Velbert-Mitte. Die Regierung hält auch nach den Ferien am Präsenzunterricht fest. Damit wird die Schule auch viele Velberter Schüler bald „eiskalt“ erwischen.
Thorsten Hilgers erinnert sich noch gut an ein Gespräch mit seinem Sohn vor drei Tagen. „Muss ich jetzt etwa in Daunenjacke die nächste Mathearbeit schreiben?“, hatte der Achtklässler ihn erstaunt gefragt, nachdem er von den Coronavorgaben des Schulministeriums nach den Herbstferien Wind bekommen hatte. Die Antwort seines Vaters erfolgte prompt und knapp. „Ja, so wird das wohl sein.“
Es gibt keine wirkliche Alternative
Hilgers ist Schulpflegschaftsvorsitzender am Gymnasium Langenberg, beide Söhne sind dort Schüler. Er weiß: Viele Eltern sehen die Auflagen der Landesregierung kritisch, nach denen unter anderem das regelmäßige Stoßlüften der Schulräume alle 20 Minuten angeordnet wurde, zudem ein fünfminütiges Dauerlüften nach jeder Stunde. „Natürlich wird es teilweise sehr kalt in den Räumen, aber man muss ganz klar sehen, dass wir derzeit keine wirkliche Alternative haben“, sagt Hilgers.
Offener Brief kritisiert Regierung
In einem Offenen Brief an die Landesregierung hatten Vertreter vieler Elternverbände die derzeitigen Regelungen stark kritisiert und unter anderem eine Verteilung der Schüler auf kleinere Lerngruppen oder die Anschaffung von Raumluftfilteranlagen für alle Schulklassen gefordert sowie die Entwicklung einer bundeseinheitlichen Lernplattform. Dies alles seien sehr gute Ideen, urteilt Hilgers, hält sie jedoch für derzeit unrealistisch und zeitnah kaum umsetzbar. „Wir können nun mal keine weiteren Räume zaubern, auch kein weiteres Personal und auch die finanziellen Möglichkeiten sind begrenzt.“
Maskenpflicht ist Schülern bekannt
Auch Gabriele Commandeur, Schulleiterin am Geschwister-Scholl-Gymnasium, hält die derzeitige Situation für durchaus machbar, ebenso wie ihr Kollege Conrad Aust vom Nikolaus-Ehlen-Gymnasium: „Viel hat sich ja eh nicht geändert im Vergleich zu der Situation vor den Herbstferien. Die Maskenpflicht hatten wir ja schon und selbst als diese aufgehoben wurde, haben die allermeisten Schüler die Masken freiwillig getragen. Ich habe auch überhaupt kein Problem, wenn die Schüler sich Decken mit in den Unterricht bringen.“
Abfrage der Schulverwaltung
Bis auf einen Klassenraum ließen sich alle Räume problemlos durchlüften, man sei aber bereits mit der Stadt Velbert im Gespräch über eine konstruktive Lösung. „Tatsächlich sind wir gerade mitten in der Bestandsaufnahme“, bestätigt Stadtsprecherin Nora Weichelt. „Eine Abfrage soll klären, an welchen Schulen es Mängel im Bereich der Belüftungsmöglichkeiten gibt. Bereits vor einigen Wochen haben wir in diesem Zusammenhang Fenster am Langenberger Gymnasium ausgetauscht.“
Zuschaltung von Schülern per Video
Die evangelische Gesamtschule Bleibergquelle, staatlich anerkannte Ersatzschule, muss sich ebenfalls an die Vorgaben des Ministeriums halten – Probleme gibt es auch hier nicht damit. „Wir haben bodentiefe Fenster, alle Räume lassen sich wunderbar lüften, zudem haben wir den großen Vorteil, dass wir räumlich und auch personell so aufgestellt sind, dass wir unserer Schüler parallel in Lerngruppen unterrichten können“, freut sich Axel Hardtmann von der Schulleitung. Zudem würden einige der Inklusionskinder aufgrund ihrer Erkrankungen per Videozuschaltung am Unterricht teilnehmen. Diese könnten so ein Stück weit in das soziale Miteinander eingebunden bleiben.
Zusätzliche Schulbusse während Stoßzeiten
Was aber, wenn die Schüler zwar während ihrer Schulzeit gut vor einer Infektion geschützt sind, letztlich aber in überfüllten Bussen dicht an dicht gedrängt den Viren anderer schutzlos ausgeliefert sind? „Diese Situation haben wir in Velbert nicht“, beruhigt Wilfried Szuczies von der Verkehrsgesellschaft der Stadt Velbert (VGV), „wir setzen bereits seit Beginn des neuen Schuljahres zu den Stoßzeiten zusätzliche Fahrzeuge ein, unter anderem von Reisebusunternehmen, die coronabedingt nicht ausgelastet sind.“ Die Landesregierung hatte das Projekt der 1000 zusätzlichen Schulbusse für NRW im Sommer ins Leben gerufen. „Das funktioniert hier super“. freut sich Szuczies, „nicht zuletzt, weil die Stadt Velbert das Ganze sehr schnell und vorbildlich umgesetzt hat.“