Velbert/Kreis Mettmann. Detlef Hesse aus Velbert ist der älteste aktive Beamte der Kreispolizei Mettmann. Jetzt musste er in den Ruhestand. Dort warten tolle Projekte. -
Die Frage, die auf den Beginn des so genannten wohlverdienten Ruhestands abzielt, geht stereotyp so: „Na, wie lange musste denn noch?“. In den Reihen der Kreispolizeibehörde Mettmann kursiert hingegen ganz offensichtlich recht häufig die Frage „Wie lange darfste denn noch?“. Denn in dieser Behörde fallen immer wieder Fälle auf, in denen jemand aber auch so gar nicht ans Aufhören denkt. So wie der aktuell älteste aktive Polizeibeamte im Neanderland: Detlef Hesse aus Velbert hat an seine reguläre Dienstzeit ganze drei Jahre drangehängt. Warum? „Freiwillig, weil mir das gefällt.“
Jeder springt für jeden ein
Und dann zählt der Velberter, der dieser Tage denn doch mit 65 unwiderruflich in Pension gehen musste – „Ich fühl mich noch jung genug, aber der Gesetzgeber lässt ja nichts anderes zu.“ – auf, was ihm Freude gemacht hat und andersherum jetzt fehlt: zuallererst der Kontakt mit den Bürgern, gefolgt vom „sehr guten Kollegenkreis“. „Jeder springt für jeden ein, wenn man mal was vorhat, das ist nicht selbstverständlich und klappt besonders toll hier in der Wache“, so der Polizeihauptkommissar. Allerdings werde sich dieser vertraute Kreis leider in den nächsten Monaten auflösen, weil „ganz viele weitere in den Ruhestand gehen würden“ aus dem Personal-Pool bzw. Bereich Heiligenhaus, Velbert und Wülfrath.
Gerne noch einmal verlängert
„Was willst Du denn hier?“ fragt ein Ex-Kollege mitten ins Gespräch mit Hesse und Wachbereichsleiter Stefan Göbels, in dessen Büro an der Heiligenhauser Straße vom Flur aus durch die offene Tür. „Ich fang wieder an“, behauptet Hesse und lacht. „Mensch, das ist ja richtig gut!“ – „Wir hätten auch gerne noch einmal verlängert“, sagt Göbels und erzählt, wie er damals, nachdem er im Oktober 1991 frisch in den Kreis gekommen war, mit Hesse Streife gefahren sei: „Da war ich der Hauptwachtmeister“, erinnnert er sich, selbst zuletzt Hesses Chef und heute Erster Polizeihauptkommissar.
Waffen- und Gerätewart
Denn vor nunmehr fast 45 Jahren begann Detlef Hesse nach der Fachhochschulreife am damaligen Velberter Jungen-Gymnasium und nach der Ausbildung bei der Bereitschaftspolizei in (Wuppertal-)Lichtscheid als Hauptwachtmeister im Posten- und Streifendienst in Erkrath. Nächste Station war – „Gerne wegen der Nähe zur Heimat“ – die Wache Wülfrath. Anschließend „musste“ er nach Velbert in den Wachdienst an der Nedderstraße, arbeitete hier schließlich als Waffen- und Gerätewart. Das hieß in Ordnung halten, beschaffen, reparieren und verwalten, von Waffen über Autos, Funkgeräte und Taschenlampen bis zu den Asservaten, also sichergestellten Gegenständen.
Keine Respektlosigkeit erlebt
2007 habe dann der damalige NRW-Innenminister verfügt, erinnert sich der frisch gebackene Ruheständler, dass alle, „die Polizist gelernt hätten, wieder an die Front sollten“. Für den Velberter hieß das Wachdienst mit Anzeigenaufnahme und Publikumsverkehr. „In meiner Tätigkeit habe ich keine Respektlosigkeit erlebt“, antwortet Detlef Hesse auf entsprechende Nachfrage. „Die Leute wollten ja was von uns, und wir haben versucht ihnen zu helfen.“ Das sei auch eine Frage des Standings und Auftretens, wirft Göbels ein.
Computer und Neuorganisationen
Der Pensionär hat anfangs noch auf der Schreibmaschine getippt und später den „Einzug der Computertechnik von vorne bis hinten mitgemacht. Wenn’s funktioniert und wenn’s voll ausgeschöpft wird“, sei das auf jeden Fall ne Hilfe. Ebenfalls mitgemacht hat er „mehrere Neuorganisationen, wo alles auf links gedreht wurde“.
Die Behörde hat 687 Vollzugsbeamte
Zum Personal der Kreispolizeibehörde Mettmann gehören zurzeit insgesamt 687 Vollzugsbeamte. Von ihnen sind rund 400 im so genannten Wach- und Wechseldienst eingesetzt. Sie fahren also auch Streife.
Hinzu kommen nach Angaben der Behörde aktuell noch etwa 100 Tarifbeschäftigte zur Entlastung der Polizeivollzugsbeamten.
Das Folgeprojekt wartet schon
Sorge vor Langeweile plagt ihn nicht wirklich. „Im Moment nicht.“ Bei drei Enkeln und einem Garten sieht er da eher weniger Gefahr. Und außerdem sind da ja noch seine Projekte. Aktuell wartet Hesse auf die Zulassung einer generalüberholten und frisch über den TÜV gebrachten, einst von der Bereitschaftspolizei ersteigerten BMW-Maschine R 27 mit 18 PS und mit Beiwagen. 35 Jahre hat er sie nicht gefahren, hat sie bloß von einer Ecke in die andere gepackt, das wird jetzt anders. Als Folge-Projekt will er eine NSU Quick, Baujahr 1937, wieder flottmachen und ans Laufen kriegen.
„Du hast alles richtig gemacht“, lobt Stefan Göbels abschließend. „Ich bin mit mir zufrieden“, bestätigt Detlef Hesse.