Langenberg. Die Radsportfreunde Velbert haben – wie viele andere Vereine auch – ein Nachwuchsproblem. Und Corona macht die Arbeit auch nicht einfacher.
Der Vorsitzende der Radsportfreunde Velbert kommt standesgemäß zum Termin in einem Café in der Langenberger Altstadt. Helmut Gries stellt sein Fahrrad ab, schließt es an, dann kann es los gehen.
Seit 1982 gibt es den Verein, der Gründung war eine wenig harmonische Episode vorausgegangen: „Eigentlich waren wir alle im Radsportverein Velbert“, erzählt Gries. Der ist Jahrgang 1926, „aber dann hat es Streit gegeben.“ Ein Teil der Mitglieder trat aus und machte in Langenberg einen eigenen Verein auf.
Verhältnis zwischen den Vereinen ist gut
„Inzwischen ist das Verhältnis zwischen uns aber wieder normal“, sagt Gries lachend. „Da sind jetzt fast vierzig Jahre vergangen, die meisten Leute kennen die Geschichte von damals gar nicht mehr.“ Auch ist das Angebot der beiden Clubs recht unterschiedlich.
„Die machen hauptsächlich Hallenradsport, wir Renn- und Breitensport“, sagt der Vorsitzender der Radsportfreunde. Doch zurzeit ruht das Vereinsleben mehr oder weniger. Gemeinsame Touren sind coronabedingt nicht möglich, offizielles Training auch nicht.
Tourenfahrer organisieren sich ohne Verein
Genau an dieser Stelle hat Helmut Gries zudem ein weiteres Problem identifiziert: „Vereine wie wir sind eine aussterbende Spezies“, sagt er. Klar, wer Radrennen fahren will, brauche eine Lizenz und müsse einem Verein beitreten.
„Aber für Touren reicht das Internet“, sagt Gries. „Da wird sich verabredet, die Tour bezahlt und los geht es.“ Eine Verpflichtung, wie sie es eine Vereinsmitgliedschaft mit sich bringt, fällt weg. „Das kommt den Leuten entgegen“, ist sich der Vereinsvorsitzende sicher.
Nachwuchsarbeit ist ein Problem
Auch fehlt es den Radsportfreunden an Nachwuchs. Früher, da habe es eine große Jugendabteilung gegeben, „die habe ich selber aufgebaut“, sagt Gries. „Aber die Jugendlichen sind älter geworden, nach und nach ausgetreten.“ Die Aktivitäten seien dementsprechend langsam eingeschlafen.
Und heute? „Der Umgang im Straßenverkehr ist rücksichtsloser geworden“, sagt Helmut Gries. „Da wird auch auf Kinder keine Rücksicht mehr genommen.“ Weil aber der Radsport auch auf der Straße stattfinde, „haben viele Eltern große Sorgen. Die sagen: ,Mein Kind fährt nicht auf der Straße.’“
Im Ausland herrscht mehr gegenseitige Rücksicht
Das sei aber ein Problem speziell in Deutschland, sagt Gries, der bei seiner Kritik keinen ausnehmen möchte: „Wir Radfahrer sind schließlich fast alle auch Autofahrer. Es geht allgemein rabiater zu.“ In Israel zum Beispiel habe er sich auf seinen zwei Rädern sehr wohl gefühlt.
„In Tel Aviv zum Beispiel ist alles, was nicht Auto ist, auf dem Bürgersteig unterwegs. Das klappt hervorragend, weil alle Rücksicht nehmen.“ Noch besser sei das bei den Nachbarn in den Niederlanden: „Da nutzen Radfahrer und Fußgänger fast nie denselben Weg. So gibt’s auch kaum Konflikte.“
Wöchentliches Training – wenn Corona es zulässt
Wer aber doch Spaß am gemeinsamen Radfahren habe, der sei bei den Radsportfreunden richtig, sagt Helmut Gries. Wenn nicht gerade Corona die Sportler ausbremst, gibt es eine regelmäßige, wöchentliche Trainingsfahrt: „Der langsamste gibt das Tempo vor“, sagt der Vorsitzende dazu.
Klar gebe es auch Fahrer, die zwischendurch mal einen Sprint anziehen und Gas geben, „aber die warten dann an der nächsten Abzweigung oder am nächsten Berg.“ An der Tour dürfen im Normalfall auch Nichtmitglieder teilnehmen, „so lernen die uns kennen und finden vielleicht Spaß daran.“
Und dann sind da noch die Langstreckenfahrten. „Da fahren wir auch mal eine Nacht durch“, sagt Gries, der selbst aber in Zukunft lieber etwas kürzer treten möchte. „Man wird ja nicht jünger“, sagt er lachend, „und immer nur hinterherfahren, das macht auch mir keinen Spaß.“
Sobald das Training der Radsportfreunde wieder freigegeben ist, wird der Verein dazu auf seiner Homepage www.rsf-velbert.de informieren.