Langenberg. . Das Kinderheim Haus Maria Frieden feiert seinen 70. Geburtstag. Vor 35 Jahren wurde es bei einem Brand fast vollständig zerstört.
„Hilfe und Bildung“ verspricht das kleine Dorf am Hang des Bökenbusch. Das Versprechen gilt rund hundert Kindern und Jugendlichen, die dort wohnen. Betreut von Erziehern und Lehrern, Sozialarbeitern und Psychologen. Nur die Eltern fehlen den meisten. Die Kinder sind überwiegend von Mitarbeitern des Jugendamtes aus kritischen Situationen in den Familien geborgen und in die Betreuung der Mary-Ward-Stiftung gebracht worden.
„Haus Maria Frieden“ hieß die Einrichtung, als sie vor siebzig Jahren in einem neu gebauten Fachwerkhaus am Rand der Langenberger Altstadt auf Initiative der Ordensfrau Mary Ward errichtet wurde. Elternlosen Flüchtlingskindern, die es nach Niederberg verschlagen hatte, galt vornehmlich ihre Fürsorge.
„Hilfe und Bildung“ war das selbstgesteckte Ziel. Die Hilfe bot das Heim, die Bildung besorgte das differenzierte Langenberger Schulwesen. „Die Kinder sollen nicht als Heimkinder diskreditiert werden,“ erläutert der Leiter der Einrichtung, Peter Huyeng. „Darum versuchen wir, sie einzeln und ohne Pulkbildung in unterschiedlichen Schulen und Klassen unterzubringen.“
Auch Mütter mit kleinen Kinder werden aufgenommen
Durch Um- und Neubauten im Gelände der Stiftung passt sich die Einrichtung auch räumlich den geänderten Anforderungen eines Kinder- und Jugendheims an. Da sind die Langzeitbewohner, deren Rückkehr „nach Hause“ auf absehbare Zeit nicht möglich ist. Andere Kinder sind nur für eine Übergangszeit in den Häusern der Stiftung und haben ihr eigenes Haus.
Auch Frauen mit ihren meist noch sehr kleinen Kindern werden am Bökenbusch aufgenommen. „Da muss man sehr sensibel vor allem auf die Mütter und deren Gewohnheiten eingehen,“ erklärt Schwester Elisabeth Freund, die die Notaufnahme leitet. „Ich erinnere mich an eine Mutter, die ihr Baby nicht aus den Armen geben wollte. Erst durch Nachforschungen erfuhren wir, dass dies in ihrem Kulturkreis so üblich ist. Die Kinder sind daran gewöhnt, in den Armen der Mutter einzuschlafen.“
Feier „im kleinen Kreis“
Verändert hat sich der pädagogische Anspruch des Teams um Peter Huyeng gegenüber den ersten Jahren in „Haus Maria Frieden“. „Damals waren die Lehrer und anderen Erwachsenen die Experten, die den Kindern sagten, wo es lang geht. Heute sind die Kinder und Jugendlichen die Profis für ihr Leben, und unser Team versucht, sie zu begleiten und zu beraten.“
Am kommenden Freitag feiern die Heimbewohner gemeinsam den siebzigsten Geburtstag, „im kleinen Kreis,“ sagt Schwester Elisabeth, die wie Mary Ward der „Congregatio Jesu“ angehört. „Für den Sommer bereiten wir ein großes Fest vor, zu dem auch unsere vielen Freunde aus dem Raum Niederberg eingeladen sind. Das Jahresthema ist „Woran glaubst Du? Was trägt Dich durchs Leben?“ berichtet Huyeng. Die Kinder und Jugendlichen arbeiten daran, dieses Thema in Bilder und Aufführungen umzusetzen.
Das Heim brannte im Sommer 1982 völlig aus
Bei einem Brand im Juli 1982 wurde das Kinderheim bis auf seine Grundmauern zerstört. Ein Junge und ein Mädchen kamen dabei ums Leben. Wahrscheinlich waren Fackeln, die von einer Schulentlassfeier am Vortrag übrig geblieben waren, nicht sorgfältig gelöscht worden. „Es war einer der schlimmsten Einsätze, die wir je hatten“, sagte Alt-Feuerwehrmann Rainer Heinrichs bei einer Gedenkfeier im Jahr 2012.