Mettmann. Die Kreishandwerkerschaft Mettmann hat erstmals Ferienkurse zur Berufsorientierung angeboten – und erlebte sehr motivierte Teilnehmer.
Ein Knall, plötzlich fliegen Funken und die offiziellen Besucher machen überrascht einen Schritt zurück. Nur den Bruchteil einer Sekunde dauert das Feuerwerk, dann ist alles vorbei. Ob Thilo ob der Reaktion lachen muss, ist nicht zu sehen. Eine Maske bedeckt das Gesicht des 15-Jährigen.
Er hat soeben demonstriert, wie Bolzenschweißen funktioniert. Der Teenager ist einer von acht Jungs, die im Erdgeschoss des Ausbildungszentrums der Kreishandwerkerschaft Mettmann an einem Ferienkurs teilnehmen. Und heute ist hoher Besuch gekommen: Martin M. Richter, der Kreisdirektor, will sich ein Bild von der Aktion machen.
Ferienkurs statt Schulveranstaltung
Denn die gehört zur Initiative „Kein Abschluss ohne Anschluss“, mit dem das Land NRW den Übergang von der Schule in den Beruf fördern möchte. Normalerweise, berichtet Gabriele Leßel, finden diese Kurse während der Schulzeit statt. „Aber da ist uns Corona in die Parade gefahren“, sagt die Abteilungsleiterin Berufsbildung der Kreishandwerkerschaft und zuckt die Schultern.
Weil nun aber – mit begrenzter Teilnehmerzahl – solche Angebote wieder stattfinden dürften, habe sie ganz kurzfristig, „einen Tag vor den Ferien“, noch vier Kurse auf die Beine gestellt und die Schulen informiert. Insgesamt 40 Plätze gibt es in vier Kursen, 35 davon sind belegt.
Jugendliche sind sehr motiviert
„Das sind bunt gemischte Gruppen aus allen Städten und von allen Schulformen“, freut sich Leßel. Genauso erfreulich: Weil die Ferienaktion freiwillig ist und nicht im Rahmen des Unterrichts stattfindet wie sonst, „sind die Teilnehmer viel motivierter“, hat Gabriele Leßel festgestellt: „Es gibt keine Fehlzeiten und manche kommen jeden Tag mit dem Fahrrad hierher.“
Thilo und die anderen Jungs im Erdgeschoss feilen und sägen derweil Metallteile zurecht. Sie haben sich für den Fachbereich Metall entschieden und bauen hier ihren eigenen Spiegel. Für Tobias aus Velbert hat sich die Teilnahme gelohnt, sagt der 15-Jährige: „Ich habe hier ein paar Sachen gelernt, die ich zu Hause so nicht lernen werde.“ Schweißen zum Beispiel.
Kurs ist Teil der Berufsorientierung
Auch wo es beruflich hingehen soll, weiß der NEG-Schüler schon ganz genau: Robotik-Ingenieur will er werden, am besten noch mit einer Ausbildung in einem Handwerk dazu. Auch Thilo ist sich sicher, dass sich für ihn der Weg nach Mettmann gelohnt hat. „Und selbst wenn hier jemand merkt, dass Metall nicht so sein Ding ist, ist das auch ein Erfolg“, sagt Roland Derwell. Schließlich sei der Kurs Teil der Berufsorientierung, führt der Ausbilder „Metall“ aus.
Eine Etage höher geht es etwas ruhiger zu, dafür duftet es hier nach frisch geschnittenem Holz. Vier Jungen und vier Mädchen sitzen an den Tischen verteilt, schleifen und sägen an einer Smartphone-Halterung. „Ich arbeite gerne mit Holz“, sagt Karolina, die gerade etwas Leim auf die Fugen ihres Werkstücks verteilt.
Bei der Holzbearbeitung sind auch Mädchen dabei
„Zu Hause“, fährt die 14-Jährige fort, „baue ich zum Beispiel gerne alleine neue Möbel auf.“ Sie habe in den bislang vier Tagen des Angebots sehr viel gelernt – und nicht nur Handwerkliches. Denn Ausbilder Stefan Arlt hat den Teenagern auch viel über den Werkstoff Holz beigebracht. „Zum Beispiel ist es nicht gut, wenn Holz feucht wird. Es verbiegt sich dann“, erläutert Karolina.
Was ihr an der Arbeit besonders gefalle? „Man braucht viel Geduld“, sagt sie. Und fügt lächelnd an: „Die habe ich.“ Sie wisse zwar noch nicht, was sie beruflich machen wolle, „der Kurs hilft aber auf jeden Fall dabei, schon mal einen Einblick zu bekommen.“
Richter: „Seid neugierig“
Kreisdirektor Martin M. Richter hat den Jugendlichen auch ein paar Worte mit auf den Weg gegeben. „Lasst euch anstecken von guten Ideen“, forderte er beispielsweise die Teilnehmer der Ferienkurse auf.
Er appellierte zudem an die Schülerinnen und Schüler auch für sich eine Idee zu entwickeln, „womit Sie in 10 oder 20 Jahren Ihr Geld verdienen wollen.“
Der Weg dorthin sei letztlich egal – ob nun Schule, Studium oder Ausbildung. Das Wichtigste, so Richter, sei aber: „Seid neugierig!“