Velbert. Die Mary-Ward-Einrichtung in Langenberg leidet unter der Pandemie. In wenigen Bereichen ist persönlicher Kontakt so wichtig wie in der Heimarbeit.
„Man kann in einem Kinderheim nicht im Home Office arbeiten“, sagt Peter Huyeng, Einrichtungsleiter und Stiftungsvorstand bei „Mary Ward“, der Hilfeeinrichtung für Kinder, Jugendliche und Menschen mit Behinderung am Langenberger Bökenbusch. Deshalb sei es von Anfang an wichtig gewesen, keine Corona-Erkrankungen innerhalb des Hauses zu haben. „Und bis jetzt“, sagt Huyeng, „haben wir das auch geschafft“.
Zunächst hatte sich das Heim isoliert
Am Anfang, als niemand so recht wusste, was da wie ein Tsunami in Virus-Form auf die Weltbevölkerung zu rauschte, haben sie das Heim erstmal etwas isoliert. „Ganz am Anfang haben wir keine Besucher mehr zugelassen.“ Es ging darum, das Virus aus der Einrichtung rauszuhalten; ein unerwünschter unsichtbarer Gast, den eben auch Eltern mitbringen können, die ihre Kinder besuchen wollen.
Schrittweise geöffnet
Als nach einiger Zeit die Türen wieder schrittweise geöffnet wurden, brachte auch das Schwierigkeiten mit sich. „Wir hatten natürlich sehr viele Vorschriften, die AHA-Regeln zum Beispiel, Zettel mit Datenerhebungen oder Platznummern.“ Jetzt, wo die Pandemie sich wieder deutlich härter zeigt als im Sommer, in dem sie in eine Art Verschnaufpause getreten war, müsse man die Maßnahmen allerdings wieder diskutieren.
Wenn Betreuer erkranken
Denn dass Betreuer oder Betreute erkranken, käme für die Einrichtung einem Super-GAU gleich. „Wenn ich ausfalle, kann meinen Job jemand anderes machen“, sagt Leiter Huyeng. „Wenn aber jemand aus der Betreuung ausfällt, ist es sehr schwierig, ihn zu ersetzen.“ Denn die Kinder und Jugendlichen sind an ihre Betreuer gewöhnt, hinzu käme die anwachsende Arbeit für die anderen Betreuer, die den Ausfall kompensieren müssten. Gar nicht auszudenken, was passierte, sollte in einem Heim sogar ein Superspreader-Phänomen auftauchen.
Verstärkung gesucht
Die Einrichtung sucht zum Jahresende händeringend nach Verstärkung. Mindestens eine, vielleicht auch zwei Stellen hat Huyeng zu vergeben. Interessierte können sich melden.
Zudem bittet das Heim nach wie vor um Spenden, um weiterhin alle möglichen Projekte durchführen zu können. Die Einrichtung ist zu erreichen unter 02052 926290.
Detailliertes Hygienekonzept ausgearbeitet
Falls trotz aller Maßnahmen doch jemand erkrankt, erklärt Huyeng, greife ein detailliertes Hygiene-Konzept, betroffene Personen könnten isoliert werden. Um Infektionen im Haus aber bereits vorzubeugen, helfe nur eines: „Man muss immer wieder neu erinnern: Hände waschen, AHA-Regeln beachten.“ Dass der soziale Kontakt in einem Heim allerdings nicht komplett auszuschließen ist, weiß der Leiter sehr gut. „Unsere Einrichtung lebt von Treffen“, sagt er. Fallen diese weg, wird es schwierig. „Die verschiedenen Gruppen haben sich nicht gesehen, es gab keine Gemeinschaftsveranstaltungen. Uns fehlt die Begegnung.“
„Wir müssen den Winter schaffen“
Weil die Situation für alle neu und sehr anstrengend sei, erklärt Huyeng, trete Erschöpfung ein. „Wir müssen den Winter schaffen“, sagt er trotzig und doch ist ihm anzumerken, dass die Situation auch an ihm zehrt. „Der Anfang war schwer“, sagt er, „der Sommer recht gut – doch jetzt muss es irgendwie Hoffnung geben, dass wir es weiter hinbekommen.“ Um die Kinder bei Laune zu halten, denken sich die Mitarbeiter immer wieder neue Aktivitäten aus. Aktuell wurden etwa vier Hühner gemietet, um den Kindern natürliche Prozesse nahezubringen. „Es ist wichtig, dass es keinen Lagerkoller gibt“, sagt Huyeng. Weitere Berichte aus Velbert lesen Sie hier.