Velbert. Da die Kirchen in Velbert geschlossen bleiben müssen, übertragen einige Gemeinden die Gottesdienste im Internet. Einige haben dabei schon Routine
Nach gut 30 Minuten waren zeitweilig rund 280 Zuschauer zugeschaltet: Um zehn Uhr hatte die Evangelische Gemeinde Nierenhof am Sonntag ihren Gottesdienst per Livestream gestartet. Begleitet von Josi Jansen und Joel Scheuermann stand Pfarrer Dirk Scheuermann in einer leeren Mehrzweckhalle, die sonst komplett gefüllt ist.
Dabei ist das einzig neue eben diese leere Halle, denn schon seit Jahren wird der Gottesdienst für Menschen, die es nicht in die Kirche schaffen, per Livestream übertragen. Auch im Anschluss ist der Pfarrer noch online. Während Dirk Scheuermann spricht, läuft rechts neben der Liveübertragung ein Chat, über den sich jeder beteiligen kann. Und er wird rege genutzt. So schreibt Andreas Loercher: „Wir freuen uns, dass unsere Kirchengemeinde auch in so schwerer Zeit einen Weg zueinander findet.“
Extra-Programm für die kleinen Zuschauer
Und auch an die Kleinen ist, wie sonst auch bei den Gottesdiensten, gedacht: Während der Predigt gibt es auch ein Programm für den Kindergottesdienst auf dem YouTube-Kanal „KiGo Nierenhof“. Wie fit die Nierenhofer Gemeinde medial ist, zeigt sie auch mit dem aufgebauten Studio-Wohnzimmer, dem „Feierabend-Filmstudio“, in dem aus der zurückliegenden Woche berichtet wird.
Eine Teilnehmerin schreibt: „Danke! Einfach nur danke! Ich sitze hier mit meiner besten Freundin Zuhause. Gottes Wort gibt uns jeden Tag Trost und Kraft.“ So bezieht sich auch Scheuermann auf aktuelle Ereignisse: „Zurzeit geht eine große Traurigkeit um die Welt. Das macht alle verrückt, überfordert die Gesundheitssysteme, lässt Firmen zugrunde gehen.“
Online die Gebetswünsche mitteilen
Scheuermann stellt all die Fragen, die die Menschen gerade an Gott haben könnten. In seinem Gleichnis ist Jesus bei Paulus im Gefängnis und erzählt vom Geheimnis der Freude. Am Ende erzählt Scheuermann, wie komisch es sei, vor einer leeren Kirche zu stehen.
Dennoch können die Teilnehmer ihre Anliegen, Gebetswünsche mitteilen. Wovon sie reichlich Gebrauch machen: Für die Menschen, die auf den Intensivstationen mit dem Leben ringen, bitte um Schutz für eine Freundin mit einer Autoimmunkrankheit, für Menschen in Pflegeheimen, für die Flüchtlinge auf Lesbos, für die Kranken unter uns, bei denen es um Leben und Tod geht, für die Menschen, die aktuell durch die Krise in Not geraten sind, für Frieden in Familien, für die einsamen Menschen zurzeit, für Einsame, für die, die jetzt große Ängste haben und für die, deren Existenz jetzt auf dem Spiel steht.
Viel Lob von den Gläubigen
„Wow starke Predigt“, schreibt Frank Zündorf und Jenny Fein ist von der Übertragung beeindruckt: „Sehr professioneller Stream. Ich weiß, wie komisch es ist, in eine Kamera bzw. Laptop zu sprechen, ohne die Gesichter und Reaktionen zu sehen. Macht weiter so! Könnte euch jeden Tag zusehen!“ Nicolai Hamilton ist angetan: „Vielen Dank Euch für diesen schönen Gottesdienst!! Grüße und Gottes Segen aus Halle Westfalen!“
Cyntia Koppak bedankt sich für den segensreichen Gottesdienst: „Er war für mich sehr aufbauend. Danke!“ David Platte bedankt sich bei dem Team, zu dem auch drei Techniker gehörten: „Ihr macht echt `n super Job!“
Premiere in der Markuskirche
Während Nierenhof nicht zum ersten Mal sendet, ist es für die Evangelische Gemeinde Velbert eine Premiere. So finden sich auch noch zwei Testläufe von den Vortagen auf Youtube. Nach den Tests stand dann ab elf Uhr Pfarrerin Maret Schmerkotte erstmalig in der leeren Markuskirche, deren Altar während des gesamten Gottesdienstes von der Sonne durchs Fenster angestrahlt wird.
Für Zuschauer Dennis Firzlaff fehlt komplett das Gefühl, mit vielen in einen Raum zu sein, das „gemeinsame Sache-Gefühl.“ Doch er findet gut, dass man aufgefordert wird, in sich reinzuhören und besonnen zu handeln. „Ich fand gut, dass die Lieder zum Mitlesen eingeblendet wurden.“
Immer mehr Velberter schalten sich dazu
Auch hier schalten sich im Laufe der Sendung immer mehr Menschen zu. Gebete und Reden haben überwiegend die Pandemie zum Inhalt. Schmerkotte bittet für die Menschen in Italien, bittet um Vertrauen für die Menschen, die Sterben werden, und für die Kranken, wieder gesund zu werden. Zuversicht und Energie wünscht sie für alle Helfer und Helferinnen.
Bei den Musikeinspielungen und den Fürbitten wird auch hier sichtbar, dass die Pfarrerin den Gottesdienst nicht ganz allein gestaltet. Presbyter Bernd-Jürgen Schönfeld steht ihr zur Seite, Gemeindemitglied Reinhard Schenk betreut die Technik. Auch sie strahlen die Zuversicht aus, dass sie gemeinsam und im Glauben durch die Pandemie gehen. Gemeinsam ja, doch mit bedacht, so appelliert Schönfeld zum Schluss, man möge „auf die Rudelbildung verzichten“.