Langenberg. Thomas Pagel hat den Stammtisch für e-Mobilisten in Velbert gegründet. Im Interview spricht er über die Fortschritte der E-Mobilität in Velbert.

Thomas Pagel ist Gründer des Stammtisches für E-Mobilität in Velbert und Umgebung. Im WAZ-Gespräch mit Redakteur Sascha Döring beantwortet er aktuelle Fragen zum Thema E-Autos und E-Mobilität

Wie hat sich das Thema E-Mobilität in Velbert entwickelt?

Vor zwei bis drei Jahren gab es nur wenige Elektroautos in Velbert. Mittlerweile sehe ich jeden Tag neue E-Autos im Velberter Stadtgebiet. In den umliegenden Autohäusern sind jetzt vermehrt auch E-Autos zum Ansehen und Testen verfügbar. VW bringt zum Beispiel aktuell den neuen ID.3 in sichtbaren Stückzahlen raus. Die Stadtwerke planen gerade weitere Lademöglichkeiten in den Stadtbezirken und an besonders besuchten Standorten wie Schwimmbädern. Ich selber bekomme vermehrt Zuschriften und Fragen für den Einsatz eines Elektroautos. Es geht jetzt richtig los.

Stammtisch ist Ansprechpartner für Fragen

Haben 2018 die Ladesäule unterhalb des Bürgerhauses eröffnet: (v.l.) E-Auto-Fahrer Frank Richter, Bert Gruber (Vertriebsleiter Stadtwerke) und Jens Baum (Direktvertrieb E-Mobilität, Stadtwerke)
Haben 2018 die Ladesäule unterhalb des Bürgerhauses eröffnet: (v.l.) E-Auto-Fahrer Frank Richter, Bert Gruber (Vertriebsleiter Stadtwerke) und Jens Baum (Direktvertrieb E-Mobilität, Stadtwerke) © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Wie kann ich mich in Velbert dazu informieren?

Neben den Informationen in den Autohäusern können Fragen gerne an den Stammtisch E-Mobilität in Velbert gestellt werden: Email: e-mobil-in-niederberg@gmx.de. Oder Auf Facebook nach E-Mobilität und Velbert suchen. Stammtische werden ab 2021 wieder stattfinden. Parallel dazu gibt es im Internet und auf YouTube viele erklärende Videos zu allen Fragen der E-Mobilität.

Wie hat sich die Ladeinfrastruktur entwickelt?

Viele Interessierte mögen zu Hause bereits Zugang zu Strom haben und können ihr E-Auto an der Steckdose laden, vielleicht sogar an einer Drehstrom-Wallbox. Über den Ausbauplan der Stadtwerke Velbert haben wir schon gesprochen. Mit zwei Schnellladestationen bei Kaufland und am Parkhotel besteht schon jetzt die Möglichkeit der schnellen Ladung in etwa 20 bis 40 Minuten. Weitere sind in Planung. In Deutschland und im benachbarten Europa sind schon und werden mit hoher Intensität Schnelllade-„Tankstellen“ entlang der Autobahnen, auf Raststätten und Autohöfen installiert. Eine Fernfahrt von Flensburg bis Passau ist jetzt schon problemlos möglich. Wichtig ist, sich zwei bis drei so genannte Ladekarten zu besorgen oder die entsprechenden Smartphone Apps.

Recycling von E-Autos stark verbessert

Sind die Umweltfragen gelöst?

Größtenteils ja. Erneuerbarer Strom in Deutschland nimmt kontinuierlich zu. Ein E-Auto ist damit bereits oder wird jedes Jahr sauberer. Batterien lassen sich recyceln, das Lithium wird vermehrt im Bergbau abgebaut. Der Kobaltanteil wird mit jeder Generation reduziert. Fast 100 Prozent eines E-Autos lassen sich wiederverwerten. Die Anlagen dazu werden gerade gebaut. Und Strom aus Wind und Sonne braucht nicht wie andere Energieträger aus den Brennpunkten der Erde nach Europa transportiert zu werden.

Ladesäulen gibt es schon an oft besuchten Orten in den drei Stadtbezirken – etwa an den Schwimmbädern.
Ladesäulen gibt es schon an oft besuchten Orten in den drei Stadtbezirken – etwa an den Schwimmbädern. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Ist Wasserstoff nicht der bessere Treibstoff?

Ja und nein. Ja, für Lastwagen im Fernverkehr, Schiffe und Bahn. Im privaten und größtenteils dienstlichen Umfeld macht es keinen Sinn, weil die Betriebskosten aufgrund der Verluste bei der Erzeugung von Wasserstoff und Verteilung ungleich höher sind. Wenn wir erneuerbaren Strom sinnvoll nutzen wollen, dann in Autos mit Batterie. Viele haben mit einer Steckdose ihre Tankstelle bereits zu Hause. Im Übrigen ist ein Wasserstoff-Brennstoffzellen Auto auch ein Elektroauto.

Familie fährt längst elektrisch

Fahren Sie denn schon elektrisch?

Ja, wir sind bis auf den alten Diesel Golf, der quasi unverkäuflich ist, elektrisch unterwegs. Meine Frau fährt täglich elektrisch nach Monheim, ich selber ab März mit einem vollelektrischen Dienstwagen im Außendienst. Reichweite 300 bis 450 Kilometer, das reicht uns für jede Fahrt. Oder wir machen nach zwei bis drei Stunden Fahrt eine kurze Essenspause und laden parallel.

Was ist das für ein Gefühl, elektrisch zu fahren?

Für mich ist E-Auto fahren wie „Raumschiff Enterprise mit Warp Antrieb“. Die Beschleunigung an der Ampel ist einfach klasse und lässt die meisten anderen Autos zurück. Die Laufruhe ohne Schalten und Rucken ist ohne Vergleich. Nach vielen Jahren privater und dienstlicher Autofahrten habe ich wieder neuen und besonderen Spaß am Autofahren. Das darf man gar nicht so laut sagen. Und sparen kann ich auch.

Wie sieht die Zukunft der E-Autos aus?

Die entsprechende Glaskugel ist noch nicht erfunden. Die Landkarte von Europa zeigt, dass 2030 bis 2040 in den meisten europäischen Ländern der Verkauf von Autos mit Verbrennungsmotor eingestellt werden soll. Deutschland als Markt reicht nicht aus. Somit werden sich automatisch elektrische Antriebe durchsetzen. Die meisten mit Batterie. Und – mehr und mehr Bürger schätzen die Vorteile, auch die Klimavorteile. Ich bin Optimist.

„E-Mobilität nimmt Fahrt auf“

Bedingt durch „klima-aufmerksame Käufer, der zunehmenden Präsenz in den Medien und dem deutlich erhöhten Umweltbonus und im Moment abgesenkter Mehrwertsteuer gibt es einen echten Run auf E-Autos“, ist sich Thomas Pagel sicher. Allerdings „noch auf niedrigem Niveau.“ Aktuell könne man bis zu 10.000 Euro bei einem Neukauf sparen.

Neben den bekannten Modellen der Oberklasse gebe es inzwischen auch interessante elektrische Modelle von den meisten bekannten Herstellern. „Probefahrt ist schon vielfach möglich“, sagt Pagel. Besonders dem Marktstart des VW Golf „Nachfolgers“ ID.3 „wird große Aufmerksamkeit geschenkt“.

Wer gerne ein Cabrio fährt oder einen schweren Anhänger ziehen muss, sollte noch zwei bis drei Jahre warten.