Langenberg. Der Bürgerbusverein Velbert-Langenberg bekommt ein neues Fahrzeug. Doch zunächst muss der Vorstand Angebote einholen. Anschaffung wird gefördert.
Zwar ruht der Fahrdienst des Bürgerbus‘ Langenberg derzeit, dennoch bleibt gerade für die Mitglieder des Vorstands ausreichend viel Arbeit, die erledigt werden muss. Vor allem in diesem Jahr, denn wenn alles glatt läuft, gibt es noch vor Weihnachten einen neuen Bus für den Verein.
Der Langenberger Bürgerbusverein ist einer der größten in Nordrhein-Westfalen: rund 40 ehrenamtliche Fahrer und Fahrerinnen steuern auf insgesamt fünf Linien zwei Busse an fünf Tagen durch den Ort, außerdem einen Bus am Samstag. Dabei werden durchschnittlich 35.000 Fahrgäste pro Jahr befördert.
400.000 Kilometer durch Langenberg
Jetzt wird der Bus, der 2013 angeschafft wurde und dann rund 400.000 Kilometer in Langenberg zurückgelegt hat, in Rente geschickt. Seit wann ein Bus des Vereins übrigens im Einsatz ist, erkennt man an den Nummernschildern: der Bus, der im November 2013 zugelassen wurde, trägt das Kennzeichen W-SW 1113, der neuere Bus wurde im Juni 2016 angeschafft und trägt das Kennzeichen W-SW 616.
Doch bis zur Zulassung ist es ein langer Prozess. Bereits im letzten Jahr wurden die Fahrer und Fahrerinnen gefragt, ob und welche Änderungsvorschläge sie haben. Gleichzeitig wird geschaut, was der Markt bietet und wie sich die Technik weiterentwickelt hat.
Nutzen verschiedener Einbauten wird geprüft
In die Entscheidung fließen die Erfahrungen mit den aktuellen Bussen ein. Der jetzt ausscheidende Bus „ist inzwischen sieben Jahre alt, da hat sich vieles geändert“, weiß Fahrdienstleiter José Almansa. Dann werde abgewogen, was jetzt Sinn ergebe, denn nicht jede Neuerung ist langfristig sinnvoll.
So war der Retarder im W-SW 1113 beispielsweise im Grunde Sinn sinnvoll, aber man müsse abgleichen, wie viele Bremsbeläge und -scheiben beispielsweise eingespart wurden. Ein Retarder ist eine zuschaltbare Dauerbremse, die vorwiegend in Nutzfahrzeugen eingesetzt wird.
Zusatzbremse ist hilfreich aber unpraktisch
Wurden 5000 Euro eingespart bei einem Einbaupreis von 4500 Euro, dann scheint der Einbau sinnvoll. Allerdings: Der alte Retarder musste manuell betätigt werden, was den Nachteil mitbrachte, dass man ihn auch schon mal anließ. Wenn der Fahrer oder die Fahrerin dann wieder Gas gab, fuhr man gegen die Bremswirkung an, was zusätzlich Treibstoff kostete.
In dem Bus, der vor vier Jahren angeschafft wurde, gab es den manuellen Retarder dann nicht mehr, aber auch hier unterstützt ein zusätzliches System – jedoch nur, wenn gebremst wird. Gerade überlegen die Entscheider, ob eine Rückfahrkamera eingebaut werden soll: „Hier ist die Überlegung aber noch gar nicht abgeschlossen.“
Vorstand wartet auf Angebote
Auch wartet der Vorstand erst einmal auf Angebote. Da der Bus wieder vom Land gefördert wird, muss der neue Bus nach EU-Richtlinien europaweit ausgeschrieben werden. „Es gibt wieder eine Förderung, obwohl der Bus kein Niederflurbus werden kann“, darauf ist Gerd Berker, Vorsitzender des Bürgerbus Langenberg e. V., stolz, denn ein Niederflurbus sei eigentlich eine Vorgabe.
„Aber wenn der Schwerbehindertenbeauftragte der Stadt Velbert bestätigt, dass die topographischen Verhältnisse dies in Velbert nicht zulassen…“ Die Förderung vom Land NRW liegt bei 35.000 Euro. Der Bus wird mindestens 90.000 Euro brutto kosten, weiß Almansa.
Neuer Bus kostet rund 90.000 Euro
Der letzte hat 88.000 Euro brutto gekostet und musste vom Verein ohne Landesmittel getragen werden. Auch hier ist Berker stolz: „Die Stadt Velbert hat damals 15.000 Euro dazu getan.“ Für 90.000 Euro gibt es dennoch nicht alles, was man an Ausstattung haben möchte: „Beim Einholen der Angebote wurde erst einmal alles zusammengestellt, was man gerne hätte. Dann muss man schauen, was es jeweils kostet.“
Da ist es gut, dass der Verein José Almansa hat, der als KFZ-Sachverständiger und Kfz-Meister nach 29 Jahren aus der Berufsfeuerwehr Velbert ausschied. Zuletzt hatte er als Hauptbrandmeister und Fuhrparkleiter gearbeitet. Unterstützt wird er von seinem Stellvertreter Jochen Neef. Zusammen beraten sie die Entscheidungsträger des Vereins.
Bedürfnisse der Fahrer und Gäste berücksichtigt
Anderthalb Millionen Kilometer
Der Bürgerbus Langenberg wurde vor 24 Jahren gegründet. Bis Dezember 2019 haben die bislang sechs Busse 1.559.819 Kilometer in Langenberg zurückgelegt.
Bis zu diesem Datum transportierten die Fahrerinnen und Fahrer 772.350 Fahrgäste in 26.052 Fahreinsätzen.
Der Verein wird von der „WSW mobil“, den Wuppertaler Stadtwerken und der Verkehrsgesellschaft Velbert (VGV) unterstützt. Neben der Unterstützung des Landes bekommt jeder Bürgerbusverein in NRW alle sieben Jahre vom Land eine Verwaltungskostenpauschal von jährlich 6500 Euro.
Bei der Ausstattung des neuen Busses werden sowohl die Bedürfnisse der ehrenamtlich tätigen Fahrer und Fahrerinnen berücksichtigt, als auch die der Fahrgäste. Hier spielen beispielsweise die Gurte und der Einstieg eine Rolle. Die Anbringung der Gurte in dem alten Bus habe dazu geführt, dass sie sehr mühselig in der Benutzung sind.
Um hier Erfahrungen zu sammeln, waren Almansa und Neef noch kurz bevor Corona das Leben einschränkte, bei einer Hausmesse im Werk der TS Fahrzeugtechnik In Gera: „Gurte oder Sitze, dafür sind Hausmessen, da probiert man aus, wie praktisch das ein oder andere ist“, so der Fahrdienstleiter.
Vorgaben des Landes müssen erfüllt werden
Die versetzte Stufe wie in Bus W-SW 616 wird es nicht mehr geben, da sei man sich schon einig: „Die hat sich als unpraktisch erwiesen, gerade bei älteren Gästen mit Gehbehinderung.“ Auch eine manuelle Handbremse fällt weg. Zu oft war diese zu stark angezogen und ließ sich nicht mehr problemfrei lösen: „Diese wird künftig elektrisch betätigt.“
Die VDL Bus & Coach BV in den Niederlanden hatte den Besuch wegen der Corona-Krise Anfang März abgesagt. „Wir sind froh, wenn wir drei Angebote haben“, darauf hofft Almansa, damit die Vorgaben des Landes NRW erfüllt werden können, denn den Zuschuss will und muss der Verein auf jeden Fall haben.