Velbert. Die letzte Hauptschule in Velbert läuft aus. Die Frage ist, wie lange geordneter Betriebe noch möglich ist und was aus abgeschulten Kindern wird.

Die komplett neu gebaute und im Jahr 2011 eröffnete Martin-Luther-King-Hauptschule (MLK) ist zu einem Auslaufmodell geworden. Das steht fest, seit im letzten Februar die vorgezogenen Anmeldungen für die städtischen Gesamtschulen ausgezählt waren und sich zeigte, es reicht dicke für die Gründung der zweiten städtischen Gesamtschule Velbert-Neviges. Zum jetzt laufenden Schuljahr durften bereits keine Neuen angenommen und keine fünften Eingangsklassen gebildet werden. „Die nächsten drei Jahre passiert da aber gar nix“, sagt Reinhard Mickenheim, und danach sei womöglich die Bezirksregierung am Zuge.

Zwei wurden auf einen Schlag aufgelöst

So genannte abgeschulte Schüler könnten auch an der Realschule Kastanienallee selbst zu einem Hauptschulabschluss geführt werden. Das Schulgesetz sieht so etwas vor.
So genannte abgeschulte Schüler könnten auch an der Realschule Kastanienallee selbst zu einem Hauptschulabschluss geführt werden. Das Schulgesetz sieht so etwas vor. © WAZ FotoPool | det

Wenn nämlich die Schülerzahl nach und nach schwinde und auch das Kollegium immer kleiner werde, so der Fachbereichsleiter für Bildung/Kultur/Sport auf WAZ-Anfrage weiter, sei irgendwann der Zustand erreicht, dass kein geordneter Schulbetrieb mehr möglich und gewährleistet sei. Das sei sowohl im Fall der Pestalozzi- als auch später bei der Hardenberg-Hauptschule so gewesen. Als beide nur noch die Jahrgänge 8 bis 10 gehabt hätten, seien sie auf einen Schlag aufgelöst und die verbliebenen Schüler auf andere Schulen verteilt worden.

Nachfolger der Hauptschule Am Baum

Allerdings ist die qua Ratsbeschluss mit dem Schuljahr 2019/2020 zunächst einmal sukzessiv auslaufende King-Schule an der Grünstraße sogar kreisweit schon fast die letzte ihrer Art. Nur noch in Erkrath läuft eine weitere im Normalbetrieb. Errichtet wurde der Neubau als dreizügige Schule in Ganztagsform als Nachfolger für die längst abgerissene Hauptschule Am Baum, in der damals bei der Sanierung eines schweren Wasserschadens jäh massive Statikprobleme der Decken festgestellt worden waren. Das MLK-Gebäude sei neuwertig, urteilt Reinhard Mickenheim, und werde „auf jeden Fall weiter für Schulbetrieb“ genutzt. Aktuell würden am Standort Grünstraße noch rund 420 Kinder und Jugendliche in den Stufen 6 bis 10 unterrichtet.

Hauptschule hat stark verloren

Das vom Rat beschlossene Aus der einzigen Velberter Hauptschule beruht einerseits auf der Einschätzung, dass mit Gründung der zweiten Gesamtschule als Konsequenz absehbar zu wenige Mädchen und Jungen

Grundschul-Anmeldungen sind Anfang November

Zu der neuen, noch im Bau befindlichen fünfzügigen Gemeinschaftsgrundschule Kastanienallee gibt es am Montag, 7. Oktober, eine Info-Veranstaltung. Sie beginnt um 19 Uhr in der Aula der Realschule Kastanienallee.

Die Anmeldungen für alle städtischen Grundschulen – fünf in Velbert-Mitte, drei in Langenberg, vier in Neviges – zum Schuljahr 2020/2021 finden in dem Zeitraum vom 4. bis 7. November statt.

an der Grünstraße angemeldet werden würden. Darüber hinaus hatten bei der letzten, rechtsverbindlichen Elternbefragung vor Ort Anfang 2018 nur acht Eltern erklärt, dass sie ihr Kind zu einer Hauptschule schicken wollten. Übrigens rührt der Name dieser Schulform nicht zuletzt daher, dass einst eben hauptsächlich an ihr gelernt wurde: 1970 galt das NRW-weit für 56 Prozent aller Schüler, doch schon in 2000 besuchten lediglich noch 13 Prozent eine Hauptschule.

Weichenstellung nach der Erprobungsstufe

Ein weiteres Problem tut sich womöglich über kurz oder lang auf: Wohin mit den abgeschulten Kindern, bei denen sich also in der Erprobungsstufe mit dem fünften und sechsten Jahrgang herausstellt, dass sie in dieser Schulform eben nicht richtig aufgehoben sind? Also zum Beispiel in der Realschule nicht mitkommen? „Noch geht das. Zwei Jahre lang haben wir ja noch an der Hauptschule siebte Klassen“, antwortet Beate Wosimski. Sie ist seit Mitte August Abteilungsleiterin Schule als Nachfolgerin von Dunja Enders.

Auch eine Frage der Kapazitäten

Reinhard Mickenheim leitet im Rathaus den Fachbereich Bildung, Kultur und Sport.
Reinhard Mickenheim leitet im Rathaus den Fachbereich Bildung, Kultur und Sport. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Und wie soll es danach weitergehen? Laut Schulgesetz könne die Realschule diese Mädchen und Jungen dann zum Hauptschulabschluss führen, erläutert Mickenheim. Als Alternative kämen zudem die zwei Gesamtschulen in Betracht. Vorausgesetzt, dass es dort genügend Kapazitäten gibt. Schließlich hatten beide zum Schuljahr 2019/2020 derart viele Anmeldungen, dass Interessenten abgelehnt werden mussten. Derartige Abschulungen seien ein spezielles Problem des dreigliedrigen Schulsystems.

Alle kommen in den Lostopf

Die Hoffnungen, mit zwei Gesamtschulen keine Überhänge mehr zu haben, hätten sich leider nicht erfüllt, so der Fachbereichschef. Man habe nicht gedacht, wie viele Wülfrather Kinder angemeldet werden würden. Und deren Eltern hätten eben die freie Wahl und einen Rechtsanspruch, da in Wülfrath keine Gesamtschule existiere. Ergo kämen bei einem Überhang alle Anmeldungen mit gleichen Chancen in den Lostopf – Velberter wie Wülfrather. Es könnte auf Sicht zum Problem werden, wenn an der Realschule Kastanienallee tatsächlich zu viele Schüler abgeschult werden würden. „Das muss 2021 gelöst sein.“