Essen-Rüttenscheid.. Anuschik Makarian hat in Rüttenscheid ein armenisches Restaurant eröffnet. Erfahrungen sammelte sie in Altendorf, entschied sich aber für den Wechsel.

Anuschik Makarian ist es gewohnt, immer wieder neu anzukommen, sich einzuleben und anzupassen. Ihre armenischen Wurzeln aber vergisst sie dabei nie. Mit ihrem neuen Restaurant „Pandok Armenia“ schlägt sie diese Brücke nun auch in Rüttenscheid, möchte die Gastronomielandschaft dort um eine weitere Nation bereichern.

Dabei gibt es in der gesamten Stadt und auch im weiten Umfeld in Nordrhein-Westfalen keinen weiteren Ort, der die Gerichte ihrer Heimat – dem Kaukasus – anbietet: darunter etwa hausgemachten Basturma – ein trockener Rinderschinken mit kräftiger Gewürzkruste – oder auch in Russland begehrte Speisen wie die gefüllten Teigtaschen Pirosckki und den deftigen Eintopf Borsch.

Als Siebenjährige kam Anuschik Makarian 1992 mit ihren Eltern und ihrer Schwester nach Deutschland, auf der Flucht vor dem blutigen Krieg zwischen Armenien und Aserbaidschan, die bis heute um die Region Bergkarabach im Kaukasus streiten. Die Familie kommt zunächst im Örtchen Stromberg in Rheinland-Pfalz an. „Ich war die einzige Ausländerin in der Klasse, sprach kein Wort Deutsch und wurde viel gehänselt“, erinnert sich die 30-Jährige. Ihr Vater bekommt schließlich ein Jobangebot in Essen, die Familie zieht um. Sie finden eine Wohnung direkt an der Altendorfer Straße, wo Anuschik Makarian bis heute mit ihrem Lebensgefährten Awik Nasarian und dem dreijährigen Sohn lebt.

Schwieriges Umfeld auf der Altendorfer Straße

Ihre Mutter Raisa, die im „Pandok Armenia“ mit viel Leidenschaft die Küche schmeißt, hatte bis 2013 selbst einen eigenen Imbiss an der Altendorfer Straße. Das Ladenlokal aber zerrte an den Kräften der Familie Makarian: „Dort gab es keine Heizung und es regnete ständig herein, das ging einfach nicht mehr“, sagt die junge Gastronomin und verschweigt auch das schwierige Umfeld auf der Altendorfer Straße nicht: „Armenien gilt als erstes christliches Land der Welt. Unsere Religion hat uns auf der Altendorfer auch Sprüche eingebracht: Meine Mutter wurde gefragt, was ihr einfallen würde, so viel Schweinefleisch zu verkaufen, wo die Straße doch muslimisch geprägt ist. Dabei macht dieses Fleisch die kaukasische Küche aus“, sagt Anuschik Makarian.

Auch das sei ein Grund gewesen, warum sie bei der Suche nach einem geeigneten Lokal für ein neues Restaurant die Altendorfer Straße bewusst ausgeklammert habe. Zufällig entdeckte sie die Räume an der Paulinenstraße, das ehemalige „Otto von Hertzberg“. Noch ist der Gastraum sehr minimalistisch eingerichtet, für Gastlichkeit aber wollen die Makarians mit ihrer freundlichen Art und natürlich der deftigen Küche sorgen. „Pandok“ bedeute übersetzt so viel wie „altes, gemütliches Restaurant“, erklärt die 30-Jährige, „die Leute sollen sich einfach wohl fühlen und dabei etwas Neues ausprobieren.“