Langenberg. Im großen Saal der Vereinigte Gesellschaft (VG) entsteht eine Deckenpracht. Fachleute sind mit den Arbeiten für den neuen Glanz beschäftigt.
Wenn die Vereinigte Gesellschaft (VG) öffnet und Veranstaltungen wieder erlaubt sind, werden sich die Gäste freuen können: Gab der große Saal bislang schon einen festlichen Rahmen, so wird er mit der wiederhergestellten, ursprünglichen Deckenpracht ein ganz besonderes Kleinod in Langenberg werden.
Durch ein Bad geklettert
Im Hintergrund verfüllt rhythmisch und gleichmäßig ein Geselle den Kleber, während sich Stuckateurmeister Dirk Hafeneger zurückerinnert: Eigentlich sollte schon vor einem Jahr begonnen werden. Bei der Begutachtung des Hauses sind sie damals über das Nachbargebäude auf den Spitzboden des Hauses in der Hauptstraße 84 gelangt: „Durch das Bad eines Mieters sind wir über die alte Decke geklettert.“ Und darunter haben sie die historische Stuckdecke beziehungsweise Reste des Wandstuckes, der weitestgehend erhalten war, entdeckt – auch Pilaster, also Teilpfeiler, „daraus konnten wir rekonstruieren.“
Lange versuchte man alte Bilder von der früheren Decke zu bekommen, doch aus den Funden, die sich unter der rund 1,4 Meter abgesenkten Decke befanden, konnte der Wuppertaler Architekt Dr. Dipl.-Ing. Florian Baltzer die Decke rekonstruieren. Da die Decke erst Ende Mai fertiggestellt wird, hat der Architekt seine Entwürfe zur Verfügung gestellt.
Unterdecke in 5,20 Metern Höhe
In den 1950 und 1960er Jahren hatte man in 5,20 Metern Höhe eine glatte Unterdecke eingezogen. Roland Fischer, Kassierer der Vereinigten Gesellschaft, erzählt von den Überlegungen innerhalb des Vorstands und dem späteren, einheitlichen Mitgliederbeschluss: „Wir wollen den ursprünglichen Zustand wieder herstellen, das Haus erhält auch dadurch eine Wertsteigerung.“ Außerdem weiß er: „Die alte Decke war immer als Provisorium gedacht.“ Und der Architekt ergänzt: „Die Decke war schon sehr alt und fragil“, jedoch zu keiner Zeit einsturzgefährdet. Da musste entschieden werden, ob man das Provisorium erneuert oder es „gleich richtig macht“. Und damit auch die Akustik verbessert.
Die Stuckelemente sind alle in Alabastergips
Was Pilaster ist
Der Pilaster ist ein in den Mauerverbund eingearbeiteter Teilpfeiler, der auch als Wandpfeiler bezeichnet wird. Er kann, muss aber keine tragende statische Funktion haben.
Das in einem Raum in der Kehle zwischen Wand und Decke umlaufende Profil nennt man Eckgesims oder auch Kehlgesims.
Bereits 2002 hatte man darüber nachgedacht, die frühere Decke wieder sichtbar zu machen. Im vergangenen Jahr wurde die Idee wieder aufgegriffen. Während in Langenberg die restaurierten und teilweise neu gefertigten Elemente eingebaut werden, erzählt Hafeneger vom Aufbau der Decke: Zum großen Dachstuhl hin sind stabile Dämmplatten aus Coverrock verbaut, die auch als Putzträger fungieren. Die Eckgesimse wurden bereits im Februar in der Solinger Werkstatt gefertigt und nun nach und nach befestigt.
„Die Stuckelemente sind alle in Alabastergips, ein hochwertiges, feine Material“, freut sich der Stuckateurmeister – und Baltzer stimmt zu: „Das ist das beste Gipsmaterial.“ Ein Nivellier-Laser läuft dauerhaft, damit alles perfekt wird. Zusammen mit Hafeneger arbeiten insgesamt sieben Leute, zwei Meister und vier Stuckateurgesellen, auf der Baustelle. Auch der inzwischen 71. Lehrling des Solinger Meisters, gerade erst seit einigen Wochen dabei, hilft tatkräftig mit.
Neue Decke wird den Raum optisch aufwerten
Dirk Hafeneger wird auch nicht müde, von den alten Arbeiten in der VG zu schwärmen und zeigt stolz, wie korrekt sein Berufsstand schon damals gearbeitet hat. Und auch der Wuppertaler Architekt hat sichtbar Freude an den Arbeiten: „Es freut mich, dass diese alte Handarbeit aufgenommen wurde.“
Wenn die Decke dann fertig ist, sind nicht nur die Stuckarbeiten wieder sichtbar, sondern auch weitere Fenster, die bislang verborgen waren. Die Decke wird in 6,70 Metern Höhe den Raum optisch aufwerten und auch für eine verbesserte Akustik sorgen. Fischer freut sich, dass diese Akustikmessungen in die Überlegung mit einbezogen wurden und ist froh, „dass kein Asbest gefunden wurde.“ Mit dem verwendeten Coverrock wurde außerdem den höchsten Brandschutzbestimmungen entsprochen. So wird der Saal in mehrfacher Hinsicht aufgewertet – und in Zukunft hoffentlich wieder häufig genutzt.