Velbert. Anna Levina-Mejeritski präsentierte in der Apostelkirche Werke von Beethoven und Chopin. Der Eindruck auf die Zuhörer war überwältigend.

Zwei Titanen der klassischen Klaviermusik stellte die in Moskau geborene Anna Levina-Mejeritski in einem Konzert am vergangenen Sonntagabend in der Apostelkirche gegenüber: Beethoven und Chopin, deren Charaktere gegensätzlicher nicht sein können. Der eine Revolutionär, aufrührerisch und kompromisslos, der andere eher seinem Sentiment folgend, kontemplativ und schicksalsergeben.

Gemeinsamkeiten herausgestellt

Anna Levina-Mejeritski ging es aber wohl eher darum, gewisse Gemeinsamkeiten in zwei Werken der beiden Komponisten herauszustellen: In der Klaviersonate op.31,2 von Beethoven und in der Klaviersonate Nr.2 von Chopin. Während der sogenannten „Sturm“-Sonate von Beethoven nach den Worten des Beethoven-Schülers Czerny etwas „Romantisch-pittoreskes“ anhaften soll, ist die Wildheit der b-moll Sonate von Chopin kaum zu überbieten.

Zuhörer sitzen am Sonntag coronakonform in der Apostelkirche in Velbert. Sie lauschen der Pianistin Anna Levina-Mejeritski, die gerade Chopin spielt.
Zuhörer sitzen am Sonntag coronakonform in der Apostelkirche in Velbert. Sie lauschen der Pianistin Anna Levina-Mejeritski, die gerade Chopin spielt. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Obwohl Mozart-Fan , wagte sich Chopin in dieser Sonate in Beethoven-Gefild; aber alle Wildheit endet in einem Trauermarsch, und der Schlusssatz wirkt verzweifelnd. Das kennen wir bei Beethoven nicht, der sich immer wieder aus Tiefen befreit und gegen Schicksalhaftigkeit anstürmt.

Anna Levina-Mejeritski, sie ist Musiklehrerin an der Bleibergquelle, widmete sich diesen zwei Werken mit Hingabe und Inbrunst. Die diametralen Gefühlszustände in der Beethoven-Sonate setzte sie überzeugend in einen Spannungsbogen, dem düsteren Werk Chopins verlieh sie Kraft und Ausdruck. Dabei gab der Kirchenraum der Musik der beiden Antipoden mächtige Resonanz. Der Eindruck auf die Zuhörer war dann auch überwältigend.

Zu Chopins Zeiten wirkte seine b-moll –Sonate ziemlich befremdlich. Schumann, ansonsten ein Chopin- Verehrer , sagte über diese Sonate, das sei eigentlich“ gar keine Musik“. Wie man doch über die Zeiten hinweg anders urteilt und man sich von dieser eher chaotischen Musik beeindrucken lässt! Die Sonate ist zu einem Prüfstein und zentralen Werk aller Pianisten geworden. Der Trauermarsch in dieser Sonate hat sogar über die Fachwelt hinaus Berühmtheit erlangt und wird viel gespielt. Levina-Mejeritski ging förmlich auf in dieser Musik, nichts wirkte bei ihr beiläufig, alles erlebt und durchfühlt.

Mit Unrast und Energiergeladenheit

Leider scheute sie die vorgeschriebenen Wiederholungen und ließ auch zwischen den Sonaten und deren einzelnen Sätzen dem Zuhörer kaum genügend Pausen zum Aufatmen und Sich-lösen. Diese Unrast und Energiegeladenheit passte aber durchaus zu den Stücken und zeigte eben auch das zwingendes Engagement der Pianistin.

Zur Person

Anna Levina-Mejeritski wurde 1978 in Moskau geboren. Seit ihrem fünften Lebensjahr bekam sie Klavierunterricht. Ihr am Moskauer Konservatorium begonnenes Studium setzte die Stipendiatin der Konrad-Adenauer-Stiftung an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf fort.

1999 hat sie die Diplomprüfung „mit Auszeichnung“ und 2002 das Konzertexamen absolviert Zahlreiche Auftritte im In-und Ausland folgten, mehrere Preise wurden ihr verliehen. Später widmete sie sich auch der Gesangskunst und wirkte als Chorleiterin bei verschiedenen Chören. Seit 2009 ist sie als Musiklehrerin am Berufskolleg Bleibergquelle in Velbert tätig.

Das zweite Sommerkonzert in der Apostelkirche am Sonntag, 19. Juli, bestreiten Sigrid Wagner-Schluckebier (an der Blockflöte), begleitet von Dr. Helfried Waleczek an der Orgel. Das Duo spielt das Concerto c-moll von Antonio Vivaldi, das Concertino in D von John Baston und die Sonate g-moll BWV 1034 von Johann Sebastian Bach.