Velbert. Trotz zweier städt. Gesamtschulen in Velbert bleibt diese Schulform für viele nur ein Wunsch. Bei Gymnasiasten hapert’s oft mit der Empfehlung.
Es ist genau das eingetroffen, was absehbar war: An der Realschule Kastanienallee, die als einzige ihrer Art in Velbert zum Schuljahr 2020/21 insgesamt 112 Kinder in der fünften Eingangsstufe haben wird, fangen 36 Jungen und Mädchen an, die eigentlich eine Hauptschul-Empfehlung haben. Weitere 25 besitzen lediglich eine eingeschränkte Realschul-Empfehlung. Damit nicht genug: Beide Gesamtschulen mussten mangels Kapazitäten Schüler abweisen. In Mitte an der Poststraße waren es 44 und in Neviges An der Maikammer 23 Kinder, die derzeit noch eine Velberter Grundschule besuchen.
Grüne in Velbert mahnen schnelles Handeln an
Das geht aus der „Auswertung der Übergänge aus den Velberter Grundschulen zu den Schulen der Sekundarstufe I“, die auf dem Anmeldeverfahren vom Februar basiert und die die Fachverwaltung dieser Tage sowohl den Schulausschuss-Mitgliedern als auch den Ratsfraktionsvorsitzenden zugesandt hat. Die grüne Bürgermeister-Kandidatin mahnt schnelles Handeln an. Abgelehnte Velberter Schüler müssten auf die Realschule Kastanienallee ausweichen, moniert Esther Kanschat, so dass der Gesamtschul-Wunsch wieder für viele unerfüllt bleibe. Werde die Realschule zur Ausweichschule, könnte sich dadurch die Schülerstruktur auf Dauer stark verändern.
Schulverbund mit den Nachbarn
Nach Ansicht der Bündnisgrünen muss dringend etwas passieren: die Gesamtschule in Neviges kurzfristig um zwei mögliche Züge erweitern, die dafür nötigen Gebäude an der ehemaligen Hardenbergschule zügig sanieren oder ggf. neu bauen, keine Schule soll in die Rolle einer Ausweichschule gedrängt werden, langfristige Lösungen für die Schaffung weiterer Gesamtschulplätze suchen und mit der Stadt Wülfrath über einen möglichen Schulverbund verhandeln.
Mettmanner zieht’s nach Heiligenhaus
Die Kalkstadt spielt deshalb eine Rolle, erläuterte Reinhard Mickenheim auf WAZ-Anfrage, weil aus Wülfrath 53 Kinder an den beiden hiesigen Gesamtschulen angemeldet und letztlich 37 aufgenommen wurden. Die Crux: In der Nachbarstadt gibt’s diese Schulform nicht. Und Wülfrather Kinder haben per Gesetz beim Auswahlverfahren, das nach Auskunft des Fachbereichsleiters (Bildung/Kultur/Sport) letztlich ein Losverfahren ist, exakt die selben Chancen wie Velberter und müssen von den Schulleitern ebenbürtig behandelt werden. Vorher aussortieren geht gar nicht. Übrigens: Ein großer Teil der Gesamtschüler in Heiligenhaus soll aus Mettmann kommen.
Hauptschule fehlt bereits
Eine erhebliche Rolle spielt vor Ort natürlich auch der Umstand, dass die Martin-Luther-King-Hauptschule im Zusammenhang mit der Errichtung der Gesamtschule Neviges zum Auslaufmodell gemacht worden ist. Dort an der Grünstraße gibt es schon jetzt keine fünfte Stufe mehr. „Im Moment sind alle untergekommen“, bilanziert Mickenheim, „aber es tut letztlich auch der Realschule nicht gut, weil sie so viele Schüler ohne die entsprechende Empfehlung hat.“
Hardenberg-Gebäude auf dem Prüfstand
Er sieht folgende Möglichkeiten: Erweiterung der Gesamtschule Neviges um zwei Züge, „das gibt aber der Schulbau nicht her. Das Gebäude Hardenbergschule kann man nicht mal so eben an den Start bringen“. Zurzeit werde dessen Zustand auf Tauglichkeit geprüft und der Sanierungsbedarf ermittelt. Ferner könne man, mit einer Dependance-Lösung, die Gesamtschule Mitte auf neun Züge aufstocken. Für eine dritte Gesamtschule gebe es hingegen zu wenig Kinder. „Auf Sicht“ sei es zudem sicher mal eine Option mit Wülfrath zu sprechen: „Einen Zweckverband kann man aber nicht von heute auf morgen bilden.“
Übergänge nehmen zu
Fachausschuss tagt voraussichtlich Anfang Juni
Voraussichtlich bzw. nach der bisherigen Planung tagt der Ausschuss für Schule und Bildung das nächste Mal wieder am 4. Juni. Die letzte reguläre Sitzung hat bereits im Februar stattgefunden.
Der anberaumte Termin am 1. April ist hingegen Corona-bedingt ausgefallen. In der Sitzung hätte u. a. die Schulentwicklungsplanung für den Primar- und Sekunderbereich auf der Tagesordnung gestanden.
Hinzu kommt: Die Einschulungszahlen steigen seit Jahren und noch bis zu einem absehbaren Maximum in 2025/26. Das macht nicht nur eine weitere dreizügige Grundschule notwendig, sondern bedeutet in der Konsequenz auch zunehmend größer werdende Übergänge von der Primar- in die erste Sekundarstufe.
Pendlersaldo ist negativ
Im laufenden Schuljahr besuchen in der Jahrgangsstufe 4 insgesamt 701 Kinder eine Velberter Grundschule. 585 wechseln an eine städt. Schule der Sekundarstufe I vor Ort, 116 wählten eine Schule in Nachbarstädten, und 85 Mädchen und Jungen aus Nachbarstädten sind an einer städt. weiterführenden Schule in Velbert angemeldet. Das ergibt ein negatives Pendlersaldo von 31.
NEG legt vierzügig los
Zum Abschluss noch ein Blick auf die einzelnen Anmeldezahlen: Die Gesamtschule Neviges nimmt 116 (4 Züge) und die in Mitte 167 Schüler (6) auf. An der Realschule Kastanienallee fangen wie eingangs erwähnt 112 Kinder (4) neu an, am Nikolaus-Ehlen-Gymnasium 106 (4 in Stufe 5, sonst 3-zügig), am Geschwister-Scholl-Gymnasium 92 (3), und die kleinsten Klassen gibt’s im Gymnasium Langenberg mit 83 (3). Der Auswertung zufolge konnten an den Gymnasien gerade mal 50 Prozent der Anmeldungen eine uneingeschränkte Empfehlung für die gymnasiale Schulform vorweisen.