Velbert. Arbeitsagentur und Verbände appellieren an junge Leute, sich jetzt um eine Lehrstelle zu bewerben. Angebot im Kreis ist allerdings schlechter.

Schulabsolventen haben noch gute Chancen, in diesem Jahr eine Ausbildungsstelle zu finden – trotz der Coronapandemie. Da sind sich Vertreter von Arbeitsagentur, Handwerkskammer und IHK völlig einig, wie sich in einer gemeinsamen Pressekonferenz zeigte. Die Jugendlichen sollten sich aber nun rasch bewerben.

Viele junge Leute sind verunsichert

„In unseren Telefonberatungen spüren wir eine große Unsicherheit bei den jungen Leuten. Sie glauben, dass es mit einer Ausbildung in diesem Jahr bereits gelaufen ist“, berichtet Karl Tymister, Vorsitzender der Agentur für Arbeit Mettmann. Grund dafür sei vielleicht auch, dass viele Infoveranstaltungen in den Schulen wegen Corona nicht mehr durchgeführt werden konnten. Aber es gebe noch viele Chancen, obwohl „die Auswirkungen der Coronakrise auf dem Ausbildungsmarkt im Kreis deutlich sichtbar seien“, so Tymister. So ist die Zahl der Ausbildungsstellen im Kreis in diesem Ausbildungsjahr um fast 18 Prozent (423) auf 1954 zurückgegangen, allerdings ist auch die Zahl der Bewerber um 8,9 Prozent auf 2518 geschrumpft. Es gibt auch deutlich weniger unbesetzte Ausbildungsstellen.

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Weiter in die Zukunft investieren

Tymister appelliert an die Firmen im Kreis zusätzliche Ausbildungsplätze einzurichten, um auch künftig genügend Fachpersonal zu haben. Entscheidend sei, dass die Unternehmen nicht in eine Warteschleife gingen, sondern weiter in ihre Zukunft investieren. Sonst könnten Jugendliche nämlich auch auf die Idee kommen, sich mal in Düsseldorf auf dem Arbeitsmarkt umzuschauen. Denn dort werden immer noch deutlich mehr Ausbildungsstellen gemeldet, als es Bewerber gibt.

Karl Tymister, Chef der Agentur für Arbeit Mettmann, appelliert an die Firmen, noch zusätzliche Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen.
Karl Tymister, Chef der Agentur für Arbeit Mettmann, appelliert an die Firmen, noch zusätzliche Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen. © Agentur für Arbeit

Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf, macht den jungen Leuten Mut: „Es gibt keinen Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Unsere Firnen haben noch rund 1000 freie Ausbildungsstellen“. Die sonst üblichen Speeddatings zwischen Firmen und Lehrstellen-Suchenden konnten in diesem Jahr wegen Corona nicht stattfinden. Für den 20. August plant die IHK nun erstmals ein virtuelles Speed-Dating. Auch Blind-Dates zwischen Jugendlichen und Unternehmen würden vorbereitet. Zudem starte man eine Kampagne „Ausbildungshelden gesucht“.

Auch die Abiturienten im Blick

Der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Düsseldorf, Axel Fuhrmann, hat auch die Abiturienten im Blick. Da sich „work and travel“ im Ausland in diesem Jahr wohl kaum mehr realisieren lasse, könnten sie das Jahr zuhause nutzen, um eine verkürzte Ausbildung in einem Handwerksberuf zu absolvieren. Denn im Bereich Düsseldorf/Kreis Mettmann gebe es noch etwa 700 offene Ausbildungsstellen. „Vielen Handwerksbranchen geht es trotz Corona ausgesprochen gut, vor allem den Gewerken im Baubereich“, so Fuhrmann. Die Babyboomer-Jahrgänge gingen jetzt langsam in den Ruhestand und auch in den mittleren Führungsebenen würde dann dingend Nachwuchs gebraucht.

Ausbildungsstart bis in den November hinein

Fuhrmann rechnet damit, dass die Aufnahmen von Ausbildungen in diesem Jahr bis in den November hinein laufen. „Mit den Berufskollegs ist abgesprochen, das auch die späten Starter noch in die Berufsschulklassen aufgenommen werden. Da Praktika in den vergangenen Monaten kaum möglich waren, riet der Handwerkschef, sich vielleicht in den Sommerferien darum zu bemühen.

„Nicht warten, jetzt mit den Bewerbungen starten“, riet Tymister den jungen Leuten jetzt.

Die Top 5 der Berufe

Im Kreis Mettmann gab es die meisten gemeldeten Ausbildungsstellen (136) für Kauffrau/Kaufmann im Einzelhandel. 122 Offerten wurden für angehende Verkäufer gemeldet. Für Kaufleute für Büromanagement standen 81 Plätze zur Verfügung, für zahnmedizinische Fachangestellte 59 und für Speditionskaufleute 52.

Dem gegenüber standen 202 Bewerber für Büromanagement, 127 junge Leute wollten Kfz-Mechatroniker werden, 124 Verkäufer. 92 Bewerber strebten eine Lehre als Einzelhandels-Kaufmann an und 89 wollten Industriekaufmann werden.