Kreis Mettmann. Der Chef der Direktion Verkehr der Kreispolizei Mettmann, Ralf Schefzig, geht in Pension. Für mehr Verkehrssicherheit engagiert er sich weiterhin

„Immer vorausschauend fahren, überlegen, was kann passieren, und für den anderen mitdenken.“ Das sei allemal die beste Überlebensstrategie, sagt Ralf Schefzig. Der Experten-Tipp für alle Verkehrslagen und -mittel dürfte Hand und Fuß haben, schließlich hat der Erste Polizeihauptkommissar nicht nur 46 Dienstjahre lang Erfahrungen gesammelt, sondern leitete er auch lange Zeit bei der Kreispolizeibehörde Mettmann die Direktion Verkehr. Nunmehr geht der 63-Jährige in den Ruhestand – und wäre damals um ein Haar gar kein Polizist geworden.++Sie möchten keine Nachrichten aus Velbert mehr verpassen? Dann bestellen Sie unseren kostenlosen Newsletter. ++

Im Käfer Streife gefahren

Informieren, aufklären und überzeugen

Aktion „Toter Winkel“, Fahrsicherheitstraining, Auszeichnung bewährter Kraftfahrer, Schülerlotsen oder auch Verkehrskadetten: Die Kreisverkehrswacht Mettmann e. V. tritt mit vielfältigen Aktivitäten in Erscheinung. Sie ist der Bundes- und Landesverkehrswacht angeschlossen. Die Deutsche Verkehrswacht hat sich zur Aufgabe gemacht, mit gezielten Programmen und Maßnahmen eine umfassende Verbesserung der Verkehrssicherheit zu erreichen.

Die Arbeit richtet sich an alle Altersgruppen: von Kindern im Vorschulalter bis zu Senioren. Gleich, ob als Fußgänger, Radfahrer, Benutzer öffentlicher Verkehrsmittel oder Kraftfahrer. Im Mittelpunkt stehen Informations-, Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit. Getragen wird das Ganze von 16 Landesverbänden, mehr als 65 Orts- und Kreisverkehrswachten mit insgesamt etwa 90.000 Mitgliedern.

„Ich fand den Beruf spannen und hab’ nur eine einzige Bewerbung geschrieben. Auf einmal war ich dabei“, erzählt Schefzig, der in Teheran geboren und erst mit dem elften Lebensjahr Erkrather geworden ist. Aber nach sechs Wochen in der ersten Ausbildungsstelle zu RAF-Zeiten in Euskirchen – „ein hässliches Krankenhaus“, der Speiseraum in der Pathologie – hätte der damals 17-Jährige fast das Handtuch geworfen. Das erste Mal vom Elternhaus weg, „wir waren kaserniert, mussten Punkt 22 Uhr zurück sein“, und der erste Schnitt war auch nicht kurz genug: „Ich musste nochmals zum Friseur, da gab’s ja noch den Haar- und Barterlass.“

Erst mit Verspätung den Hut genommen

Schefzig blieb dann aber doch bei der Stange, erste Berufsstation war ein Wach- und Wechseldienst im Streifenwagen – ein VW-Käfer – im Kreissüden. In 2002 avancierte er zum Leiter Verkehrsdienst, wurde 2007 stv. Direktionsleiter Verkehr und übernahm 2016 die Leitung. Tja, und jetzt hat er wie manch anderer auch bei der Kreispolizei freiwillig 14 Monate übers Soll hinaus gearbeitet.

Sicherheitsgefühl birgt auch Nachteile

Vermisst die nötige Rücksichtnahme und das Verständnis füreinander: Ralf Schefzig.
Vermisst die nötige Rücksichtnahme und das Verständnis füreinander: Ralf Schefzig. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Ausstattung und Ausrüstung der Polizei hätten sich über die Jahrzehnte „enorm verbessert“, urteilt der frisch Pensionierte. „Wenn ich alleine so die heutigen Fahrzeuge sehe.“ Aber auch im Privatbereich seien die Autos dank Assistenzsystemen etc. sicherer geworden. „Wir haben deutlich weniger Verkehrstote und auch Schwerverletzte.“ Bei Motorrad- und Fahrradfahrern sei das leider nicht der Fall. „Die steigenden Zahlen gerade bei Pedelecs sind teilweise schon besorgniserregend.“

Einfach mal zurückstecken

Allerdings, räumt er nachdenklich ein, mache das aufgrund der technischen Fortschritte gewachsene Sicherheitsgefühl „mitunter auch leichtsinnig“. Ein ganz besonderes Problem seien „junge Leute“, die sich z. B. für relativ wenig Geld teure, schnelle Autos ausleihen würden und „ihr Imponiergehabe im Straßenverkehr ausleben“ wollten. Gegenseitige Rücksichtnahme gebe es kaum noch, bedauert er: „Verständnis füreinander haben und einfach mal selbst zurückstecken.“

Sicherheitstouren durch den Nordkreis

Bei der Kreisverkehrswacht engagiert sich Ralf Schefzig – hier bei einer Aktion mit Projektleiterin Tanja Smigoc und Landrat Thomas Hendele als Schirmherr – weiterhin als Ehrenamtler.
Bei der Kreisverkehrswacht engagiert sich Ralf Schefzig – hier bei einer Aktion mit Projektleiterin Tanja Smigoc und Landrat Thomas Hendele als Schirmherr – weiterhin als Ehrenamtler. © Kreisverkehrswacht ME | Kreisverkehrswacht ME

Der passionierte Motorradfahrer setzte sich in seiner Dienstzeit immer wieder auch insbesondere für die Belange der Zweiradfahrer ein. „Das liegt mir am Herzen.“ Da wären die Aktionen und Maßnahmen im Hefel zu nennen, unvergessen sind die Sicherheitstouren mit bis zu zwölf Fahrern durch den Nordkreis incl. Unfall-Schwerpunkten. In seiner Freizeit engagiert er sich als Fahr- und Sicherheitstrainer. Und hatte auf der Rückfahrt von einem solchen Training auf der Autobahn einen Motorradunfall: Er rutschte plötzlich bei Tempo 130 auf einer Dieselöllache weg, erlitt schwere Verletzungen und war incl. Reha ein halbes Jahr außer Gefecht. „Konnte ich das beeinflussen? Nein“, sagt er und erzählt, dass er die Überlegung, aufs Motorrad zu verzichten, letztlich nicht zuletzt deshalb verworfen habe: „Ich hab wieder sehr viel Spaß am Motorradfahren.“

Das Thema Verkehrssicherheit werde ihn weiter begleiten: „Das ist nach wie vor mein Ding.“ Ralf Schefzig macht als Ehrenamtler weiter, ist kürzlich für vier weitere Jahre zum ersten Vorsitzenden der Kreisverkehrswacht Mettmann gewählt worden.