Velbert. Die „KG Urgemütlich“, der älteste Jecken-Verein in Velbert, gibt die Session noch nicht verloren. Der Vorstand hat einige Pläne in der Schublade.

Mit dem Karneval in Velbert verhält es sich dieses Mal ein bisschen so wie mit dem kleinen renitenten und unbeugsamen gallischen Dorf in den Asterix-Heften. „Velberter Karnevalsvereine sagen die Session 2020/21 ab“ meldete und titelte die WAZ erst vor wenigen Wochen auf absolut fundierter Grundlage. Doch nun grätscht die „KG Urgemütlich“ dazwischen und meldet sich zu Wort. Sie hat für ihre Aktiven nicht nur einen angesichts der Corona-Pandemie sehr zeitgemäßen, pfiffigen Orden parat, sondern sie plant auch die eine oder andere Veranstaltung. Immer natürlich in der Hoffnung, dass...

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Brauchtum trotz Widrigkeiten leben

Das ist der urgemütliche Orden für diese Session: Das blaue Karnevalsvirus ist auf das rote Corona-Virus äußerst schlecht zu sprechen.
Das ist der urgemütliche Orden für diese Session: Das blaue Karnevalsvirus ist auf das rote Corona-Virus äußerst schlecht zu sprechen. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Der traditionsreichste, da vor Ort älteste Karnevalsverein habe noch niemals in seiner Geschichte „einfach ohne Aufmucken“ zurückgesteckt und sich mit Gegebenheiten abgefunden, sondern immer seinen eigenen Weg gefunden, sagt Matthias Weise, 1. Vorsitzender. Um nämlich das Brauchtum auch unter schwierigen Bedingungen zu leben. „Auch wenn es die jetzigen Umstände schwer machen und man sich es nicht so richtig vorstellen kann, wollen wir unseren Velberter Karneval auch in dieser Session mit Leben füllen“, hatte sein Vize Stefan Hempelmann im Vorfeld angedeutet. „Wir wollen einfach zeigen, dass es auch kleiner und urgemütlicher geht, dass unter Beachtung der Auflagen der Pandemie Karneval gefeiert werden kann und auch muss.“

Karnevalisten stehen parat

Die Botschaft lautet: „Wir sagen nicht, ist ja eh alles gelaufen und stecken auf. Sondern wir stehen parat und haben was in der der Schublade. Das haben schon unsere Großeltern so gemacht.“ „Wenn wir dürfen, machen wir auch Veranstaltungen im Januar und Februar. In Absprache mit dem Ordnungsamt“, erklärt Henning Voss. „Schnelle Dinge, die man rasch hochziehen kann“, erläutert der Schatzmeister weiter, „die man aber auch schnell wieder absagen kann, ohne zuviel Arbeit und Kohle reingesteckt zu haben.“ Und das ist der Plan der Urgemütlichen: Die Entsendungsfeier der Karnevalisten am 10. 1. stehe „auf jeden Fall“. Allerdings aus Platzgründen nicht in der Kapelle St. Nikolaus im Langenhorst, sondern mitten in Velbert-Mitte in St. Marien. Dort ebenfalls mit begrenzter Teilnehmerzahl.

Sitzungen ausschließlich mit Rednern

In der zurückliegenden Session hatte die Schautanz-Garde der KG u. a. einen großen Auftritt bei der Damensitzung.
In der zurückliegenden Session hatte die Schautanz-Garde der KG u. a. einen großen Auftritt bei der Damensitzung. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Kurz darauf ist am 16. ein „Maskenball“ angesagt, „wir hätten schon eine Band und einen Raum“. Und für die beiden Samstage vor dem Rosenmontag – der Zug in Velbert-Mitte wurde ebenso wie der zuvor am Tulpensonntag auf Tönisheide bereits Mitte Oktober angesagt – bereitet man am 6. und 13. Februar reine Redner-Sitzungen vor, „vielleicht mit Musik-Begleitung“. Zwei Orte seien dafür bereits geblockt: das Stadtteilzentrum „BiLo“ und eine Aula. „Das ist auch ne prima Chance für jüngere Leute“, lockt Weise, die etwas ausprobieren könnten, ohne Scheu vor einem großen Publikum haben zu müssen.

Virus droht dem Virus

Wer letztlich die Oberhand behält, das ist zumindest ordenstechnisch noch nicht geklärt. Die „KG Urgemütlich“ hat für diese Session bei einem Hersteller in Sprockhövel nämlich einen anfertigen lassen, bei dem ein dunkelblaues Karnevalsvirus völlig sauer und grimmig ein rotes Corona-Virus anblafft, das vor Angst und Schrecken die Augen weit aufreißt und die Zähne aufeinanderbeißt. Die Idee hatte der zweite Vorsitzende. Dazu gibt’s mit selbem Motiv einen Pin, den die Urgemütlichen für drei Euro das Stück verkaufen.

Garden trainieren weiter

Entsendung und Segnung finden dieses Mal nicht in der St. Nikolaus-Kapelle – hier eine Szene aus 2019 – statt, sondern in St. Marien. Das ist der Plan.
Entsendung und Segnung finden dieses Mal nicht in der St. Nikolaus-Kapelle – hier eine Szene aus 2019 – statt, sondern in St. Marien. Das ist der Plan. © Lokales NRW > Velbert | Vladimir Wegener

Man habe schließlich tanzende Kosten, erklärt lachend Stefan Hempelmann und zählt die vereinseigenen Garden auf, die ja weiter trainierten: Kinder-, Jugend-, Prinzen-, Schlotschmet- und Schautanzgarde. Insgesamt so an die 80 Leute. Den Anstecker habe man ursprünglich auf dem inzwischen abgesagten Weihnachtsmarkt auf dem Offersplatz verkaufen wollen, wo die „Kolpingsfamilie Velbert 1864“ nach mehrjähriger Pause auch ihre heißgeliebten Reibekuchen wieder habe backen wollen. Nun werde man eben andere Wege suchen und finden. Er empfiehlt Interessenten und Förderern, einfach mal auf der Homepage www.kg-urgemuetlich.com nachzuschauen.

Keine KG im Kreis Mettmann ist noch älter

Die „KG Urgemütlich“ wurde 1902 gegründet, sie ist ein eingetragener Verein und hat ihre Wurzeln in der katholischen „Kolpingsfamilie Velbert“. „Wir sind ihre Tochtergesellschaft“, scherzt der Vorsitzende Matthias Weise.

Die KG ist nicht nur die älteste in Velbert, sondern mit einer weiteren, ebenfalls 1902 in Monheim ins Leben gerufenen auch die älteste im Kreis Mettmann. Der Velberter Verein hat rund 200 Mitglieder.