Kreis Mettmann. Die Kreishandwerkerschaft bittet die Bürger, jetzt Aufträge zu erteilen oder Arbeiten vorzuziehen. Gesenkte Mehrwertsteuer komme ihnen zugute.
Das gerade auf den Weg gebrachte, 130 Milliarden Euro schwere Konjunkturpaket der Bundesregierung sieht viele Erleichterungen vor – unter anderem wird die Mehrwertsteuer befristet gesenkt. Dadurch sollen vor allem Waren und Dienstleistungen günstiger werden, was wiederum den Konsum ankurbeln soll. Das begrüßt auch die Kreishandwerkerschaft Mettmann und ruft die Bürger nun auf, Handwerkerleistungen wieder in Anspruch zu nehmen – und, wenn möglich, Arbeiten sogar schon vorzuziehen.
Senkung der Mehrwertsteuer ist „sehr positiv“
So sagt Torben Viehl, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft: „Die Senkung der Mehrwertsteuer betrachten wir als sehr positiv. Das schafft einen Anreiz, Handwerker zu beauftragen.“ Daher appelliert er an die Bürger als Kunden, beispielsweise Aufträge, die vor der Corona-Krise bereits erteilt oder ins Auge gefasst worden seien, jetzt zu realisieren. Möglicherweise gebe es auch Arbeiten, die für das kommende Jahr geplant seien und derzeit – auch mit Blick auf die bis zum Jahresende ermäßigte Mehrwertsteuer – vorgezogen werden könnten. „Das würde uns schon sehr helfen“, sagte Viehl auch mit Blick auf die zum Teil dramatischen, corona-bedingten Umsatzeinbrüche im Handwerk. Viele Betriebe würden um ihre Existenz kämpfen.
„Handwerker wollen anpacken“
Zwar hätten zahlreiche Unternehmen, auch im Handwerk, mit Soforthilfen oder Krediten Unterstützung erfahren. Doch das sei kein Allheilrezept: „Es liegt ja in der Natur von Handwerkern anzupacken. Das entspricht ihrem Selbstverständnis, ihren Lebensunterhalt durch ihr eigenes Tun zu verdienen“, so Viehl weiter. Handwerker wollten nicht am Tropf des Staates hängen, „deswegen sind in dieser Zeit Aufträge sehr wichtig“ – und zwar auch von Endverbrauchern. Denn: „In der Metallbranche beispielsweise sind viele Industrieaufträge storniert worden.“ Auch Tischler litten etwa unter der Flaute im Messebau, und der Autobranche und dem Kfz-Handwerk mache die Krise ebenfalls sehr zu schaffen. Lediglich in der Baubranche seien die Auftragsbücher vernünftig gefüllt.
Befristete Senkung
In dem Konjunkturpaket hat die Bundesregierung beschlossen, die Mehrwertsteuer befristet zu senken. So wird der reguläre Satz vom 1. Juli bis zum Jahresende 16 statt bislang 19 Prozent betragen. Der ermäßigte Satz fällt in diesem Zeitraum von sieben auf fünf Prozent.
Diese Senkung ist die kostspieligste Maßnahmen des Konjunkturprogramms und wird den Staat voraussichtlich rund 20 Milliarden Euro an Einnahmen kosten.
Sorge um ihre Gesundheit bräuchten sich Kunden übrigens bei einer Auftragsvergabe nicht zu machen: Die Handwerksverbände hätten in den vergangenen Wochen Hygiene-Konzepte ausgearbeitet. Die Betriebe und Mitarbeiter wüssten um die Notwendigkeit von Abstandsregeln und würden entsprechende Schutzmaßnahmen nutzen.
Auch IG Metall begrüßt Konjunkturpaket
Wie viele Handwerksbetriebe im Kreis die Corona-Krise nicht überstehen würden, kann Viehl noch nicht abschätzen. „Das werden im Herbst sehen“, meint er. Er hofft aber nicht zuletzt durch die Maßnahmen des Konjunkturpakets auf eine nun steigende Zahl von Aufträgen. „Dann bin ich auch zuversichtlich, dass es uns schon im nächsten Jahr wieder besser geht.“
Auch Hakan Civelek, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Velbert, begrüßt die Maßnahmen der Bundesregierung – und vor allem die Senkung der Mehrwertsteuer: „Das Konjunkturprogramm ist mutig und setzt an den richtigen Stellen an. Insbesondere das Kernstück, die Senkung der Mehrwertsteuer, ist ein geeignetes Instrument, den Konsum flächendeckend anzukurbeln.“ Allerdings gibt Civelek in diesem Zusammenhang auch zu bedenken: „Dies funktioniert nur, wenn die reduzierte Mehrwertsteuer auch an die Verbraucher weitergegeben wird.“
Prämie zur Sicherung von Ausbildungsplätzen
Zudem betont Hakan Civelek, ebenso wie der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, wie wichtig die Prämienregelung zur Sicherung von Ausbildungsplätzen in dem Konjunkturpaket sei: Dabei sollen Betriebe einen Bonus von bis zu 3000 Euro pro Ausbildungsvertrag bekommen, wenn sie trotz der Corona-Krise weiter ausbilden oder Azubis aus insolventen Betrieben übernehmen. Dazu der Gewerkschafter: „Das ist ebenfalls ein gutes Signal, um jungen Menschen eine Berufsperspektive zu geben. Jetzt sind allerdings die Unternehmen gefordert, dieses Signal mit Leben zu füllen.“