Velbert. Drei Autoren legen erneut kräftig nach, um den Ursprung der Anger in Velbert zu belegen. Sie fordern historische Einsicht und Korrekturen ein.

Der Buch-Titel „Das obere Angertal“ ist vertraut, das Format ebenso, das Bild des renommierten Velberter Malers Klaus Fußmann „Schlammteich mit Blick auf Tönisheide“ kommt einem auch sofort bekannt vor. Aber es handelt sich um deutlich mehr als bloß eine zweite Auflage bzw. Ausgabe der „Geschichte verlorener Höfe und der Angerquelle in Velbert“. Die drei Autoren haben in den knapp fünf Jahren seit dem Erstling noch einmal eifrig recherchiert und legen jetzt kräftig nach. Um letztgültig den Beweis zu führen: „Die Anger-Quelle liegt eindeutig auf Velberter Gebiet.“

Behörden müssen sich korrigieren

Als Steppke hat August Wilhelm Rees auf dem Hof „Mondenschein“ seiner Großeltern die Hühner gefüttert.
Als Steppke hat August Wilhelm Rees auf dem Hof „Mondenschein“ seiner Großeltern die Hühner gefüttert. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

So bringt Jürgen Scheidsteger die Sache auf den Punkt. Und Friedhelm Kopshoff meint: „Die Behörden müssten sich jetzt endlich mal korrigieren und die Fakten anerkennen.“ Sein Appell ist ebenso an den Landrat, ans Kreis-Katasteramt und den Bergisch Rheinischen Wasserverband adressiert wie u. a. auch an die Städte Velbert und Wülfrath und diverse Planungsämter. Oder kurz gefasst „an alle, die immer noch und unbeirrt an dem falschen Eignerbach festhalten“. Schließlich gelte ja, wenn es um Kosten gehe, das Verursacherprinzip, argumentiert er.

Zusätzliche Dokumente und Zeitzeugen

Waren es zunächst etwa 60 Dokumente, so sind seither etliche Hinweise und Anrufe eingetroffen, ist die Zahl der Dokumente mittlerweile auf 130 aus dem Zeitraum vom 875 bis 1990 plus etliche Zeitzeugen-Aussagen gewachsen, die – abgesehen von einer einzigen Ausnahme – die Position von Kopshoff, Scheidsteger und August Wilhelm Rees stützt, die ihre Quellenforschung noch einmal vertieft und der Geschichte der unter der Bezeichnung Eig(e)nerbach vereinnahmten Anger weiter auf den Grund gegangen sind. Wie wurde der Anger-Name eliminiert? Ihre Quelle verorten die Drei „eindeutig“ im Bereich Burgstraße nahe des „Fliether Hochhauses“. Also in etwa dort, wo einst die Wonnemannsche Schmiede stand.

Kurzerhand in die Kalkstadt verlegt

„Bildlich gesprochen“, schildert es Scheidsteger, sei die Quelle des Angerbachs kurzerhand nach Wülfrath verpflanzt worden. Und der Bachverlauf vom Damm des Schlammteichs bis zum Zusammenfluss von Eselsbach und Anger in Rohdenhaus sei Eignerbach. Über das ganz genaue Zustandekommen liege irgendwie ein Schleier, ergänzt Kopshoff und betont: „Einen Eignerbach hat es nie gegeben, auch nicht im kleinsten Format.“

Mehr als 40 Kotten und Höfe versunken

Das Bild für die Titelseite hat der in Velbert geborene Künstler Klaus Fußmann zur Verfügung gestellt: „Schlammteich mit Blick auf Tönisheide“.
Das Bild für die Titelseite hat der in Velbert geborene Künstler Klaus Fußmann zur Verfügung gestellt: „Schlammteich mit Blick auf Tönisheide“. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Verwandte von Kopshoff hatten übrigens damals einen der Kotten, die später gemeinsam mit Bauernhöfen – insgesamt mehr als 40 – im Schlammteich versunken sind. Rees ist dort aufgewachsen, hat dort als kleiner Junge noch auf dem Hof seines Opas Hühner gefüttert. Sein Großvater bekam ein Tauschgrundstück in Ratingen-Homberg. Das gesamte Kalk-Thema spielt in dem nunmehr erweiterten Buch, das seit knapp drei Wochen auf dem Markt ist, ohnehin eine gewichtige Rolle. Ebenso wie das Vorstellen alter, noch vorhandener Gebäude.

Als nächstes ist der Unterlauf dran

Letzteres gilt auch für das im Frühjahr erschienene Buch von den Autoren Adolf-Hermann Mackrodt, Michael Lumer und Jürgen Scheidsteger „Das mittlere Angertal – Die Geschichte vom Kalkabbau, von Höfen, Kotten und mehr“. Wer Scheidsteger und seine Mitstreiter kennt, der weiß, dass es bestimmt noch bachabwärts weiter geht – und liegt mit seiner Annahme goldrichtig. Im Moment arbeite man an dem Konzept für den unteren Teil von Angermund bis Angerhausen rund um die Themen Häfen und Industrie. Er sei dazu in Gesprächen mit Bürger- und Heimatvereinen. Man bereite halt immer Geschichte „kurz und schmerzlos für Otto-Normal-Verbraucher“ auf, für Menschen, die Interesse an regionaler Geschichte hätten.

Präzise und gut recherchiert

Und wie bewertet eine Kennerin, z. B. die amtierende Vorsitzende der hiesigen Abteilung des Bergischen Geschichtsvereins, das Vorgehen der Lokalhistoriker und Autoren? „Super haben die gearbeitet, wirklich toll“, lobt Jutta Scheidsteger, „sie sind sehr präzise und recherchieren gut.“