. Wie aus dem Angerbach der Eigener Bach wurde. Drei Buch-Autoren schilderndie Geschichte verlorener Höfe und der Angerquelle in Velbert.
„Ich hab’ einfach aufgehört zu zählen“, sagt Dr. Jutta Scheidsteger von dem rührigen Scala Verlag lachend auf die Nachfrage, die wievielte Buchvorstellung das heuer wohl schon sei. Und fügt rasch hinzu: „Aber in diesem Jahr ist es die letzte.“ – Der neueste Neuling aus dem Velberter Verlag trägt den Titel „Das obere Angertal“ und ist wohl im mehrfachen Sinne Quellenforschung schlechthin.
Es geht um die Geschichte verlorener Höfe und der Angerquelle. „Wir sind eigentlich schon vor langer Zeit auf das Thema gekommen“, berichtet Scheidsteger. Die Idee sei bei einer Wanderung um den Schlammteich geboren worden, „aber irgendwie sind wir dann nie zu Potte gekommen“. Als man jedoch später in der WAZ die Überschrift „Der Eignerbach erhält sein altes Bett zurück“ gelesen habe, sei die Entscheidung gereift, endlich mal so Einiges richtig zu stellen. Und zu forschen: Wie wurde der Anger-Name eliminiert? Wie kam es zu der Bezeichnung Eig(e)nerbach? Vor allem aber um zurechtzurücken und zu belegen: Eigentlich entspringt die Anger in Velbert.
Nach dem bewährten Motto „ad fontes“ – zu den Quellen – sind dabei die drei Autoren vorgegangen. Friedhelm Kopshoff, der einst als Steppke in dem Bach Schiffchen schwimmen ließ. August Wilhelm Rees, dessen Familie damals im fraglichen Gebiet, an das er sich als „ein landschaftlich idyllisches Tal“ erinnert, auf dem Hof Mondenschein lebte und malochte. Und als dritter im Bunde Jürgen Scheidsteger, Zeichner und Texter.
Rees, der übrigens kurze Zeit an der Deller Straße zusammen mit Klaus Fußmann – das Bild des berühmten Künstlers „Schlammteich mit Blick auf Tönisheide“ prangt auf dem Deckblatt – die Schulbank gedrückt hat, findet nicht zuletzt interessant, wie die Firma Rheinkalk zu den Ländereien kam: „Da wurde mit viel Druck gearbeitet. Freiwillig hätten die Leute die Höfe nie geräumt.“ Letztere sind Jutta Scheidsteger zufolge schließlich „bis auf einen plattgemacht“ worden. An die 40 Kotten bzw. Kötterwirtschaften sind zwischen 1940 und 1990 im Schlammteich versunken oder aber sie verschwanden durch den Kalkabbau.
In dem gut 170 Seiten starken Buch gibt’s viel zu erfahren, zu lesen und auch zu gucken: historische Fotos, Dokumente, Karten und Zeichnungen. Und man lernt, wie leicht es doch ist, Geschichte zu verfälschen (26,80 Euro).