Kreis Mettmann. Zahl der Verkehrsunfälle hat im Kreis Mettmann 2019 leicht zugenommen. Immer häufiger sind Unfallfluchten: Nahezu elf werden Tag für Tag verübt.
Insgesamt 14.411 Verkehrsunfälle sind im vergangenen Jahr kreisweit polizeilich gemeldet worden. Das sind gegenüber 2018 genau 251 mehr, wie aus dem Bericht zur Verkehrsunfallentwicklung 2019 der Kreispolizeibehörde Mettmann hervorgeht. Landrat Thomas Hendele stellte bei der Präsentation allerdings das Thema Unfallfluchten in den Mittelpunkt seines Eingangsstatements. Die haben vergleichsweise nämlich ganz enorm zugenommen. Es ist ein Zuwachs um sage und schreibe 9,8 Prozent, und wenn, man die Gesamtzahl von 4012 nimmt und umrechnet, so bedeutet das, dass Tag für Tag im Neanderland fast elf solcher Straftaten begangen werden.
Sozialschädlich und unfair
Parkrempler und dann schnell weg, das gehe mal gar nicht, sagt Hendele – er ist auch Leiter der Behörde – mit aller Deutlichkeit. Das sei kein bloßes Kavaliersdelikt, sondern „äußerst sozialschädlich und unfair“. Richtiggehend „kriminell“ sei ein solches Verhalten allerdings, wenn dabei Menschen zu Schaden kämen. Das ist im Berichtsjahr 137 mal der Fall gewesen (plus 22 Prozent). Immerhin: Etwa zwei Drittel der Täter werden anschließend auch erwischt. Das Risiko, sich eben doch keinen schlanken Fuß machen und somit der Verantwortung entziehen zu können, ist nicht zu vernachlässigen.
Aufwand wie bei einer Mordkommission
Alkohol und Drogen spielen weiter eine traurige Rolle
Im Berichtsjahr stand bei 147 Verkehrsunfällen mindestens ein Beteiligter unter dem Einfluss von Alkohol. Das ist gegenüber 2018 ein Rückgang um 2 Prozent. Dabei verunglückten 56 Menschen, einer sogar tödlich.
Zudem stand bei 23 weiteren Unfällen im Kreis Mettmann mindestens ein Beteiligter unter dem Einfluss anderer berauschender Mittel (minus 18 Prozent).
„Wir treiben bei den Ermittlungen teils einen personellen Aufwand wie bei einer Mordkommission“, erzählt Manfred Frorath. Dazu gehören nach Auskunft des Abteilungsleiters Polizei Spurensicherung, Zeugenbefragungen etc. – was alles letztlich auch in einem Fall vom letzten Oktober nach wochenlangem Dranbleiben zum Erfolg führte. Dabei war eine Fußgängerin an der B 227 (Am Sondert), die an dieser Stelle in Ratingen-Hösel durch ein Waldgebiet führt, sogar lebensgefährlich verletzt worden. Letztlich hätten Glassplitter und der Rahmen eines Lkw-Spiegels die Ermittler auf die richtige Spur geführt, so Frorath: „Die Frau liegt seit vier Monaten im Klinikum.“ Die Aufklärungsquote bei „normalen“ Verkehrsunfallfluchten beträgt nahezu unverändert 41,51 Prozent.
Folgenschwere Unfälle machen Sorgen
Nach Einschätzung des Leitenden Polizeidirektors, der seit 2015 in Mettmann die Funktion des Abteilungschefs innehat und jetzt zur Jahresmitte in den Ruhestand geht, hat die Gesamtzahl der Unfälle „leicht“ zugenommen. Das Risiko in einen Unfall verwickelt zu werden, sei im Neanderland rund 20 Prozent niedriger als NRW-weit. Sorgen bereiten ihm „die schweren Folgen“, 324 schwer verletzte Unfallopfer (plus 6,23 Prozent) und Verkehrstote (9, 2018: 7). „Da sind wir leider nicht so gut wie das Land“, sagt er leise und fügt hinzu: „Jeder Tote ist einer zuviel.“
Bekannte Aktionen laufen weiter
Besonderes Augenmerk gilt den 1290 Senioren (plus 7,5 Prozent), die 2019 als in verschiedenster Form Unfallbeteiligte erfasst wurden, und der wachsenden Zahl der Fußgänger-Unfälle (262 bzw. plus 46 Fälle). Man werde jetzt genau schauen, ob es an bestimmten Stellen und Orten Häufigkeiten gebe, kündigte der Abteilungsleiter im Gespräch mit der WAZ an. Bereits eingeführte und bewährte Aktionen wie „Toter Winkel“ und „Projekt korrekt“ würden darüber hinaus selbstverständlich fortgesetzt.