Langenberg. Anwohner in Velbert-Nierenhof klagen über zunehmenden Verkehrslärm auf der Straße nach Hattingen. Denn dort geben Autos und Motorräder Gas.

Nur gut 100 Meter Luftlinie trennen den Balkon von Bianca Röhrig und Nils Blarr von der Hattinger Straße. Der Blick auf den Kreisverkehr ist frei. Jetzt, an einem normalen Vormittag unter der Woche, fließt dort der übliche Verkehr. „Das ist kein Problem für uns“, sagt Bianca Röhrig. Vor zwei Jahren ist sie mit ihrem Mann in die Wohnung eingezogen. „Dass wir nah an der Straße sind, wussten wir natürlich“, sagt sie, „aber wie gesagt: Der normale Verkehr stört nicht weiter.“

Ganz anders sei die Situation jedoch am Wochenende. Ab Freitagnachmittag, „wenn die Leute Feierabend haben“, kämen die Motorradfahrer und auch manch ein Autofahrer. „Die drehen dann noch ne Runde“, sagt Bianca Röhrig salopp. Aber bei der Ausfahrt aus dem Kreisverkehr „drehen die richtig auf“, ergänzt Nils Blarr. Denn hier endet das Tempolimit, zudem ist die Straße nach Hattingen, die ab dem Kreisverkehr Nierenhofer Straße heißt, frisch asphaltiert.

Seit Corona ist es schlimmer geworden

„Die sind teilweise so laut, dass man denkt, das kann doch nicht straßentauglich sein“, berichten die beiden. An einen gemütlichen Nachmittag auf dem Balkon sei dann nicht zu denken, „man versteht sein eigenes Wort nicht“. Seit die Ausgangs- und Kontaktverbote in Kraft seien, habe sich die Lage noch einmal verschlimmert.

„Das sind aber nicht nur Motorradfahrer“, schränkt Nils Blarr ein. „Es gibt auch genug Autos, die meiner Meinung nach lauter als erlaubt sind.“ Aber die Strecke sei halt beliebt, „das sind Leute aus Bochum und so, die kommen von der A 43 runter, fahren durchs Wodantal und dann hierher zurück Richtung Hattingen.“

„Anwohnern wird der Frühling vergällt“

Gerade manche Motorradfahrer drehten bei der Ausfahrt aus dem Kreisverkehr in Fahrtrichtung Hattingen richtig auf, klagen Bianca Röhrig und Nils Blarr.
Gerade manche Motorradfahrer drehten bei der Ausfahrt aus dem Kreisverkehr in Fahrtrichtung Hattingen richtig auf, klagen Bianca Röhrig und Nils Blarr. © dpa | Felix Kästle

Ähnliche Erfahrungen hat Beate Uber-Lange gemacht. „Der Frühling ist da, alle Lebensgeister sind erwacht, auch die der Motorradfahrer“, klagt sie. „Nur wird leider uns Anwohnern von Durchgangsstraßen der Frühling vergällt: Von morgens bis abends werden wir zugedröhnt von Motorradlärm.“ An den Wochenenden sei es am schlimmsten, „da sind mehr Motorräder unterwegs als Autos.“

Doch was tun? Bianca Röhrig und Nils Blarr sind Mitglieder im Bürgerverein Nierenhof, „da läuft das dann gebündelt“, sagen die beiden.

Unfallgefahr im Kreisverkehr

Dass ein Tempolimit ab Kreisverkehr helfen könnte, glauben die beiden nicht: „Wer so fährt, hält sich ohnehin nicht daran.“ Und die Geschwindigkeit führe noch zu einem weiteren Problem: „Viele, die aus Richtung Hattingen kommen, fahren im Kreisverkehr einfach durch. Da muss man echt aufpassen, wenn man hier aus der Siedlung raus will.“

Vielleicht könnten ein Blitzer – auch ein mobiler – oder regelmäßige Kontrollen Abhilfe schaffen, schlägt Nils Blarr vor. Die Kreispolizei Mettmann verweist darauf, dass momentan an den Wochenenden ohnehin beliebte Motorradstrecken im Fokus stünden. Bereits seit Ostern würde vermehrt kontrolliert, sagt Pressesprecher Ulrich Löhe.

Polizei hat beliebte Motorradstrecken im Visier

Dabei komme auch das Pro-Vida-Motorrad zum Einsatz, dass während der Fahrt beweiskräftig die Geschwindigkeit anderer Fahrzeuge messen und Videoaufnahmen machen könne. „Wir führen verstärkt eigene Überwachungsmaßnahmen durch“, so Löhe, „werden aber auch informiert, zum Beispiel von Anwohnern oder Kleingärtnern. Dann fahren wir auch dahin.“

Beate Uber-Lange reicht es mit dem Lärm aber: „Wer kann, flieht in den Garten hinter dem Haus, aber auch da ist der Lärm penetrant.“ Wer wegen Corona zuhause bleiben müsse, sei dem Lärm gnadenlos ausgesetzt. „Wer erbarmt sich endlich der Anwohner und unterbindet wenigstens innerhalb von Ortschaften diesen krankmachenden Lärm?“

Kontakt zur Politik aufgenommen

Der Bürgerverein Velbert-Nierenhof hat sich bereits schriftlich an die lokale Politik gewandt. In dem Brief ging es auch um den Verkehrslärm im Stadtteil. Angeregt wird etwa ein Kreisverkehr statt der Kreuzung Hattinger-/Kohlenstraße. Dadurch könne nicht nur der Lärm reduziert, sondern auch die Kreuzung sicherer gestaltet werden.

Der Bürgerverein verweist auf seiner Homepage www.buergerverein-velbert-nierenhof.de auch auf die überregionale Initiative „Zu laut“, die sich intensiv mit dem Thema Verkehrslärm auseinander setzt. Unter anderem fordert die Initiative, dass sich die Politik zur Kampagne „Silent Rider“ bekennt.