Velbert. Der Bundestagsabgeordnete Peter Beyer war zu Gast bei den Stadtwerke Velbert. Im Mittelpunkt stand das Thema E-Mobilität – und deren Zukunft.

Niemand kann die Zukunft voraussagen, aber schon jetzt ist klar, dass das Thema E-Mobilität auch im Hinblick auf den Klimawandel eine immer größere Rolle spielen wird. Deshalb wagen die Stadtwerke Velbert einen Blick in die Glaskugel und haben den Bundestagsabgeordneten Peter Beyer, sowie den Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, Steffen Bilger, eingeladen, um zu analysieren, was für Chancen und Herausforderungen E-Mobilität mit sich bringt.

Stadtwerke Velbert rüsten Fuhrpark nach und nach um

Die Stadtwerke Velbert rüsten ihren Fuhrpark nach und nach auf E-Autos um: Bislang werden 18 der rund 80 Fahrzeuge mit Batterien angetrieben.
Die Stadtwerke Velbert rüsten ihren Fuhrpark nach und nach auf E-Autos um: Bislang werden 18 der rund 80 Fahrzeuge mit Batterien angetrieben. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

„Wir müssen für dieses Thema Öffentlichkeit schaffen und schauen, was sich vor Ort eigentlich tut“, erzählt Peter Beyer. Und die Velberter Stadtwerke machen momentan einiges, um die Entwicklung voranzutreiben. Sie wollen in diesem Bereich Vorreiter sein und schaffen sich deshalb immer mehr Elektroautos für den internen Fuhrpark an, wie Geschäftsführer Stefan Freitag berichtet: „Mittlerweile sind 18 der etwa 80 Fahrzeuge bei uns E-Autos. In zwei Jahren soll das aber schon mindestens die Hälfte sein.“ Zudem gebe es auf dem Stadtwerke-Gelände 22 Ladepunkte für die Dienstfahrzeuge, wovon vier von Privatfahrzeugen der Mitarbeiter genutzt werden können.

Ladepark mit Ladesäulen soll entstehen

Das sei aber nicht alles, denn auch für die Zukunft habe man sich bei den Stadtwerken etwas einfallen lassen: Auf dem Vorplatz an der Kettwiger Straße soll ein großer Ladepark mit fünf Ladesäulen für die Elektroautos inklusive Solar Carport entstehen.

Mitentwickelt hat dieses Konzept Niklas Flick, der bei den Stadtwerken seine Ausbildung mit Bestleistung absolviert hat und nun ein Duales Studium zum Elektrotechniker macht. „Wir wollen mit dem Ladepark zeigen, was im Bereich der Elektromobilität möglich ist“, so Flick über das Projekt, das gegen Ende dieses Jahres eröffnet werden soll. Diese Ladeinfrastruktur auf dem Vorplatz solle dann auch „eine Art Blaupause für Unternehmen sein“, ergänzt Freitag.

Weitere Ladesäulen in der Stadt geplant

Nach und nach rüsten die Stadtwerke Velbert die Stadtteile mit Ladesäulen aus – hier etwa 2019 in Langenberg, unterhalb des Bürgerhauses. Im Bild: E-Auto-Fahrer Frank Richter (l.), Bert Gruber (Vertriebsleiter Stadtwerke Velbert) und Jens Baum (Direktvertrieb E-Mobilität Stadtwerke Velbert).
Nach und nach rüsten die Stadtwerke Velbert die Stadtteile mit Ladesäulen aus – hier etwa 2019 in Langenberg, unterhalb des Bürgerhauses. Im Bild: E-Auto-Fahrer Frank Richter (l.), Bert Gruber (Vertriebsleiter Stadtwerke Velbert) und Jens Baum (Direktvertrieb E-Mobilität Stadtwerke Velbert). © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Aber auch im Stadtgebiet soll sich einiges tun. Aktuell gibt es in ganz Velbert zehn Ladestationen für E-Autos – zwei davon sind kostenlos am Panoramabad in Neviges nutzbar. Die Stadtwerke haben nun einen Förderantrag für 28 weitere Ladesäulen gestellt. Eine Antwort wird im März erwartet.

„Es gibt einige Kritikpunkte, warum sich viele Leute noch kein E-Auto angeschafft haben“, sagt Niklas Flick, „und ein Grund ist auch die geringe Ladeinfrastruktur. Die Leute haben Angst, dass sie ihr Auto nicht rechtzeitig tanken können.“ Weitere Hemmungen seien die noch ausstehende Erhöhung der Umweltprämie, sowie die oftmals verwirrenden Abrechnungssysteme, ergänzt der angehende Elektrotechniker. All diese Probleme gelte es in Zukunft anzugehen.

Stadtwerke wollen in Zukunft investieren

Immer mehr Elektroautos

Laut aktuellen Erhebungen des Kraftfahrt-Bundesamts ist die Zahl der Elektroautos in Deutschland in den letzten Jahren erheblich angestiegen. Waren es vor zehn Jahren nur 1452 Pkw, so gab es im Jahr 2019 schon 83.175 E-Autos in Deutschland.

Damit ist die Zahl im Vergleich zu 2018 noch einmal um 29.314 Fahrzeuge angestiegen. Im vergangenen Jahr waren es mehr als 40 Mal so viele E-Fahrzeuge als noch im Jahr 2006.

Die Stadtwerke wollen nun aber einen Schritt in die „richtige Richtung“ machen, wie Stefan Freitag sagt: „Wir wollen es den Velbertern erleichtern, auf eine klimafreundliche Fortbewegung umzusteigen.“ Bei der Installation der Tanksäulen beispielsweise stehe bislang der eigene Profit noch nicht im Vordergrund, so Freitag: „Bisher gibt es keine Ladesäule, die ein Plus schreibt. Uns ist klar, dass es eine Investition in die Zukunft ist, die wir aber tätigen wollen.“

Ein Blick in den Alltag: Sind E-Autos Realität in Velbert? Gastbeitrag von Thomas Pagel

Sind E-Autos und die E-Mobilität 2019 in Velbert schon angekommen? Ja und Nein. Im Velberter Stadtbild entdeckt man hier und da ein Elektroauto, wenn man es als solches erkennt. Gut so, denn ich möchte nicht jeden Tag mit einer Designer Studie durch die Stadt fahren. Wer sich aber auskennt stellt fest: Es werden mehr und mehr.

Im Juni 2016 wurde die erste öffentliche Ladesäule Velberts in Neviges eröffnet. Wer zu Kaufland fährt, am Rathaus in Velbert-Mitte parkt, bei Rewe in Langenberg, am S-Bahn Parkplatz in Neviges, am Kirchplatz in Tönisheide, wird reservierte Parkplätze zum Laden von E-Autos finden, die leider noch allzu oft von Pkw mit Verbrennungsmotoren blockiert werden.

Stadtwerke bauen Infrastruktur aus

Besonders die Stadtwerke Velbert haben 2019 in vielen Velberter Stadtteilen erste Ladepunkte mit 22 kW Leistung installiert, was zum Nachladen während des Einkaufens oder zum Volladen über Nacht ausreicht. Weitere Ladepunkte im Stadtgebiet sind 2020 geplant. Die Stadtwerke und auch die Stadtverwaltung selber haben in 2019, zum Teil mit Bundesförderung, eine Reihe von elektrischen Dienstwagen angeschafft, um eigene Erfahrung zu sammeln.

Aber – so richtig gefunkt hat es in 2019 noch nicht. Warum? Erst im Jahr 2020 greifen die neuen, von der EU vorgegebenen CO2-Flottengrenzwerte, die die Autohersteller in Europa zum Verkauf von Hybrid- und batterieelektrischen Fahrzeugen motivieren. Das wird für 2020 und 2021 deutlich mehr Modelle und Fahrzeuge auf die Straße bringen, inklusive einer deutlich sichtbaren Werbung und Informationen für den Verbraucher. Besonders der VW ID.3, quasi das elektrische Pendant zum aktuellen Golf, wird große Marktpräsenz bekommen.

Tesla-Engagement ein „dringend nötiger Weckruf“

Dass der amerikanische E-Auto-Pionier und -Hersteller Tesla ein Werk in Brandenburg für seine Mittelklasse Modelle 3 und Y baut, ist ein elektrisierender Paukenschlag nicht nur für Verbraucher: Dieser Weckruf für die Autoindustrie ist bitter nötig, weil fast alle Länder in der EU entweder beschlossen haben oder planen, bis 2030/2040 den Verkauf von neuen Autos mit Verbrennungsmotoren einzustellen, um die Klimaziele besser zu erreichen.

Thomas Pagel ist Initiator des E-Mobil-Stammtischs Velbert und Umgebung. Er lädt regelmäßig zum Treff ins Karstens im Emka-Sportzentrum ein – das nächste Mal am 4. Februar ab 18 Uhr. Weitere Informationen gibt es im E-Auto-Forum für den Raum Niederberg – www.meelectric.de – oder per Mail an e-mobil-in-niederberg@gmx.de.