Velbert. Das „Duo musica frizzante“ stellte sich mit einer farbigen Palette voller Barockmusik vor – eine besondere Konzertstunde mit Orgel und Flöte.

Sommerkonzerte „am Berg“ – unter diesem Motto ist die Konzertreihe in der Apostelkirche, veranstaltet von der Ev. Kirchengemeinde Velbert-Dalbecksbaum, inzwischen zu einer festen Einrichtung im städtischen Musikleben geworden. Zahlreiche heimische wie überregionale Künstler nutzten bisher das Forum, mitunter in ungewöhnlichen Besetzungen. Am Sonntag stellte sich in einem weiteren, wegen der Corona-Krise verkürzten Konzertabend das Ensemble „Duo musica frizzante“ mit einer farbigen Palette voller Barockmusik vor, komponiert für Blockflöte und Orgel.

Zwei gut bekannte Gäste

Die Ausführenden – Sigrid Wagner-Schluckebier (Blockflöten) und Helfried Waleczek (Orgel) - gehören aufgrund wiederholter Auftritte an dieser Stelle bereits zu gut bekannten Gästen, und auch jetzt war man wieder voller Erwartung auf eine besondere Konzertstunde. Ein etwas anderes, neuartiges Musikerleben stellte sich unter den coronabedingten Auflagen für Konzerte dieser Art ein, da die Verteilung der Zuhörer den gesamten Kirchenraum ausfüllte und so vielmehr, als das unter anderen Umständen der Fall ist, den Eindruck einer großen Gemeinschaft provoziert wurde, erschien die Kirche doch nun tatsächlich einmal voll besetzt. Eben nicht nur optisch ein positiver Eindruck.

Eine besondere Liebe fürs Blockflötenspiel

Dass Sigrid Wagner-Schluckebier neben der kirchenmusikalischen Tätigkeit die Stelle der Kreiskantorin versieht, gehört zu ihren beruflichen Pflichten, über die sie jedoch nie eine besondere Liebe für das Blockflötenspiel außer Acht gelassen hat, im Gegenteil, die Technik zu kultivieren, Stilreinheit immer wieder zu vertiefen, überhaupt alle Stimmlagen ihrer Instrumente zur Anwendung zu bringen, all das geriet ihr über die Zeit zur Herzensangelegenheit. Mit dem Organisten und praktizierenden Arzt Dr. H. Waleczek, dem das Orgelspiel ein lebensbegleitendes Elixier geworden ist, hatte sie ein reines Barockprogramm mit Schwerpunkten von Werken Bachs und Telemanns vorbereitet.

Unbekümmerte Spielfreude und Detailtreue

Getreu dem Konzert-Motto „Virtuoses Barock“ gelang beiden Künstlern der Einstieg mit dem springlebendigen Concertino von John Bastion. Wenn unbekümmerte Spielfreude und kontrollierte Detailtreue derartig zusammengehen, entsteht dabei ein ansprechendes Ergebnis. Bachs g-Moll Sonate war in einer bearbeiteten Fassung für die Blockflöte zu hören (urspr. Querflöte), durchaus ein inhaltliches Schwergewicht, jedoch eines der spröden Art, bei der sich beide Solisten mit ihrer Darstellung etwas schwer taten, hätte man sich doch bei der Abstimmung zwischen konzertierender Orgel und Flöte deutlichere Konturen in Linienführung und Lautstärke gewünscht; so ließ das Klangbild einiges an Prägnanz vermissen.

Schön auf Abstand saßen die Zuhörer in der Apostelkirche
Schön auf Abstand saßen die Zuhörer in der Apostelkirche © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Eindeutige Höhepunkte

Eindeutige Höhepunkte sollten darauf folgen. Telemanns vom Sopranino getragene und beseelte Sonate B-Dur zum Beispiel, deren jubilierende Tonsprache Sigrid Wagner-Schluckebier besonders hervorhob, konturiert gespielt und im Klang blitzsauber intoniert. Auch in der Fantasie a-Moll des barocken Hauptmeisters, in dessen unzählbar langer Werkreihe die Blockflöte vielleicht ihre schönste Wertschätzung erfahren hat, brillierte die Flötistin, Charakter und Gestus eine überzeugende Ausdruckskomponente gebend.

Ungebrochene Lust am Figurieren

Bachs Präludium und Fuge e-Moll für Orgel – ein toccatenhaft und gestenreich daherkommendes Stück Musik – machte mit dem noch jungen Komponisten der Arnstädter Zeit (1703-07) bekannt, der hier eine ungebrochene Lust am Figurieren sowie dem Experiment mit Harmonien ausgelebt hat. Völlig stimmig die hier gewählte Registrierung - Bach hätte seine Freude daran gehabt. In Vivaldis Konzert c-Moll agierten beide Künstler durch ein fein aufeinander abgestimmtes Klangkonzept.

Weiteres Konzert im August

Das dritte und letzte Sommerkonzert erklingt am Sonntag, 2. August, ab 18 Uhr in der Apostelkirche, Wichernstraße 1. Sonia Singel-Roemer und Sigrid Wagner-Schluckebier spielen Klassik und Swing auf Posaune und Orgel. Der Eintritt ist frei.

Wegen Corona gibt es nur eine begrenzte Anzahl an Plätzen, daher sollten sich Musikfreunde bis Samstag vor dem Konzert unter 02051 65069 oder 02324 50633 anmelden

Ein schöner Konzertabend, der plastisch vor Augen führte, wie wichtig es ist, das Musik jetzt wieder live in der Öffentlichkeit gespielt werden kann, dass dem Publikum wieder ein direktes Hörerlebnis möglich ist. Viel Applaus. Das „Duo musica frizzante“ bedankte sich mit einer Zugabe.