Velbert. Vom Mittelaltermarkt über das Weinfest bis zu Kulturinarisch: Alle Veranstaltungen in Velbert sind bis in den Herbst hinein abgesagt worden.

Es war ein sehr trauriger Termin, zu dem Bürgermeister Dirk Lukrafka und das Stadtmarketing Velbert eingeladen hatten: Es ging um den Veranstaltungskalender in der Stadt. Alle größeren Veranstaltungen in Velbert sind bis weit in den Herbst hinein abgesagt. Es wird ruhig an den Wochenenden.

Mit der offiziellen Absage habe die Stadtverwaltung gewartet, bis am 4. Mai eine neue Corona-Schutzverordnung in Kraft getreten sei, die alle Großveranstaltungen bis zum 31. August untersage, so der Bürgermeister. Und was danach geschieht, steht noch in den Sternen

24 Mannschaften waren angemeldet

Lukrafka begann dann auch den Reigen der Absagen. Entfallen wird der Betriebscup, bei dem sich die Kicker aus Velberter Unternehmen messen wollten. Besonders schade: Diesmal hatten sich mit 24 Mannschaften mehr denn je angemeldet.

Nicht stattfinden wird auch das Herminghausparkfest, das alle zwei Jahre gefeiert wird. Olaf Knauer vom Stadtmarketing hofft, dass es auf 2021 verschoben werden kann. Aber: „Wir müssen darauf achten, dass sich dann im nächsten Jahr nicht alles knubbelt.“

Markthändler sind enttäuscht

Auch der Feierabendmarkt, der erst im vergangenen Jahr eingeführt wurde, ist in Zwangspause. „Die Händler sind sehr enttäuscht“, sagte Peter Weiß von Velbert aktiv. Aber einen Markt wie jetzt in Köln installiert, wo man Speisen zum Mitnehmen kaufen könne, wolle man in Velbert nicht. Weiß: „Wir haben genug Gastronomen, die kämpfen müssen, und Speisen anbieten.“ Aus fällt auch das äußerst beliebte Weinfest. Die Winzer hätten zwar vorgeschlagen, stattdessen an mehreren Wochenenden mit jeweils zwei Kollegen anzureisen, aber da habe man Sorge, dass dann doch zu viele Menschen kommen würden und die nötigen Abstandsregeln nicht eingehalten werden könnten. Maifest und Sonnwendfeier sind auch gestrichen, die Bands wurden nun fürs nächste Jahr verpflichtet.

Auch der Mittelaltermarkt mit seinen Schwertkämpfern findet nicht statt.
Auch der Mittelaltermarkt mit seinen Schwertkämpfern findet nicht statt. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Kein Mittelaltermarkt

Die Streichliste macht vor den Stadtteilen natürlich nicht Halt. Der Mittelaltermarkt fällt aus, mit Mundschutz und Abstandsregeln und ohne Ritterlager mache der Markt keinen Sinn, sagte Ute Meulenkamp. Die traditionelle Trödelmeile musste ausfallen und auch „Meat and Great“ findet nicht statt, teilte Helmut Wulfhorst von der Werbegemeinschaft Neviges mit.

Auch der Ersatzumzug fällt aus

In Tönisheide entfallen die Sonnwendfeier und auch der Umzug, der als Ersatz für den ausgefallenen Karnevalszug gedacht war. Das Treckerfest wird ebenfalls der Corona-Pandemie zum Opfer fallen, so Wilbert Hager von der Werbevereinigung Tönisheide. Er hoffe nun auf den Weihnachtsmarkt am zweiten Adventswochenende.

In Langenberg fällt das für Ende Mai geplante Steampunk-Festival aus wegen Corona, auch die Trödelmärkte finden nicht statt und Kulturinarisch wird es in diesem Jahr ebenfalls nicht geben. Was mit Kerzenzauber und Martinsmarkt werde, sei noch nicht geklärt, so Jörg Motzkau von der Werbegemeinschaft.

Kulturinarisch findet ebenfalls nicht statt.
Kulturinarisch findet ebenfalls nicht statt. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

„Konzepte wurden gut angenommen“

„Wir hatten einen guten Flow mit vielen neuen tollen Konzepten, die jetzt erstmal nicht weiter verfolgt werden können, das ist sehr schade“, bedauerte Olaf Knauer vom Stadtmarketing. „Das ist echt bitter, zumal die Konzepte von den Bürgern sehr gut angenommen wurden“, fügte Bürgermeister Lukrafka hinzu.

Unter den vielen Absagen leidet auch der Kulturbetrieb der Stadt. „Nicht nur, dass es keine öffentlichen Veranstaltungen mehr gibt, auch viele private Feiern in unseren Räumen wurden gestrichen“, so Linda Frenzel von den Kulturloewen. In normalen Jahren habe man immerhin 300 Veranstaltungen. Das gesamte Programm sei nun um ein Jahr verschoben worden.

„In der Krise neu erfunden“

„Wir haben uns in der Krise neu erfunden“, sagt Frenzel, so gebe es einmal in der Woche eine Sendung auf Radio Neandertal. Man zeige vermehrt Präsenz in den sozialen Medien und habe einen eigenen Kanal auf Youtube.

Velberter Kultur im Radio

Da normale Kulturveranstaltungen im Moment nicht stattfinden können, haben sich die Kulturloewen etwas einfallen lassen. So gibt es freitagabends, 18 Uhr, im Radio Beiträge für Kinder und Erwachsene. Dazu den Sender auf „Radio Neandertal“ (UKW 97.6) einstellen.

Am heutigen Freitag, 8. Mai, präsentiert das Theater Grüne Soße „Die Kartoffelsuppe – eine Geschichte zum Mitkochen“. In diesem Hörspiel für die ganze Familie geht es um gesundes Essen und die Kunst des Kochens und den Hunger in schlechten Zeiten. Und so wie sich die Geschichte weiterspinnt, wird geschnippelt und geschält und gekocht. Und das Beste: Die Zuhörer können mitkochen. Die Zutatenliste gibt es vorab auf https://www.kulturloewen.de/kultur-im-wohnzimmer.

Absagen haben wirtschaftliche Folgen

Bürgermeister Lukrafka wies auf die wirtschaftlichen Folgen des Absagereigens hin. „Viele Veranstaltungen dienen ja auch dazu, Menschen in die Innenstädte zu ziehen, sie zum Kauf bei lokalen Händlern und Konsum bei lokalen Gastronomen zu animieren. Diese Impulse fehlen nun.“ Velbert Marketing hofft, dass wenigstens das Schlangenfest im September mit verkaufsoffenem Sonntag stattfinden kann.