Essen. Nur noch bis Ende August sollen Masken in der Schule Pflicht sein, fordern NRW-Elternverbände. Zudem sollten Schüler wöchentlich getestet werden.
Die Maskenpflicht in der Schule, die Nordrhein-Westfalen als bislang einziges Bundesland vorgeschrieben hat, wollen die Eltern nur noch bis Ende August akzeptieren. Bis dahin müssten alternative Konzepte mit Abstandsregeln eingeführt werden. Dies fordern zwölf Elternverbände in einem gemeinsam verfassten offenen Brief an Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP). Grundlage der „Wünsche und Forderungen“, wie der Unterricht unter Pandemiebedingungen in diesem Schuljahr gestaltet werden sollte, seien zahlreiche Rückmeldungen von Eltern gewesen. Die wichtigsten Punkte:
Infektionsschutzmaßnahmen:
„Wir wollen die starre Maskenpflicht nur noch bis Ende August hinnehmen“, sagt Ralf Radke, Vorsitzender der Landeselternschaft der integrierten Schulen NRW (Leis) stellvertretend für die anderen Elternverbände. Danach sollten die Masken nicht mehr nötig sein. Der Infektionsschutz müsse durch Abstandsregeln, Belüftung sowie kleinere Lerngruppen gewährleistet werden. „Die Masken sind hinderlich beim Lernen und bei der Kommunikation“, so Radke. „Sie sind für Schüler und Lehrer eine Belastung.“
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Der Unterricht müsse so organisiert werden, „dass die anderen Infektionsschutzmaßnahmen eine Maskenpflicht überflüssig machen“, heißt es in dem Schreiben. Die Landesregierung hatte die Maskenpflicht zunächst bis Ende August beschlossen – nicht nur auf dem Schulgelände, sondern auch in der Klasse. Ob die Maskenpflicht verlängert werden muss, lässt das Schulministerium offen. Das Infektionsgeschehen werde insbesondere während der Rückreisewelle der Urlauber sorgfältig beobachtet, teilt das Ministerium mit.
Corona-Tests:
Die Eltern fordern zur Früherkennung von Corona-Infektionen wöchentliche Pooltests an den weiterführenden Schulen in den festen Lerngruppen sowie beim Personal. Diese Tests sollten in den Schulen stattfinden. Auch die Lehrer sollten für einen Abstrich nicht mehr zum Hausarzt oder in ein Testzentrum fahren müssen. „Das kann man effektiver organisieren“, so Radke.
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Bei Pooltests wird nicht jede Probe einzeln auf das Coronavirus untersucht, sondern gleich mehrere Abstriche von Testpersonen auf einmal. So wird die Testkapazität deutlich gesteigert. Zuvor sollte das Verfahren an 20 Schulen erprobt werden, schlagen die Verbände vor. „Wenn wir Schulen als Risiko-Orte ansehen, sollte man möglichst früh erfahren, ob eine Infektionsgefahr besteht“, erklärt Verbandssprecher Radke. Das Ministerium weist darauf hin, dass sich alle Schulbeschäftigten bis 9. Oktober alle 14 Tage freiwillig testen lassen können. „Darüber hinausgehende Testungen sind zum derzeitigen Zeitpunkt nicht geplant.“
Unterrichtskonzepte:
Neben den bisherigen Anstrengungen, eine digitale Infrastruktur in den Schulen einzurichten, seien klare Rahmenvorgaben für die Verwendung digitaler Geräte und entsprechende pädagogische Konzepte nötig, fordern die Eltern. „Es wird jetzt in digitale Endgeräte investiert, aber es fehlt derzeit der konzeptionelle Unterbau. Was die Schulen mit den Medien machen, ist derzeit ihnen überlassen“, so Radke.
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Es gebe Schulen, die einen Klassensatz Tablet-PCs bekommen – „und die liegen dann erstmal ein halbes Jahr herum“.
Abschlüsse und Lernziele:
Angesichts möglicher Schulschließungen oder erneuten Phasen des Fernunterrichts fordern die Eltern eine flexiblere Gestaltung von Lernabschnitten und Leistungsbewertungen. Das „Dogma der Standardsicherung“ könne in Coronazeiten nicht immer gelten. Radke: „Das bedeutet, dass wir über das ganze Schuljahr gesehen das gewohnte Leistungsniveau möglicherweise nicht halten können.“
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Wenn der Unterricht nicht normal ablaufen könne, müssten Leistungsabstriche möglich sein. Da für kleinere Lerngruppen nicht genügend Lehrkräfte zur Verfügung stünden, „muss man überlegen, was man reduzieren kann“.
Das Konzept eines „angepassten Schulbetriebs“ sehe bereits entsprechende Regelungen vor, antwortet das Schulministerium. So würden die Abiturprüfungen sowie die zentralen Prüfungen der Klasse zehn um jeweils knapp zwei Wochen verschoben. „Das gibt den Schulen Gelegenheit, die Schülerinnen und Schüler besser auf die Prüfungen vorzubereiten.“
Zudem sollen Lehrkräfte in ausgewählten Fächern eine „erweiterte Aufgabenauswahlmöglichkeit“ erhalten, um angesichts möglicher Einschränkungen durch die Corona-Pandemie Prüfungen „ohne Abstriche am Niveau“ aber mit Blick auf den unterrichteten Stoff zu ermöglichen. Das Ministerium betont: „Die Abiturvorgaben gelten unverändert.“
Die zwölf Verbände:
Vertreter dieser Verbände haben den Brief an das Ministerium unterzeichnet: Elternetzwerk NRW Integration miteinander; Elternverein NRW; Gemeinsam Leben, Gemeinsam Lernen; Verband der Gesamtschulen GGG; Katholische Elternschaft Deutschlands; Landeselternschaft Grundschulen NW; Landeselternkonferenz NRW; Landeselternschaft der Förderschulen mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung; Landeselternschaft der integrierten Schulen in NRW; Landeselternschaft der Gymnasien; Regionalvereine der Deutschen Gesellschaft für das hochbegabte Kind sowie der Verein Mittendrin.