auf den Boden scheinen zu lassen“. Dafür seien sogenannte Bodendeckerpflanzen wie Epimedium und Vinca besonders geeignet. Diese wachsen zudem nur maximal 20 Zentimeter hoch. Als Faustregel für die Pflege dieser Pflanzenarten sagt der Experte: „Pro Quadratmeter brauchen die nur fünf Minuten Pflege pro Jahr“. Oft komme es vor, dass Kunden die zunächst einen Steingarten hatten, anschließend auf einen solche alternative Bodendeckerbepflanzung umsteigen. „Den meisten Menschen fehlt vor allem die Aufklärung, was für Probleme ein Steingarten mit der Zeit mit sich bringt und welche Folgen er für die Umwelt hat“, weiß Prager.